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1258 - Der Leichen-Skandal

1258 - Der Leichen-Skandal

Titel: 1258 - Der Leichen-Skandal
Autoren: Jason Dark
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waren fern, aber für ihn so nah, und in seinem Hirn setzte sich dabei ein Gedanke fest. Plötzlich konnte er sich vorstellen, dass sich die Gräber geöffnet hatten, um die Toten zu entlassen. Wie der Anfang des Weltuntergangs.
    Aber das traf auch nicht zu. Es gab andere Dinge, die noch dazugehört hätten. Es gab keine Verdunkelung, keine Posaunenklänge, keine Sonne, die schwarz wurde, und auch keine Sterne, die vom Himmel fielen. Stattdessen gab es den Arm, den der Hund gefunden hatte.
    Paine holte tief Luft. Das tat ihm gut. So merkte er, dass er noch am Leben war. Es löste sich auch der innere Druck, und er konnte wieder klar denken.
    Rowdy hatte ihm den Arm gebracht. Der Hund hatte irgendwo gewühlt und ihn gefunden. So ging der Förster davon aus, dass sich dort nicht nur ein Arm befand, sondern noch mehr. Das musste er einfach daraus schließen. Er dachte zudem an die schlechten Wetterbedingungen der letzten Wochen, und er wusste auch, dass der starke Regen einiges verändert hatte. Es war zu kleineren Erdrutschen gekommen, und ein Erdrutsch hinterlässt immer Spuren. Zumindest legt er etwas frei. In diesem Fall war es eben der halb verweste Arm.
    Das scharfe Hecheln und leichte Knurren seines Hundes riss Paine wieder zurück in die Realität. Er musste sich von dem verdammten Druck befreien, der auf ihm lastete. Er hatte den Eindruck, dass der Boden, auf dem er stand, leicht schwankte. Aus der Tiefe war ein Rumpeln zu hören, was nicht stimmte. Das bildete er sich nur ein. Mit einer langsamen Bewegung hob er die Hand und wischte über sein Gesicht. Rowdy stand noch immer neben ihm. Er hatte sich gegen das rechte Bein des Försters gedrückt und rieb seinen Körper daran, als wollte er seinem Herrn Trost spenden.
    »Ja, ja, du bist ein guter Hund. Ein ganz braver. Es ist toll, was du da gemacht hast, Rowdy. Wirklich toll.«
    Der Mischling kläffte zufrieden, während sich Paine wieder aufrichtete. Okay, der Schock war vorbei.
    Er hatte sich gefangen und sah die Umgebung jetzt wie immer. Sein Blick hatte sich geklärt. Er befand sich in seiner normalen Welt, in der etwas passiert war, und zwar dort, wo sich der gespaltene Baum befand.
    Da war der Hund gewesen. Genau dort musste auch er hin.
    »Bei Fuß!«, befahl er seinem Hund, als er den ersten Schritt auf das neue Ziel zuging. Dick Paine wusste genau, was er zu tun hatte. Er musste sich den Fundort genauer anschauen und herausfinden, ob der Arm wirklich das einzig makabre Fundstück gewesen war, das dort lag.
    Im Tal oder in der kleinen Mulde war der kantige Bau des Krematoriums nicht zu übersehen. Um das Gebäude herum breitete sich eine Rasenfläche aus, die von einigen Wegen durchschnitten wurde.
    Anfahrten für die Leichenwagen und zugleich Zugänge für die Besucher. Da unten herrschte Betrieb, denn viele Menschen ließen sich lieber verbrennen, als in der kalten Erde zu verwesen.
    Hier allerdings war niemand verbrannt worden. So wie dieser Arm sah keiner aus, der im Feuer gelegen hatte. Da brauchte der Förster bestimmt kein Fachmann zu sein.
    Rowdys Unruhe nahm zu, als sie sich immer mehr dem Fundplatz näherten. Der starke Regen hatte hier sehr viel Erde gelöst. Da war der Boden aufgerissen wie von einer gewaltigen Schaufel. Direkt in der Nähe der mächtigen Eiche, die trotz des Spaltes im Stamm noch sehr wuchtig aussah.
    Bis zum Wurzelwerk hin war Erde weggeschwemmt worden. Es hatte Löcher gegeben. Regelrechte Gruben waren entstanden, ebenso wie eine Rinne, die sich hangabwärts zog.
    Wie ein Urgewächs reckte sich der alte Baum links von Dick Paine in die Höhe. Er streckte noch seine Arme aus, die wie dunkle, gebogene Turnstangen wirkten. Dafür hatte der Förster keinen Blick. Ihm ging es um etwas anderes.
    Er konnte einfach nur auf den Boden schauen. Der Schock erwischte ihn auch jetzt. Nur war er nicht so stark wie beim ersten Mal. Paine hatte sich darauf einstellen können.
    Die Leichen steckten im Erdreich!
    Es war ein Bild wie aus einem Horror-Film. Innerhalb der Erde und auch in der Nähe des frei gelegten Wurzelwerks waren die bleichen Gebeine zu sehen. Man konnte von Skeletten sprechen und auch von halb verwesten Toten. Da traf eigentlich alles zu. Sie wirkten, als hätte man sie in die weiche Erde hineingepresst, aber es nicht geschafft, sie völlig verschwinden zu lassen.
    Fleisch, das dunkel aussah. Knochen und Schädel, schmutzig und bleich zugleich. Es waren mehrere Tote, die der Erdrutsch aus der Versenkung hervorgeholt
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