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1204 - Der Häuter

1204 - Der Häuter

Titel: 1204 - Der Häuter
Autoren: Jason Dark
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sich in meiner Nähe auf, denn ich hörte seine Schritte. Trotz der Schmerzen konnte ich denken, auch fühlen und stellte leider fest, dass meine Beretta fehlte, denn die hatte er mir abgenommen. Allerdings war ich nicht gefesselt. Das sah ich schon als einen kleinen Pluspunkt an.
    Ich lag auf der Seite und wollte die Augen nicht mehr geschlossen halten. Zwar kamen mir die Lider schwerer als sonst vor, ich öffnete die Augen trotzdem, ohne viel sehen zu können, weil sich ein Schleier vor meinen Blick gelegt hatte.
    Der allerdings verschwand bald. So konnte ich mich besser umschauen.
    Ich lag nicht nur auf dem Boden und im Freien, sondern auch in der Nähe einer Grabstätte. Mir fiel ein, dass ich sie bereits auf dem Hinweg gesehen hatte. Für Ben Navis war sie so etwas wie ein Demonstrationsobjekt, damit Käufer erkennen konnten, wie ihre Grabsteine demnächst in einer anderen Umgebung wirkten.
    Navis stand neben dem Grab. Er hatte sich gebückt und machte sich an einem Grabstein zu schaffen. Mich hielt er für noch immer bewusstlos, und das war mein Glück, denn so schenkte er mir keinen einzigen Blick.
    Er hatte beide Hände um den mittleren der drei Grabsteine gelegt. Aber es sah nicht so aus, als wollte er sich daran festhalten, weil er zu schwach war. Im Gegenteil, er setzte schon eine gehörige Portion Kraft ein, um den Vorgang in Bewegung zu setzen, der für ihn wichtig war.
    Ich hörte ihn keuchen. Er zitterte bei seiner Kraftanstrengung, und dann sah ich aus meiner Froschperspektive, wie sich der Stein drehen ließ. Der Vorgang lief nicht geräuschlos ab. Aus dem Boden vermeinte ich, das Knirschen zu hören, vermischt mit anderen Geräuschen, als wären Tote damit beschäftigt, leise zu stöhnen.
    Nicht nur der Grabstein ließ sich bewegen. Das gleiche passierte auch mit einem Teil der Grabfläche selbst. Durch die Drehung war auch bei ihr etwas in Bewegung geraten, und meine Augen weiteten sich, als ich plötzlich die Öffnung im Rasen sah. Ein Stück von ihm war weggekippt und hatte ein Viereck freigelegt.
    Ben Navis kicherte, als er sich aus seiner gebückten Haltung erhob. Ich hörte ihn schwer atmen und dabei auch keuchen, als hätte er eine große Schufterei hinter sich.
    Ich drückte den Kopf sofort wieder nach unten, sodass die Wange den mit kleinen Steinen bedeckten Boden neben dem Grab berührte, und hielt den Atem an.
    In den vergangenen Sekunden hatte ich mich nicht auf meine eigenen Unzulänglichkeiten konzentrieren können. Das Gefühl kehrte jetzt zurück, und im Kopf tobten sich wieder die Stiche aus, die von einer Seite zur anderen zuckten.
    Es war schwer für mich, die Beherrschung zu bewahren und noch immer den Bewusstlosen zu spielen. Der Typ neben mir durfte einfach nichts merken.
    Er richtete sich auf, drehte sich mir zu und schaute auf mich herab.
    Ich sah ihn nicht, aber ich hatte das Gefühl, seinen Hass körperlich zu spüren. Ich hörte ihn auch atmen, und mir entgingen nicht die Stöhnlaute, die ebenfalls aus seinem Mund flossen. Er war beschäftigt, denn er ging um mich herum, und dann trat er zweimal zu.
    Ich hatte die Tritte nicht erwartet. Sie erwischten mich in Höhe der Hüfte. Dass ich nicht aufschrie oder aufstöhnte, konnte ich mir als Erfolg ankreiden. Durch meinen Mangel an Reaktion schöpfte Navis keinen Verdacht.
    Er ging von mir weg und betrat wieder die Grabstätte mit den drei Steinen.
    »Ja«, sprach er wieder mit sich selbst und meinte dabei mich.
    »Von wegen, den großen Bullen spielen. Den Super Agenten, der alles in die Reihe kriegt und alles allein durchzieht. Das läuft nicht. Vor allen Dingen nicht bei einem Mann wie mir. Ich bin immer besser. Ich bin besser als alle zusammen. Du hast die Sense sehen wollen, wie?« Er lachte jetzt schallend, auch ein Zeichen, dass er sich verdammt sicher fühlte. »Okay, du kannst sie sehen. Du sollst sie sogar sehen, bevor ich dich kille. Und dann ziehe ich dir die Haut ab…« Ein schauriges Lachen folgte.
    Ich achtete auf seine Schritte. Auch mit geschlossenen Augen wollte ich wissen, wohin er sich bewegte. Er ging um mich herum, summte dabei einen Schlager, und an der Veränderung der Schritt-Lautstärke merkte ich, dass er das Grab mit der Öffnung wieder betreten hatte. Dort blieb er zunächst ruhig stehen oder hocken.
    Ich hatte meine Lage nicht verändert und riskierte es wieder, einen Blick zur Seite zu werfen.
    Ja, er hatte das Grab betreten. Er hockte dort vor dem Loch.
    Auf mich achtete er nicht, als er seine
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