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1258 - Der Leichen-Skandal

1258 - Der Leichen-Skandal

Titel: 1258 - Der Leichen-Skandal
Autoren: Jason Dark
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»Wohnen Sie dort?«
    »Ja. In der Nähe.«
    »Und da steht auch das Krematorium?«, fragte ich weiter.
    »Richtig, Mr. Sinclair. Es ist das Einzige in der Nähe. Sie glauben gar nicht, was die Leute dort zu tun haben. Das Verbrennen der Toten ist preiswerter als ein normales Begräbnis. Da herrscht wirklich eine große Nachfrage. Deshalb auch die längere Wartezeit. Aber das ist alles sehr normal.«
    Suko wies auf das Glas. »Und Sie sind sicher, dass es sich nicht um die Asche eines Menschen handelt?«
    Helen Carver schaute meinen Freund an, als wollte sie ihn fressen. Dann griff sie in ihre rechte Manteltasche und holte ein zusammengefaltetes Blatt Papier hervor. Sie legte es auf den Schreibtisch und schlug mit der flachen Hand darauf. »Bitte sehr, ich habe Ihnen die Analyse des Chemikers mitgebracht. Ich vertraue dem Mann hundertprozentig, und das sollten Sie auch.«
    Ich nahm das Blatt an mich und las den Text als Erster. Kurz und knapp war dort allgemeinverständlich formuliert, dass es sich nicht um die Asche eines Menschen handelte.
    Auch Suko las den Schrieb und reichte ihn dann der Frau zurück. Sie steckte ihn wieder ein und fragte: »Was sagen Sie jetzt dazu, wo Sie alles schriftlich haben?« Ihr Gesicht verhärtete sich. »Das ist doch eine Sauerei. Der muss man nachgehen.« Als wir nicht sofort antworteten, fragte sie: »Oder sind Sie nicht dieser Meinung?«
    »Doch, doch«, sagte ich schnell. »Es ist ein Verbrechen.«
    »Das denke ich auch.«
    Suko stellte die nächste Frage. »Haben Sie irgendwelche Nachforschungen unternommen?«
    »Ich? Ha, wie kommen Sie darauf?«
    »Weil Sie die Analyse in Auftrag gegeben haben oder…«
    »Nein, nein Inspektor. So weit kommt es nun doch nicht. Ich bin eben nur bis zu einem bestimmten Ziel gegangen. Alles andere kam für mich nicht in Frage. Ich möchte nicht wissen, in welch ein Wespennest ich da gestochen habe. Obwohl ich keine Beweise besitze, bin ich davon überzeugt, dass mein verstorbener Mann nicht der Einzige gewesen ist, den man nicht verbrannt hat. Das sagt mir einfach mein Gefühl. Aber was soll ich allein dagegen tun? Wie könnte ich Beweise heranschaffen? Das ist nicht meine Aufgabe, sondern ihre. Falls Sie es überhaupt interessiert, was ich Ihnen gesagt habe.«
    Ich nickte Helen Carver zu. »Ob Sie es nun glauben oder nicht, es interessiert uns.«
    »Ach, tatsächlich? Sie wollen sich wirklich um die Sache kümmern?«
    »Genau, das werden wir, Mrs. Carver!«
    Die Witwe wirkte erleichtert. Sie war es auch, denn plötzlich sackte sie irgendwie auf dem Sitz zusammen, und aus den Augen flossen tatsächlich Tränen.
    Helen Carver hatte gelitten. Sie hatte sich angestrengt, und sie hatte uns Beweise gebracht. Nicht nur an ihnen orientierte ich mich, sondern auch an meinem Gefühl. Es sagte mir, dass mehr hinter der Sache steckte, als es im Moment den Anschein hatte…
    ***
    Dick Paine blieb so steif auf der Stelle stehen als wäre er mit dem Boden verwachsen. Er hatte etwas gesehen, doch er wollte es nicht richtig wahrhaben. In seinem Kopf gab es eine Sperre.
    Rowdy stand vor ihm. Er knurrte jetzt kaum hörbar. Sein Fell war gesträubt. Zwischen seinen Zähnen klemmte noch immer der Arm, an dem das Fleisch bereits fast völlig abgefallen war und an einigen Stellen nur noch in Fetzen am Knochen hing.
    Als der Hund sah, dass mit seinem Herrn und Meister nichts weiter passierte, öffnete er seine Schnauze, sodass der Fund herausrutschte. Er landete auf dem feuchten Boden.
    Der Förster blieb weiterhin wie festgewurzelt auf seinem Platz stehen. Seine Gefühle waren mehr nach innen gerichtet, und wieder musste er an den Satz denken.
    Man kann den Tod riechen!
    Ja, das stimmte. Er roch ihn. Das alte Fleisch gab diesen Geruch ab. Der leichte Wind wehte ihn gegen die Nase des Mannes, der nichts weiter tat und nur wartete, wie auf einen Unbekannten, der ihm half und das Fundstück wegwarf.
    Es kam niemand, der ihm half. Paine blieb allein. In seinem Mund breitete sich ein bitterer Geschmack aus, der von der Galle stammen musste. Paine war noch so stark mit sich selbst beschäftigt, dass er die Umgebung kaum wahrnahm. Er sah auch nicht, wie sich sein Hund etwas von ihm und dem Knochenfund zurückzog.
    Paines Blick klärte sich allmählich wieder. Er schaute nach vorn und sah dabei das weiter entfernt Liegende zuerst. Es war der Friedhof, der das winterliche Kleid noch nicht abgelegt hatte. Es gab genügend Lücken, die eine Sicht auf die Grabsteine zuließen. Sie
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