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1236 - Grauen im stählernen Sarg

1236 - Grauen im stählernen Sarg

Titel: 1236 - Grauen im stählernen Sarg
Autoren: Jason Dark
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ablief.
    Plötzlich verspürte sie den Drang, die Kabine zu verlassen.
    Wenn die Einstiegsluke geöffnet wurde und jemand freie Bahn nach oben hatte, dann wollte sie dabei sein, wenn sie an der Wasserfläche auftauchten und endlich das bekamen, was für sie so wichtig war. Lange genug hatten, sie in diesem stählernen Sarg aushalten müssen. Die Botschaft hatte sie erreicht. So waren sie aus dem Schlaf zu einem erneuten Dasein erwacht, um in die Welt geschickt zu werden.
    Als die nächste Welle heranschwappte, drehte sich Justine von ihrem runden Fenster weg und stieß wenig später die Metalltür auf, um den schmalen Kabinengang zu betreten.
    Der Motor lief noch. Sie hörte das Geräusch und auch ein leises Stampfen dazwischen. Andere Laute erreichten sie nicht.
    Hier wusste jeder, was er zu tun hatte.
    Justine lief durch das flackernde Licht der einfachen Lampen auf eine Eisenstiege zu, die sie hoch zum Deck brachte. Sie wollte auf die Brücke und mit Pollack reden.
    Das Wetter hatte sich gehalten. Es gab keinen stärkeren Wind mehr, und so hielt sich auch der Wellengang in Grenzen.
    Justine sah sich auf dem Deck kurz um.
    Sie sah den zurückgebliebenen Mann der kleinen Besatzung.
    Er stand an der Reling und schaute dort ins Wasser, wo seine beiden Kollegen verschwunden waren. Dabei hielt er ein Gerät an sein rechtes Ohr gedrückt, das etwa die doppelte Größe eines Handys besaß.
    Justine ließ den Mann mit der Wollmütze auf dem Kopf stehen und dachte daran, dass er schon in kurzer Zeit anders aussehen würde und gierig auf eine neue Nahrung war.
    Hinter den Scheiben der nicht sehr hohen Brücke sah Justine den Schatten des Kapitäns. Er hielt sich am Ruder und stand auch noch dort, als die Blutsaugerin die Brücke betrat.
    »Sie?«, fragte er nach dem Umdrehen.
    »Ja. Ich wollte mal schauen.« Sie schloss die Tür hinter sich zu.
    Der Kapitän zuckte die Achseln. »Ich muss Sie leider enttäuschen, denn es gibt nicht viel zu sehen. Wenn Sie fragen wollen, wie es läuft, dann muss ich Ihnen sagen, dass die Post perfekt abgeht.«
    Justine ging lächelnd auf den Mann zu. »Ich habe auch nichts anderes erwartet. Das wusste ich schon, als ich mich in Thurso an Sie gewandt habe.«
    »Muss ich jetzt rot werden?«
    »Wie Sie wollen. Ich hoffe nur, dass Ihre Männer die Luke öffnen können.«
    »Das Werkzeug haben sie«, erklärte der Kapitän. »Zur Not müssen sie Schweißen, auch das ist kein Problem.«
    »Wunderbar.« Justine nickte. »Und wie lange, glauben Sie, könnte das dauern?«
    Pollack hob die Schultern. »Eine Stunde möglicherweise.«
    »Das ist eine gute Zeit.«
    »Wenn Sie das sagen.« Er musterte sie von Kopf bis Fuß und schüttelte dann den Kopf, bevor er fragte: »Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    »Bitte.«
    Dean Pollack druckste etwas herum, weil er nicht so recht wusste, wie er beginnen sollte. »Mich würde wirklich interessieren«, sagte er dann und kam sofort zum Thema, »was eine Frau wie Sie an einem im letzten Weltkrieg gesunkenen U-Boot so interessant findet. Das ist doch eigentlich Männersache.«
    »Glauben Sie?«
    »Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
    Justine Cavallo lächelte. »Es geht mir nicht um das kleine U-Boot, sondern um den Inhalt.« Das war neu für den Kapitän.
    Sie hatte es ihm bewusst nicht gesagt, und sie hatte auch genügend bezahlt, um neugierige Fragen zurückzuhalten. Jetzt allerdings lagen die Dinge anders, denn sie befanden sich kurz vor dem Ziel.
    Der Mann wäre beinahe vor ihr zurückgewichen, so erschreckt zeigte er sich. »Habe ich Sie richtig verstanden? Es geht Ihnen um den Inhalt?«
    »So ist es.«
    »Aber…aber…«, er begann zu stottern. »Der Inhalt kann doch nur aus Toten bestehen. Da hat niemand überlebt, als das Boot gesunken ist.«
    »Das weiß ich.«
    »Na und? Was wollen Sie denn mit Toten?«
    »Tote können sehr interessant sein«, erwiderte Justine sehr rätselhaft.
    Dean Pollack hatte mit dieser Antwort nicht gerechnet. Sich selbst schätzte er als einen harten Typen ein, den so leicht nichts erschüttern konnte, doch jetzt bekam er eine Gänsehaut, als er die Antworten hörte.
    Er hatte zudem geahnt, dass mit dieser Frau etwas nicht stimmte, und jetzt wurde seine Meinung durch diese Nachricht bestätigt. Er konnte auch nicht mehr in ihr Gesicht schauen, in dem die Augen aussahen, als wären sie mit einer dünnen Eisschicht gefüllt. Und genau diese kalte Aura strömte von der gesamten Frau ab.
    Er suchte nach einer Beschäftigung, um
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