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1230 - Psychofrost

Titel: 1230 - Psychofrost
Autoren: Unbekannt
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Wohlfahrtsstaat. Ich wurde Interstar-Kommunikationsspezialist, um den satten Terranern zu zeigen, wie die Wirklichkeit aussah, um sie daran zu erinnern, daß ihr glückliches Leben keine Selbstverständlichkeit war, wie jene glauben mußten, die auf Terra aufwuchsen, verhätschelt und umsorgt, in der Geborgenheit des Wirklichkeit gewordenen Utopias...
    An diese Dinge dachte ich, als der Psychofrost mich traf, und die psychomotorische Komponente sorgte dafür, daß mein Bewußtsein gefror, daß ich diese Gedanken immer und immer wieder dachte, daß ich nur noch dieses eine Ziel vor Augen hatte. Die satten, selbstzufriedenen terranischen Spießbürger, die saft- und kraftlosen Hätschelkinder eines ererbten Utopias aufzuschrecken, ihnen zu zeigen, daß es noch etwas anderes als ihre heile Welt gab. Und ich ließ mich wieder auf dem Kraftfeldpolster des Multivisionscomputers nieder und sprach über die Hyperfunkanlage der KISCH, über die galaxienweite Relaiskette der Hanseschiffe zu den fünfhundert Milliarden Zuschauern der Armadashow.
    Ohne es zu merken, wiederholte ich meine Worte, sprach Stunde um Stunde die gleichen Sätze, bis ich vor Übermüdung, Hunger und Durst zusammenbrach. Und so wie mir erging es auch den anderen Mitgliedern meiner Mediencrew.
    Tardus Zanc ging in einem Lagerraum für Kristallspeicherdiscs auf und ab, machte fünf Schritte vorwärts und fünf Schritte zurück, vollführte Tag und Nacht, bis zur Erschöpfung, die ewig gleichen Bewegungen. Ravael Dong wurde im Schlaf ein Opfer des Psychofrosts, und er träumte immer wieder den gleichen Traum. Rarp saß an der Bordpositronik der KISCH und erteilte unablässig den gleichen, fehlerhaften Programmbefehl... Und auch Ce-2222, Wonnejunge und Lüsysü wurden von den Auswirkungen des Psychofrosts erfaßt. Die Gegenwart gefror für sie. Zwanghaft, ohne es zu wissen, wiederholten sie jene Gedanken und Handlungen, mit denen sie sich beschäftigt hatten, als sie von dem Einfluß überwältigt wurden.
    Yürn ahnte von all dem nichts.
    Als er nach Stunden aus seiner Bewußtlosigkeit erwachte, litt er noch immer unter Schmerzen, auch wenn deren Intensität nachgelassen hatte. Sie quälten seinen Körper und seinen Geist und es gab nichts, was er tun konnte, um sich ganz von ihnen zu befreien. Die Schmerzen waren eine Folge der Wärmeenergie, die er laufend absorbierte.
    Ihre Menge war so groß, daß er sie nicht vollständig in Psychofrost Umwandeln konnte.
    Ein Bruchteil blieb übrig und quälte ihn, trübte seine Sinne, marterte sein Fleisch, seine Seele.
    Und diese Überhitzung löste Aggressionen aus.
    Von Schmerzen gepeinigt, suchte er nach der Ursache der Qualen, nach dem grausamen Feind, der für seine Versetzung aus der Minuswelt in diese Hölle verantwortlich war. Rauhreif überzogen wankte er durch den Lagerraum - halb blind vor Zorn und Schmerz - an den Wänden entlang, bis er endlich den Ausgang fand. Er taumelte zum nächsten Antigravschacht, und bevor er in den Schacht stürzte, geriet er in den Erfassungsbereich des bordeigenen Videosystems, das sich automatisch einschaltete und ihn filmte.
    Später - nach meinen Abenteuern auf der BASIS, auf Zülüt und an Bord der KASCHMIR - habe ich diese Aufnahme gesehen: Ein Blue, eisverkrustet, mit schleppenden Bewegungen auf den Schachteinstieg zuwankend. Kurz vor dem Einstieg neigt er den Kopf, und man kann überdeutlich das hintere Augenpaar des Tellerkopfs erkennen: Katzenaugen, in denen sich das Licht bricht. Augen, hart und kalt wie Diamanten.
     
    5.
     
    Inzwischen hatte man auf den Schiffen, die die GAVÖK zum Empfang der Endlosen Armada am Rand der galaktischen Eastside, in unmittelbarer Nähe des Sternentunnels, stationiert hatte, auf die Ereignisse reagiert. Ich sprach noch immer über die Hyperkomanlage der KISCH zu den Spießbürgern Terras, doch die galaxienweite Relaiskette aus Hanseschiffen hatte die Übertragung längst eingestellt. Die Endlose Armada, angeführt von der BASIS, wartete in sicherer Entfernung. Der Flug in den Sternentunnel war bis zur Rückkehr Perry Rhodans - der mit Taurec zum Frostrubin aufgebrochen war - verschoben worden, und man machte sich daran, den seltsamen Zwischenfällen auf den Grund zu gehen.
    Ein akonisches Schiff näherte sich der KISCH, drehte aber rasch ab, als sich der Psychofrost manifestierte und die Besatzung Opfer des Wiederholungszwangs wurde.
    Dann wurde von der BASIS ein robotgesteuertes Beiboot ausgeschleust und nahm Kurs auf den
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