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124 - Die Königin der Nacht

124 - Die Königin der Nacht

Titel: 124 - Die Königin der Nacht
Autoren: Dämonenkiller
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der Anwendung seiner Waffe selbst solche Angst, daß er sie in ein Rätsel verpackte. Er entwickelte ein Schachspiel, das völlig aus der Norm schlägt. Es heißt, daß jener den Schlüssel zu der Wunderwaffe findet, der die Spielregeln des Schachspiels entschlüsselt."
    „Das müßte dir doch spielend gelingen", sagte Sue hohntriefend. „Wo du doch ein so hervorragender Kriegsstratege bist!"
    „In der Tat könnte diese Wunderwaffe, die über tausend Jahre alt ist, auch für die heutige Kriegführung von Bedeutung sein", sagte ihr Mann. „Nur aus diesem Grund sind wir hier. Verzeih mir, daß ich dir das bisher verschwiegen habe."
    „Macht nichts", sagte sie niedergeschlagen. „Es ist auch egal, warum wir hier sind. Entscheidend ist nur, daß wir hier sind. Und ich langweile mich zu Tode, Byron."
    „Nicht mehr lange", sagte ihr Mann eifrig und führte sie zu dem Reißbrett.
    Auf einem Blatt Papier war ein Schachtbrettmuster gezeichnet. Sechs schwarze Felder wiesen je eine weiße Figur auf und auf ebenso vielen weißen Feldern waren schwarze Figuren zu sehen.
    „Sieh her, Sue! Hier sind die Bronze-Plastiken, die riesigen gehörnten Rösser, die Elefanten und die Streitwagen eingezeichnet. Ich habe sie vermessen und herausgefunden, daß sie wie Figuren auf einem Schachbrett zueinanderstehen."
    „Deshalb hast du mich also durch den Dschungel gezerrt", knurrte Sue. „Nur um herauszufinden, daß diese monströsen Plastiken wie Schachfiguren zueinanderstehen."
    „Jawohl, und es hat sich gelohnt. Nur…"
    „Was?"
    Byron hob die Schultern und rieb sich über die Augen.
    „Nur", fuhr er fort, „es fehlen die Bauern. Wir haben keine Hinweise gefunden, daß es in diesem Spiel auch Bauern gibt."
    „Vielleicht bist du einer der Bauern", sagte Sue mitleidig.
    „Das ist gut!" rief Byron aus und lachte. „Sehr schlagfertig, Sue. Wirklich!" Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. „Vielleicht ist das gar nicht so abwegig."
    „Was?" Sue begann zu beben. „Du bist verrückt, Byron. Hat man noch Worte! Ich reiße einen blöden Witz, und dieser hirnverbrannte Narr nimmt das sofort ernst."
    „Immerhin, Sue… "
    Byron verstummte, als einer der Diener ins Arbeitszimmer trat.
    „Was gibt's, Sipan?" fragte Sue ungehalten, die über die Störung verärgert war; der Streit mit Byron hatte ihr wenigstens etwas Abwechslung verschafft.
    Der Diener ignorierte sie jedoch und wandte sich ihrem Mann zu.
    „Badheri ist bereit, Sahib", sagte er.
    „Ist gut", meinte Byron abwesend. „Ich mache mich sofort auf den Weg. Nur noch eine Minute!" „Wohin willst du denn so eilig?" fragte Sue angriffslustig.
    „Ich bin mit einem alten Inder verabredet", antwortete Byron. „Er will mit mir ein uraltes Würfelspiel spielen, aus dem später das Schach hervorgegangen ist. Wenn ich ihn schlagen kann, will er mir einige Geheimnisse verraten. Es dauert bestimmt nicht lange, Liebling."
    „Wenn es so ist, komme ich mit", sagte Sue entschlossen. Und als er den Mund zu einer Erwiderung öffnete, fügte sie noch nachdrücklicher hinzu: „Das lasse ich mir auf keinen Fall entgehen, Byron." „Wie du meinst", sagte er kleinlaut und warf dem Diener einen Blick des Bedauerns zu. „Also, gehen wir."
    Der Diener ließ Sue vorangehen. Im Garten übernahm er die Führung.
    „Wo triffst du dich mit diesem… Wie heißt er noch?" erkundigte sich Sue.
    „Badheri", antwortete ihr Mann. „Sirpan wird uns führen."
    Sie verfielen in Schweigen. Sue war die Lust am Streiten vergangen. Mit Byron war überhaupt nichts anzufangen; nicht einmal zanken konnte man sich mit ihm.
    Der Abend war verhältnismäßig kühl. Sue fröstelte. Sie überlegte sich, ob sie Sirpan zurückschicken sollte, damit er ihr die Stola holte, entschied sich dann aber dagegen.
    Sie kamen an dem Bronze-Elefanten vorbei, der ihren Bungalow um Haupteslänge überragte. Die Metalllegierung wies eine dunkle Patina auf. Er gehörte zu den schwarzen Figuren. War diese monströse Plastik tatsächlich Teil eines Schachspiels? Und wenn ja - wie wurden diese großen, schweren Figuren bewegt?
    Sue verscheuchte diese Überlegungen. Jetzt fing sie auch schon an! Sie wollte nicht; nein, nur keinen Gedanken an diese langweiligen Dinge verschwenden!
    Der Bungalow verschwand hinter einem Wall von Pflanzen. Sie kamen auf eine verwahrloste Straße. Zwischen übermannshohem Dickicht und in den Himmel wachsenden Bäumen waren gelegentlich Häuser zu sehen; ehemalige Herrschaftshäuser englischer
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