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120 - Sterben in Berlin

120 - Sterben in Berlin

Titel: 120 - Sterben in Berlin
Autoren: Jo Zybell
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Rudolph schaltete die Außenscheinwerfer ein.
    »Wärmequellen im Umkreis von fünfhundert Metern!«, rief Major Billy eine halbe Stunde später. »Einige direkt unter uns!«
    Sie hatte kaum ausgesprochen, da sprangen in etwa hundertfünfzig Meter Entfernung zwei Frekkeuscher aus dem dichten Laubwald. Ihre Reiter griffen in ihre Rückenköcher, um neue Pfeile in ihre Armbrüste zu legen. Als sie den heranfliegenden Tank entdeckten, flohen sie in westliche Richtung. Zwei weitere Frekkeuscher und eine Androne brachen kurz darauf aus dem Wald und folgten ihnen.
    »Dort unten wird gekämpft.« Matt beobachtete das Panoramadisplay. Die optischen Geräte vermochten nicht das dichte Sommerlaubdach des Waldes zu durchdringen. Die Bordhelix war auf Laserortung und Infrarottaster angewiesen, um wenigstens skizzenhafte Umrisse der Wärmequellen zu errechnen.
    »Tiere«, sagte Matt. »Fast dreißig Tiere.«
    »Und mindestens zwei Menschen«, sagte Major Billy. Die etwa wisaaugroßen Körper scharten sich um zwei Gestalten von menschenähnlichen Konturen. »Verteidigen sie die beiden, oder greifen sie sie an?«
    »Schauen wir nach.« Stück für Stück drückte Rudolph den Tank hinunter, bis er durch das Laubdach brach.
    Scheinwerferlicht erleuchtete den Wald.
    »Hunde!«, entfuhr es Matt. »Sehen fast wie Schäferhunde aus!«
    Major Billy runzelte die Stirn; den Begriff hatte sie nie zuvor gehört. Wie sollte sie auch?
    »Sie beschützen den Verletzten und den Knaben«, sagte Rudolph. »Kaum zu glauben!« Er setzte den Tank fünfzig Schritte entfernt von Tieren und Menschen zwischen licht stehenden Buchen auf und richtete einen der Scheinwerfer auf die Tiere und die beiden Menschen.
    Matt zählte sieben Hunde, die tot oder verletzt im Unterholz lagen. Der Mann kauerte zusammengekrümmt auf der Seite, der Halbwüchsige zielte mit einer Armbrust auf den EWAT.
    »Schaut euch das tapfere Kerlchen an«, sagte Matt kopfschüttelnd.
    »Wenn wir aussteigen, und die Hunde auf uns losgehen, hätte er sogar eine Chance.« Major Billy wiegte zweifelnd den Kopf hin und her.
    »Ohne Befehl des Colonels steigt hier keiner aus.« Captain Rudolph aktivierte den Bordfunk. »Ich wecke sie.«
    »Vorher aktivieren Sie bitte noch den Außenlautsprecher«, verlangte Matt. Während der Pilot seiner Bitte nachkam und danach Colonel Cinderella Loomer weckte, stand Matt auf und beugte sich neben Rudolph über das Mikro. »Wenn du mich verstehst, hebe die linke Hand.«
    Er beobachtete das Panoramadisplay. Tatsächlich hob der Junge die Linke.
    »Mein Name ist Matthew Drax«, sagte Matt auf Deutsch.
    »Manche nennen mich Maddrax.«
    Und ich war mal König von Beelinn, hätte er fast hinzugefügt. Denn sollte der Knabe Kontakt zu Jennys Leuten haben, wüsste er über die Episode Bescheid. Doch der Mann aus der Vergangenheit wollte vor Sidney und Rudolph sein Intermezzo als König von Berlin nicht ansprechen.
    »Wir kommen als Freunde! Dein Partner ist verletzt, wie wir sehen. Wir könnten ihm helfen, aber dazu musst du die Hunde an die Leinen nehmen.«
    Alle drei standen sie jetzt unter der Frontkuppel und beobachteten den Jungen und den Verletzten inmitten ihrer Tiere. Der Mann gestikulierte, der Junge redete auf die Tiere ein. Einem halben Dutzend legte er Riemen an und band sie an einer Birke fest. Die anderen trotteten hinter den Jungen und seinen Gefährten und ließen sich dort auf ihre Hinterläufe nieder.
    Das Schott teilte sich, Colonel Loomer trat ins Kommandosegment. »Was ist hier los?«
    Ben Rudolph berichtete. Wenig später verließen er und Matt den EWAT. Rudolph knipste seine Helmlampe an. Bei dem Verletzten angekommen, ging er in die Hocke und öffnete seinen Notfallkoffer. Zwei Pfeile ragten aus dem Körper des Mannes – einer aus dem Schenkel, einer aus dem Bauch.
    »Er heißt Rudgaar«, sagte der Halbwüchsige. »Ich heiße Tilmo. Wir arbeiten für Königin Jenny…«
    Matt erfuhr, dass Rudgaar als Spion in Pottsdam aufgeflogen war und seine Hunde ihn vor seinen Verfolgern gerettet hatten.
    »Er hat eine wichtige Botschaft für die Königin«, schloss Tilmo. »Der Mann, den sie zu ihrem neuen Berater berufen will, soll noch heute Nacht sterben. Und die Frau, die sie dann zur Beraterin berufen wird, ist eine Spionin Pottsdams…«
    ***
    Beelinn, Anfang September 2520
    Hinter der Tür zu den königlichen Gemächern lachten die Königin und ihre Tochter, vor der Tür auf dem Gang drückte ein Paar sich in eine Mauernische.
    Miouu versank in
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