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1204 - Der Häuter

1204 - Der Häuter

Titel: 1204 - Der Häuter
Autoren: Jason Dark
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ging etwas aus, das bei mir einen leichten Schauer hinterließ. Es war tatsächlich eine Aura des Unheimlichen und Fremden, die plötzlich von ihm abstrahlte. Ich war sensibel genug, um sie zu spüren, und das gefiel mir nicht.
    »Hauen Sie ab!«
    »So schnell nicht, Navis. Wir sind hier allein. Es gibt keine Zeugen, und ich habe mir nun mal in den Kopf gesetzt, eine menschliche Bestie zu stellen. Auch als Polizist ist man hin und wieder gezwungen, einen langen Schritt zu gehen.«
    »Mit dem Sie die Gesetze überschreiten.«
    »Bravo. Sie kennen sich aus. Aber Sie, Navis, sind kein normaler Mörder. Sie sind eine Bestie.« Ich hatte Mühe, an mich zu halten, trotzdem konnte ich die Veränderung der Stimme nicht vermeiden, als ich weitersprach. »Ich habe die Bilder Ihrer Opfer gesehen. Sie waren einfach grauenvoll. Ich habe schon viel in meinem Leben gesehen, doch so etwas nicht. Sie gehören nicht mehr unter Menschen, sondern einfach nur in eine Anstalt. Für immer. Versteckt wie Hannibal Lecter.«
    Er grinste mich widerlich an. »Muss ich Sie daran erinnern, dass Hannibal freigekommen ist?«
    »Nein, das müssen Sie nicht. Nur will ich Sie noch mal darauf hinweisen, dass der Film nicht immer der Wirklichkeit entspricht. In der stehen wir nun mal.«
    In seinem Gesicht bewegte sich etwas. Er kaute, obwohl er nichts im Mund hatte. Seine Augen blieben nach wie vor starr, aber der Blick hatte jetzt einen Ausdruck, den ich schlecht einschätzen konnte. Es lag in der Tiefe ein böses Omen, eine fürchterliche Vorahnung, ein gewissenloser Plan, was auch immer.
    Ich dachte wieder daran, dass ich ihm allein gegenüberstand.
    Es stimmte schon, dass ich mich über gewisse Regeln hinweggesetzt hatte. Aber nicht nur aus reinem Egoismus oder weil ich scharf darauf war, den Killer unbedingt als Einzelner zu stellen. Meine Aktion war schon abgesprochen worden. Ich hatte dabei Überzeugungsarbeit leisten müssen, um andere Kollegen im Hintergrund zu lassen. Schließlich waren auch sie damit einverstanden gewesen, dass ich es im Alleingang versuchte und den unter Verdacht stehenden Mörder provozierte, damit er sich eine Blöße gab. Es war durchaus möglich, dass ich dabei bereits die Hälfte der Strecke hinter mir ge lassen hatte.
    »Wo finde ich die Sense?«
    Er hob seine knochigen Schultern. »Kann ich nicht sagen. Ich bin ja nicht der Tod.«
    »In diesem Fall schon. Auch wenn Sie nicht als Sensenmann durch die Gegend laufen.«
    »Hauen Sie ab.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Soll ich jetzt sagen, nicht ohne Ihre Sense?«
    Er wollte den makabren Scherz nicht verstehen, denn lächeln konnte er nicht darüber. Dafür drehte er sich um und deutete in seine Werkstatt hinein. »Wissen Sie, was Grabsteine sind?«, fragte er für mich völlig unmotiviert.
    »Im Prinzip schon.«
    »Nein, Sie wissen es nicht.«
    »Dann sagen Sie es mir.«
    »Grabsteine sind das Tor zum Tod.«
    »Sehr poetisch ausgedrückt.«
    »Finde ich auch«, erklärte er. »Aber davon abgesehen wollte ich Sie fragen, ob Sie sich schon Gedanken über Ihren Grabstein gemacht haben, der Ihr Grab irgendwann mal schmücken soll.«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Sollten Sie aber.«
    »Sie meinen, weil ich hier die freie Auswahl habe?«
    »So ähnlich.«
    »Nein, Mr. Navis. So haben wir nicht gewettet. Ich denke, dass Sie es sind, der einen Grabstein früher benötigt. Und jetzt will ich wissen, wo Sie die Mordwaffe versteckt haben.«
    »Sie nerven.«
    »Das weiß ich.«
    »Dann schauen Sie sich hier um. Bitte, ich stelle Ihnen meine Werkstatt zur Verfügung.« Er breitete die Arme aus. »Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause.«
    »Was ist mit dem Wohnhaus?«
    »Ja, auch.«
    Seine Sicherheit gab mir zu denken. Mir war bekannt, dass die Kollegen bei ihm schon alles durchsucht hatten, ohne die Mordwaffe zu finden. Man hatte auch nichts von den Opfern entdeckt. Keine Spuren von Blut oder der Haut. Was der Killer getan hatte, das hatte er auch perfekt gemacht.
    Ich sagte: »Wir sind allein. Es gibt keine Zeugen. Sie wissen, was das bedeutet?«
    »Ja, ich habe Fantasie genug. Aber es interessiert mich nicht. Oder wollen Sie mich erschießen?«
    »Es wäre sogar das Beste.«
    »Versuchen Sie es.«
    Seine Sicherheit machte mich wütend. So kam ich nicht an ihn heran. Es stand eindeutig fest, dass die Opfer mit einer Sense umgebracht worden waren. Das hatten unsere Experten festgestellt. Daran zweifelte auch ich nicht. Aber wie lockte ich ihn aus der Reserve?
    Die kaum vorhandenen
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