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1246 - Die Macht des Träumers

Titel: 1246 - Die Macht des Träumers
Autoren: Unbekannt
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und brutal aus seinem Innern hoch. Zorn, dachte der Träumer verwirrt. Es ist Zorn, mein eigener Zorn. Aber warum sollte ich zornig sein?
    „Du bist ein Narr", sagte der Fremde.
    Der Träumer sah sich um, blickte hinüber zu den weißen, schlanken Türmen im Norden, wo die anderen seines Volkes schliefen und träumten und dem Tod entgegendämmerten.
    Die Wi'n hatten die Türme nicht zerstören können, aber sie hatten einen Weg gefunden, den Geist der Schläfer zu zerstören. Die Sarlengort träumten, doch es waren keine Zeroträume, die in die Unendlichkeit des Kosmos führten, sondern fremde, böse Träume, die das Bewußtsein daran hinderten, den Kerker der fleischlichen Hülle zu verlassen.
    Nur er war erwacht, während Hunderttausende noch immer in den Türmen ruhten, unter ihren eigenen Träumen begraben.
    „Rette mein Volk!" bat er den Fremden.
    „Du wirst mir dienen", erklärte der dunkle Gast, ohne auf die Worte des Träumers einzugehen. „Du wirst über andere herrschen, aber mir wirst du dienen. Du wirst mich nicht verraten, denn wenn du mich verrätst, wirst du sterben. Wenn du mir dienst, schenke ich dir das ewige Leben." Eine Stimme in ihm wollte ihn drängen, das Angebot des Fremden anzunehmen. Fast zwanghaft redete sie auf ihn ein, redete und redete, bis er nicht mehr hinhörte, weil er ihres Geschwätzes müde war.
    „Ich diene keinem Herrn", rief er trotzig. „Wenn du meine Hilfe brauchst, dann werde ich sie dir geben, sobald du mein Volk aus dem tödlichen Schlaf der Wi'n geweckt hast."
    „Du bist ein Narr", sagte der Fremde wieder. „Du wirst hier auf dieser Aschewelt sterben, wenn du mir nicht gehorchst."
    „Wenn ich sterbe, dann sterbe ich in Freiheit", antwortete der Träumer. Er ignorierte die hartnäckige andere Stimme, die ihn überzeugen wollte, daß es klüger war, auf das Angebot einzugehen.
    „Wenn du mir dienst", lockte der dunkle Besucher, „lebst du ewig."
    „Als dein Werkzeug", bemerkte der Träumer voller Bitterkeit.
    „Aber was ist eine Freiheit wert, die mit dem Tod erkauft wird?"
    „Und was", gab der Träumer zurück, „ist ein ewiges Leben wert, das mit dem Tod zahlloser anderer Geschöpfe erkauft wird?"
    Der Fremde sagte nichts.
    Der Träumer wartete.
    „Du wirst einen Namen brauchen", sagte der Unheimliche. „Einen neuen Namen."
    Und die Stimme im Innern des Träumers raunte: Du weißt, welchen Namen du zu wählen hast. Sag es, sag KAZZENKATT.
    Der Träumer zögerte. Das zornige Geplapper der Stimme lenkte ihn ab, störte seine Überlegungen, und erst als er seine Aufmerksamkeit von innen nach außen wandte und dem Rauschen der Brandung lauschte, erkannte er, daß die Brandung zu ihm sprach. Ihre Stimme war feucht, und ihre Worte waren nur schwer verständlich, doch schließlich begriff er, was sie ihm mitteilen wollte.
    „Ich habe einen Namen", sagte er zu seinem dunklen Gast. „Einen guten Namen - Perry Rhodan."
    Die Welt zersprang.
    Und mit ihm zersprang der Geist des Träumers.
     
    *
     
    Mit einem Schock wurde sich Perry Rhodan seiner selbst bewußt. Dem Erkennen der eigenen Identität folgte die Erinnerung. Streiflichtartig sah er die letzten Stunden vor seinem geistigen Auge vorbeiziehen - die Vision aus der Tiefe, diese Bilder, die nicht wahr sein durften und doch nur die grausame Wahrheit der Wirklichkeit spiegelten; Atlan, Freund und Weggefährte seit zweitausend Jahren, ein Freund, wie es keinen zweiten gab, der allen Gefahren getrotzt hatte, um dann in der fremdartigen Dimension der Tiefe zu sterben... Einen sinnlosen und schrecklichen Tod zu sterben, während das Ziel greifbar vor ihm lag - der goldene Berg, der Berg der Schöpfung, das Fundament von TRIICLE-9 - und mit Atlan hatte Jen Salik den Tod gefunden; der bodenlose Abgrund der Tiefe hatte sie für immer verschlungen...
    Der Schmerz wühlte in ihm, so daß er kaum die schmächtige Kreatur wahrnahm, die sich aus der anderen Hälfte des Träumers von Sarlengort gebildet hatte. Weitere Erinnerungen ...
    Die Meldung, daß die PRIMAT DER VERNUNFT im solaren Asteroidengürtel geortet worden war... Der breite Korridor, der am Ynketerk-Schott der Hauptzentrale des HQ-Hanse endete... Gesil... Der mentale Schlag aus dem Nichts, gefolgt von einem zweiten und brutaleren Schlag, und dann...
    „Dein Psychotrick hat versagt, Kazzenkatt", sagte Perry Rhodan.
    Vor langen Jahrhunderten hatte man ihn einen Sofortumschalter genannt, einen Mann, der sich blitzschnell jeder Situation anpassen konnte, und
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