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1243 - Sie lockten mit dem Jenseits

1243 - Sie lockten mit dem Jenseits

Titel: 1243 - Sie lockten mit dem Jenseits
Autoren: Jason Dark
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gerissen und nach innen geschleudert hatte.
    Amarel wurde als Erster mitgerissen. In einen hellen Schein getaucht, zog es ihn in den großen Raum hinein, in dem sich ein Drama abspielte. Ich wurde ebenfalls erwischt und um die eigene Achse gewirbelt, und ich glaubte eine Erscheinung zu sehen, die mir vorkam wie eine Illusion.
    Der Gerechte stand dort, wo eine Reihe von Spiegeln einen Halbkreis bildete. Mit seinem Schwert stieß er in die Flächen hinein. Bevor ich genauer hinschauen konnte, riss mir die mächtige Kraft die Beine weg, wuchtete mich zu Boden und fegte mich darüber hinweg.
    Ich sah aus dem rechten Augenwinkel meinen Freund Bill auf den Bohlen liegen, war froh, dass er lebte, und sah Köpfe in meiner Nähe vorbeirollen.
    Wo war Amarel?
    Er fegte dicht an mir vorbei und wurde in die Höhe gerissen.
    Wie ein langes Stück Papier wirbelte ihn die Macht bis gegen die Decke, wo er für einen Moment blieb und auf uns herabschaute wie der große Herr und Meister, der alles unter Kontrolle ha tte.
    Die Kontrolle hatte jedoch nicht er, sondern Raniel, der noch einmal seine Klinge in eine Spiegelfläche hineinstieß.
    Es war seine letzte Aktion, die zur Zerstörung dieser neuen Welt beitrug, denn schlagartig hörte die Gewalt des Sturms auf.
    Ohne eine Übergangszeit trat eine ungewöhnliche Stille ein, die nur einmal unterbrochen wurde, als Amarel von der Decke aus zu Boden fiel, dort hart aufschlug und verkrümmt liegen blieb.
    Sekunden vergingen, in denen keiner etwas tat. Dann standen Bill und ich auf. Der Gerechte hatte seinen Platz nicht verlassen. Er hielt sich nach wie vor nahe der Spiegel auf, die jetzt keine mehr waren, sondern nur noch einen leeren Rahmen zeigten. Er hatte die Magie zerstört. Niemand würde mehr durch sie in die Welt der neuen Engel fliehen können, und es würde auch kein Mensch mehr in diese Dimension hineingelangen.
    Der Zugang war verschlossen. Ob das andere Reich damit auch zerstört war, wollte ich dahingestellt sein lassen. Jedenfalls würden die neuen Engel keinem Menschen mehr ge fährlich werden können.
    Sie lagen auf dem Boden. Sie waren zu grauen Klumpen zusammengeschmolzen. Auch die abgeschlagenen Köpfe sahen kaum anders aus. Ein scharfer Geruch wehte durch den Raum.
    Er war klar, er war bitter und konnte durchaus der Todesschweiß der Engel sein.
    Auch Suko hatte sich wieder aufgerafft. Er stand nahe der zerstörten Spiegel. Um ihn herum lagen die Sessel und die Tische wie weggeworfen.
    Ich musste mich räuspern, um etwas sagen zu können, und für mich war einzig und allein Raniel wicht ig.
    Er nickte mir zu. Dann setzte er sich in Bewegung. Bevor ich etwas sagen konnte, übernahm er das Wort. »Ich weiß, John, dass du jetzt Fragen hast, viele Fragen, aber nimm es einfach hin. Kümmere dich nicht mehr um die Einzelheiten. Für mich war es wichtig, dass ich diese Verbindung zerstörte.«
    »Ja, Raniel, das sehe ich ein. Trotzdem möchte ich den Grund wissen. Ich weiß einfach zu wenig.«
    »Es darf einfach keine neue Ordnung in den Zwischenreichen mehr geben. Die alte besteht seit Urzeiten, und durch sie ist schon genug Unheil passiert. Es wird auch weiterhin Unheil geben, da brauche ich nicht noch die neuen Engel, die im Prinzip nichts anderes sind als auch die alten.« Er wies mit seinem Schwert auf den Zwitter Amarel, der als Einziger nicht vergangen war und in sich zusammengesunken auf dem Boden hockte. Von ihm ging keine Gefahr mehr aus.
    »Amarel hat es versucht, John. Er wollte etwas anderes tun. Er wollte mächtiger sein, und dazu musste er aus dem Kreis ausbrechen. Er wollte näher an die Menschen heran, um ihnen angeblich etwas Gutes zu tun. Nein, er tat ihnen nichts Gutes, auch wenn die alten kranken Leute froh waren, sterben zu können. Im Endeffekt war es Mord.«
    »Warum hat er es getan?«, fragte ich.
    »Um seine Macht zu demonstrieren. Je mehr Macht er über andere besaß, desto mehr Anerkennung in der Zwischenwelt. Er wollte aufsteigen in der Hierarchie und wahrscheinlich in die Nähe des Throns von Luzifer gelangen. Wenn er seine besondere Gunst erreicht hätte, würden alle vor ihm kuschen. Schau ihn dir an. Er hat es nicht geschafft. Er ist nichts weiter als ein Häufchen Elend, und er hat seine getreuen Helfer in die Vernichtung gerissen. Zu hoch gespielt und alles verloren. Er wollte Mann und Frau zugleich sein. Henker und Richter, aber das ist zuviel.«
    Amarel hatte gehört, dass wir über ihn sprachen. Seine Gestalt zuckte. Dann bewegten sich
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