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1246 - Die Macht des Träumers

Titel: 1246 - Die Macht des Träumers
Autoren: Unbekannt
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Kubikkilometer verteilt gewesen. So zerstörte die psychische Energie des Träumers nur einige kleine Fragmente von Rhodans Geist.
    Dann geschah etwas Merkwürdiges.
    Statt endgültig im Nichts zu verwehen, zogen sich die Bewußtseinssplitter wieder zusammen, wie unter dem Sog eines geistigen Schwerkraftzentrums. Der Vorgang dauerte nur Sekunden, und als er abgeschlossen war, erkannte Rhodan, daß es tatsächlich eine Art Schwerkraftzentrum in seinem Bewußtsein gab, ein gewaltiges Reservoir mentaler Energie, das er im Angesicht des Todes instinktiv angezapft hatte.
    Er wußte, woher diese Energie stammte - es war jene Mentalenergie, die er unwissentlich im Lauf seines Lebens überall im Kosmos deponiert hatte; an Stellen, die sich später als Chronofossilien entpuppten. In Andro-Beta, Magellan, auf der Hundertsonnenwelt und in der galaktischen Eastside war die deponierte Energie in sein Bewußtsein zurückgeflutet. Mit jeder Fossilaktivierung hatte sich das Reservoir weiter gefüllt, um nun einen Teil seiner latenten Kraft freizugeben und mit dieser Kraft Kazzenkatts Angriffe abzuwehren.
    Der Sarlengort war von dem unerwarteten Widerstand so irritiert, daß er sich zurückzog.
    Die Atempause gab Rhodan Gelegenheit, seinen mentalen Verteidigungswall zu festigen und die Vorbereitungen für den Gegenschlag zu treffen.
    Da zerriß die Finsternis.
    Sie zerriß unter dem Ansturm einer glitzernden Flut, die aus der Tiefe des interstellaren Raums in immer neuen Wellen heranbrandete. Die Flut bestand aus Myriaden einzelnen Viren, die sich mit annähernd Lichtgeschwindigkeit in den schwarzen, geblähten Leib der Finsternis bohrten. Den diffusen Schleiern aus einzelnen Viren folgten gewaltige Schwärme stecknadelkopfgroßer Meteoriten, die sich beim näheren Hinsehen als Zusammenballungen von Virochips entpuppten. Die nächste Welle bestand aus murmelgroßen Ballungen, die zu Milliarden sonnenwärts rasten, und dann kam die nächste Welle, und die übernächste, immer mehr, bis die ganze Welt von ihrem Glitzern erfüllt war.
    Das Viren-Imperium nahm den Kampf gegen das Element der Finsternis auf.
    Wo die Virenkonglomerate auf die Finsternis trafen, entbrannte die bizarrste Schlacht, die Menschenaugen je erblickt hatten. Die glitzernden Ballungen bildeten Myriaden Kugelschalen, Myriaden Kerker für die Finsternis. Sobald sich die Schalen der Hohlkugeln vollständig geschlossen hatten, kam es zu einer spontanen Informationsentladung der Virochips. Ungeheure Datenmengen wurden im Bruchteil einer Sekunde frei. Die Billionen Bits, die in jedem virotronischen Kern gespeichert waren, ergossen sich in Form ungeordneter Informationsbruchstücke in das Innere der Hohlkugeln, füllten die schwarze Leere, übersättigten sie, bis die Finsternis unter der Last der Daten kollabierte und implosionsartig verschwand.
    Jedes Virenkonglomerat verwandelte sich in eine Supernova aus Informationen.
    Das vierdimensionale Raum-Zeit-Gerüst - das hochorganisierte Netzwerk normal- und hyperenergetischer Kräfte, das unter dem Einfluß der Finsternis zu immer einfacheren Strukturen zerfallen war - wurde für eine kaum meßbare Zeitspanne selbst zu einem Informationsträger. Die Struktur der Raum-Zeit reorganisierte sich. Die Finsternis wich unter dem Druck des urgewaltigen Informationssturms zurück.
    Perry Rhodan - oder besser Rhodans masseloses Bewußtsein, das noch immer den Gesetzen des Zerotraums unterworfen war - wurde zu einem Spielball der Datenfluten.
    Wie der menschliche Geist, so waren auch Informationen lediglich mathematisch erfaßbare Konzepte, keine stofflichen Dinge.
    Ihre physikalische Nicht-Existenz befreite sie von der Notwendigkeit, den elementaren physikalischen Gesetzen gehorchen zu müssen; gleichzeitig gerieten sie in eine weitaus subtilere gegenseitige Abhängigkeit.
    Der Informationssturm, der das Element der Finsternis aus dem Sonnensystem vertrieb, hatte keine Auswirkungen auf Materie oder auf Energieformen wie die Schwerkraft, wohl aber auf Rhodans Bewußtsein. Der Sturm riß ihn mit sich fort. Jede neue Datensupernova schuf neue Informationswirbel. Jede Entladung eines Virochips schleuderte Rhodan über Millionen oder Milliarden Kilometer hinweg, bis ihn die nächste Springflut aus ungeordneten Bits in eine andere Richtung davontrug.
    Er wehrte sich nicht. Er ließ sich treiben. Fasziniert und ehrfürchtig zugleich wurde er Zeuge eines Wunders, das einmalig in der Geschichte des Universums war.
    Immer schneller schrumpften
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