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1230 - Psychofrost

Titel: 1230 - Psychofrost
Autoren: Unbekannt
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verschwanden. In der gleichen Sekunde materialisierten sie auf der Tenderplattform der KISCH. Über ihren Köpfen hing die nahe Milchstraße wie eine riesige gleißende Wolke und spendete diffuses Licht. In der Mitte der 150m durchmessenden Plattform glühte die Doppelspirale der supermodernen Hyperfunkantenne.
    „Da bewegt sich etwas!" rief Gucky.
    Rhodan fuhr herum. Das Streulicht der Milchstraße und die Helligkeit der Spiralantenne gaben der Plattform ein magisches Aussehen. Der Boden war wie flüssiges Silber und die Aufbauten, die hier und dort in den Raum ragten, erinnerten an Burgen. Rhodan kniff die Augen zusammen und aktivierte mit einem mündlichen Befehl den Teleskopeffekt der Helmscheibe.
    Gucky hatte recht. In unmittelbarer Nähe der Hyperkomantenne zeichnete sich eine groteske Gestalt gegen den helleren Hintergrund ab. Die Gestalt ähnelte einer mannsgroßen, dickbauchigen Weinflasche auf dünnen Teleskopbeinen. Sie stakste auf die Kuppel einer nahen Bodenschleuse zu und blieb dann unentschlossen stehen.
    „Aber die Paralysatoren...", begann Tschubai.
    „Es ist der Posbi", unterbrach Rhodan. „Ce-2222. Der Hyperkomrelais-Spezialist, der auf Luna zu Meysenharts Mediencrew stieß. Die Paralysatorenstrahlung hat nur seine biologische Plasmakomponente gelähmt. Der positronische Teil funktioniert nach wie vor."
    Der Posbi hatte sich in Bewegung gesetzt, aber bevor er die Bodenschleuse erreichte, machte er kehrt und näherte sich wieder der Antennenkonstruktion.
    „Mir ist kalt", sagte Gucky.
    Niemand achtete auf die Bemerkung.
    Und dies, so glaube ich, war der entscheidende Moment. Das Schlüsselwort - wenngleich nicht als solches erkannt - war gefallen, doch Rhodan, Tschubai und auch Taurec waren viel zu sehr mit dem seltsamen Verhalten des Posbis beschäftigt, um zu spüren, was der Mausbiber spürte: Den Hauch des Psychofrosts, die beginnende Manifestation jenes schrecklichen Phänomens, das man auf der BASIS fälschlicherweise als Wiederholungszwang bezeichnet hatte.
    Ich, Krohn Meysenhart, wußte es besser. Ich hätte Rhodan sagen können, daß der Winter auf der KISCH eingekehrt war. Ein Winter der Seele, und daß in seinem arktischen Frost das Bewußtsein gefror, die Gegenwart erstarrte, die Welt auf jenen Bereich reduziert wurde, in dem man sich zum Zeitpunkt des psychischen Temperatursturzes befand. Aber ich konnte Rhodan nicht warnen. Ich war bewußtlos - teils vor Erschöpfung, teils durch die Wirkung des Paralysebeschusses -, und selbst wenn ich wach gewesen wäre, hätte ich nichts tun können.
    Denn ich war tiefgekühlt, schockgefrostet, einzig und allein auf meinen Feldzug gegen Terras satte Bürger fixiert.
    Und so nahm das Verhängnis seinen Lauf.
    „Er reagiert auf keine Funkanrufe", stellte Tschubai nach mehreren ergebnislosen Versuchen fest. „Merkwürdig. Nach dem Bericht der Akonen werden Positroniken von dem Wiederholungszwang nicht betroffen. Der Ausfall des Plasmateils müßte ihn logischerweise von dem Einfluß befreien..."
    Taurec schüttelte den Kopf. „Wir wissen nicht, um was es sich bei diesem Einfluß handelt. Und der Evolutionssprung durch die Aktivierung des Chronofossils Hundertsonnenwelt hat aus der hypertoyktischen Verzahnung eine bionische Vernetzung gemacht. Plasmateil und positronische Komponente sind miteinander verschmolzen; sie lassen sich nicht mehr trennen."
    Sie beobachteten den Posbi, der ruhelos zwischen der Antennenkonstruktion und der Schleusenkuppel hin und her ging.
    „Mir ist kalt", sagte Gucky wieder.
    Und wieder achtete niemand auf seine Bemerkung.
    Sie wußten es nicht, aber der Psychofrost hatte sich bereits in ihre Herzen geschlichen.
    Sie waren verloren, so wie ich und meine Crew verloren waren, und sie bemerkten es nicht einmal. Langsam, schrecklich langsam, froren ihre Seelen ein, und nichts und niemand in diesem Universum konnte ihnen jetzt noch helfen.
    Seltsam, daß selbst Taurec dem Psychofrost zum Opfer fiel. Taurec, der Kosmokrat, das Wesen aus den Regionen jenseits der Materiequellen. Vielleicht ist dies ein Beweis für die ungeheure Macht des Psychofrosts. Vielleicht beweist es aber nur, wie sehr sich Taurec zu diesem Zeitpunkt schon an die niederen Regionen angepaßt hatte. Ganz gleich, welche Vermutung zutrifft - für Taurec spielte es nun ebensowenig eine Rolle wie für Rhodan oder Tschubai. Der einzige, der noch eine Chance hatte, dem Verhängnis zu entgehen, war der Mausbiber.
    Instinktiv spürte Gucky, daß etwas nicht
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