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1246 - Die Macht des Träumers

Titel: 1246 - Die Macht des Träumers
Autoren: Unbekannt
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gewußt, daß die blaue Galaxis den Wi'n gehörte. Die Träumer hatten nicht gewußt, daß die Wi'n seit Jahrhunderten in einen kosmischen Krieg verstrickt waren und die Grenzen ihres Reiches von Maschinen bewachen ließen, denen nichts von dem entging, was im Leerraum geschah. Die Maschinen entdeckten das Invasionsheer der Zeroträumer und vernichteten es bis auf den letzten Mann. Und dann...
    Wie Heuschreckenschwärme waren die Patrouillen von Wi'n in Narzesch eingefallen; schnelle, schwerbewaffnete Raumschiffe, zu riesigen Flotten formiert, die jeden Widerstand brachen und dann den Himmel von Sarlengort verdunkelten. Vier Tage und vier Nächte lang hatte es Feuer geregnet, und als der Feuerregen aufhörte, gab es nur noch die Asche und die Türme.
    Und in den Türmen Schläfer, die nie wieder erwachen würden; Träumer, in einem Alptraum gefangen, aus dem es kein Entkommen gab.
    Die Wi'n hatten die weißen Türme nicht zerstören können, doch sie hatten dafür gesorgt, daß sich die Türme in Kerker verwandelten.
    Erinnerungen...
    Dunst lastete auf dem Grau des zähflüssigen Ozeans; Asche lag auf dem verbrannten Land; Ruß hing in der Luft. Und wie ein ungeheures feuchtes Tier schlich der Dunst um die Küste. Längst war das geborstene Wrack hinter den schmutzigen Nebelschwaden verschwunden. Dann kam Wind auf und blies Asche in großen Wolken über den glasierten Strand, die Schlacke, die Hügel, bis das Aschegestöber dicht genug war, um den Turm zu verhüllen, der sich jenseits der Hügel in die Höhe reckte. Im Traum spürte er die klamme Umarmung des Dunstes und den trockenen Atem des Windes, und von plötzlicher Verzweiflung übermannt, schrie er auf: Warum ich? Warum lebe ich noch, während alle anderen dem Tod entgegenträumen?
    Der Dunst zerriß.
    Die Aschewolken verschwanden.
    Aus der Nacht, die sich heimlich vom Horizont genährt hatte, trat eine dunkle Gestalt; dunkler als der Ruß, der die Wolken am Purpurhimmel schwärzte, dunkler als die Aschenacht und fremder als alles, was diese Welt je gesehen hatte. Die Gestalt war aus dem Nichts gekommen, auf Wegen, die kein normales Geschöpf beschreiten konnte, mit Plänen, die zu verschroben waren, als daß man sie laut auszusprechen wagte.
    Im Traum war die Angst so roh wie damals.
    Im Traum waren seit jener Nacht am verbrannten Strand keine viertausend Jahre vergangen. Im Traum stand er noch immer dem dunklen Fremden gegenüber, und wie damals las der Fremde seine geheimsten Gedanken.
    „Ich kann dir helfen, dich an den Wi'n zu rächen", sagte der dunkle Besucher.
    „Wer bist du?" fragte der Träumer.
    „Dein Herr", sagte der Fremde. „Dein Herr, dein Retter. Ich habe dich aus dem Traumgefängnis der Wi'n befreit. Mir allein hast du es zu verdanken, daß du aus dem endlosen Traum erwachen und deinen Turm verlassen konntest."
    Die Antwort machte ihm Angst, denn er wußte: Jede Hilfe hatte ihren Preis. Er wich zurück. Die Pigmentsensoren, die wie rötliche Sommersprossen seinen haarlosen, eckigen Kopf überzogen, wurden dunkler und stumpfer, als hoffte sein Körper, daß der Fremde verschwand, wenn er ihn nur lange genug ignorierte. Seine Angst wuchs. Aus seinem Atemmund drang ein erstickter Laut, und wie unter Krämpfen zogen sich die Schließmuskeln des Speisemunds zusammen.
    „Was willst du?" stieß der Zeroträumer hervor. „Was verlangst du von mir?"
    Der Fremde bewegte sich nicht. Schwarz stand er in der Nacht, dunkler als sie, dunkler als alles auf Sarlengort.
    „Du wirst mir dienen", antwortete das dunkle Geschöpf. „Über andere wirst du herrschen, aber mir wirst du dienen. Du wirst mich nicht verraten, denn wenn du mich verrätst, wirst du sterben. Wenn du mir dienst, schenke ich dir das ewige Leben."
    Im Traum sah er zu seinem Besucher auf, und er wagte nicht, ihm zu glauben. „Das ewige Leben?" wiederholte er zweifelnd. „Unsterblichkeit? Als Lohn für meine Dienste?
    Welche Dienste sind so wertvoll, daß man sie mit dem ewigen Leben belohnt?"
    „Es ist Krieg", sagte der Fremde. „Der Krieg ist schon so alt, daß selbst ich vergessen habe, wann er begonnen hat. Die Mächte der Vernunft ringen mit dem größten Feind, den das Universum hat. Dieser Feind täuscht vor, für die Ordnung und gegen das Chaos zu kämpfen, doch die Ordnung, die dieser Feind meint, ist der Tod für mich und meinesgleichen. Der Feind hat viele Gesichter und trägt viele Namen. Seine Helfer sind Legion und seine Machtmittel schier unbegrenzt. Die Mächte der
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