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1236 - Grauen im stählernen Sarg

1236 - Grauen im stählernen Sarg

Titel: 1236 - Grauen im stählernen Sarg
Autoren: Jason Dark
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größten. Es glich mehr einem in die Länge gezogenen Ruderboot, auf dem die Netze sehr sorgfältig ausgelegt worden waren. Ein Mast stach in die Höhe, das Segel war eingezogen, und der Fischer war bereits an Bord gegangen. Im Schein einer starken Lampe untersuchte er den Außenborder, den er hochgezogen hatte.
    Von der Rückseite her hatte ich ihn nicht erkannt. Bei seinen Bewegungen allerdings geriet er in den Lichtschein hinein und ich sah, dass Tom Carry auf dem Boot hantierte. Er hatte sich das gelbe Ölzeug übergestreift und kontrollierte noch einmal seinen Motor. Ob die anderen Fischer auch allein auf die See fuhren, war mir nicht bekannt. Er jedenfalls hatte keinen Helfer an Bord.
    Mich hatte er noch nicht gesehen. Erst als ich mich geräuspert hatte, blickte er auf.
    Ich stand auf dem Kai und ging jetzt in die Hocke, um den Abstand zwischen uns nicht zu groß werden zu lassen.
    »Ach, Sie sind es, Mister.«
    »Ja, ich wollte mir ein wenig die Beine vertreten und mich dabei umschauen. Ich heiße übrigens John Sinclair.«
    »Tom Carry.«
    »Fahren Sie immer allein raus?«
    »Nein.«
    »Aber, heute?«
    »Ja.«
    Er war ja sehr »gesprächig«, und ich fragte mich, ob er überhaupt zwei Sätze hintereinander sprechen konnte oder wollte. »Ist das nicht etwas riskant, bei Dunkelheit auf das Meer zu fahren? Ich meine, da kann doch viel passieren.«
    »Am Tage auch.«
    »Da sieht man die Gefahr besser.«
    Er schaute mich zum ersten Mal richtig an. »Sie sind wohl ein ganz Schlauer, wie? Einer, der vom Festland kommt, von nichts Ahnung hat und uns hier Ratschläge erteilen will. Mann, die können Sie sich sparen. Und den ganzen Scheiß, den Ihnen meine Frau und meine Tochter erzählt haben, glauben nur die Weiber, aber nicht wir Männer. Wir lassen uns da nicht verrückt machen. Knoblauch an die Fenster hängen! Das ist fast wie ein vorgezogenes Halloween.«
    »Nur nicht so lustig«, sagte ich.
    Tom Carry überlegte einen Moment. »Was wollen Sie eigentlich bei uns auf Coomb Island. Sie und Ihr Kollege sind Unruhestifter. Wir mögen keine Fremden, die sich komisch benehmen. Wir wollen lieber unter uns bleiben. Können Sie das nicht verstehen?«
    »Doch, dafür habe ich vollstes Verständnis.«
    »Dann weiß ich nicht, was Sie hier noch suchen. Der Käse ist doch gegessen.«
    »Was meinen Sie denn damit?«
    »Nichts.« Er winkte ab. Dann kickte er den Motor wieder über die Bordwand ins Wasser hinein. Er wischte seine Hände an einem Tuch ab und nickte.
    »Zufrieden?«, fragte ich.
    »Es ist alles klar.«
    »Dann wollen Sie jetzt auslaufen?«
    Tom Carry regte sich auf und verdrehte die Augen. »Was wollen Sie denn noch - alles wissen? Sind Sie eigentlich nur neugierig? Gehen Sie wieder zurück, suchen Sie sich einen ruhigen Platz für die Nacht aus oder saufen Sie sich einen an, und am anderen Morgen können Sie ja wieder abdampfen.«
    »So sieht es wohl aus.«
    »Ist super. Auf Wiedersehen.«
    Er wollte starten. Dagegen konnte ich nichts haben. Aber meine Gedanken glitten schon weiter. Was immer mir auch einfiel, im Hintergrund tauchte jedes Mal das Gesicht einer gewissen Justine Cavallo auf, und das war nicht gut.
    Diese Nacht konnte ihr gehören. Ich hoffte, dass sie von meiner Anwesenheit noch nichts bemerkt hatte, und deshalb rechnete ich auch damit, sie überraschen zu können.
    Sie hielt sich nicht auf der Insel auf. Aber ich ging davon aus, dass ich sie in der Nähe finden konnte. Sie und vielleicht viele andere aus der Vampirwelt. Die Dunkelheit über dem Wasser würde ihnen perfekte Verstecke bieten.
    »Wenn Sie schon mal hier sind, Sinclair, können Sie auch das Tau vom Poller lösen.«
    »Gern. Aber eine Sache noch, Mr. Carry.«
    Tom drehte sich um. Das bläulichbleiche Licht des an Bord installierten Scheinwerfers traf sein Gesicht und gab der Haut beinahe das Aussehen einer Leiche. »Was denn noch?«
    »Können Sie einen zweiten Mann an Bord gebrauchen?« Ich hatte mich blitzschnell zu diesem Entschluss durchgerungen und sah dann, dass dem guten Tom Carry der Mund vor Staunen offen blieb. Er war nicht mal in der Lage, mir eine Antwort zu geben und schüttelte zunächst verwundert den Kopf.
    Ich half ihm auf die Sprünge. »Ja, Sie haben richtig gehört. Ich würde gern mit Ihnen fahren.«
    »Ha!« Jetzt lachte er und sagte danach: »Und mir die Fische vertreiben, wie?«
    »So schlimm wird es schon nicht sein. Ich denke, dass die Fische schon einiges gewohnt sind.«
    »Da haben Sie Recht.«
    »Ja oder
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