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120 - Sterben in Berlin

120 - Sterben in Berlin

Titel: 120 - Sterben in Berlin
Autoren: Jo Zybell
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Moleküle ihres Trägerorganismus sich auflösen mussten.
    Und der Sauerstoffmangel, würde er ihr Bewusstsein nicht erneut auslöschen? Und möglicherweise für immer?
    Plötzlich begriff sie, dass sie ohne einen geeigneten Trägerorganismus in greifbarer Nähe tatsächlich endgültig erlöschen konnte.
    Panik peitschte durch ihren Körper. Es würde ihr gar nichts anderes übrig bleiben, als die Fesseln zu zerreißen. Aber dann würde sie ihre wahre Identität nicht länger verbergen können, dann war die Einnahme Beelinns gescheitert.
    Ihr Geist unterdrückte die Panik, konzentrierte sich auf ihren Herzschlag und beruhigte ihn. Aber sie musste handeln!
    Schon ringelte sich ihr aus dünnen Schuppenketten nachgebildetes Haar – Arnaus Haar –, schon züngelten Flammen aus ihren Kleidern, und hinter der Wand aus Rauch und Flammen konnte sie schon keine Primärrassenvertreter mehr sehen. Sie spannte die Muskeln an. Die Fesseln rissen.
    Plötzlich ging ein Aufschrei durch die Menge. Das Getrampel von Schritten übertönte das Prasseln des Feuers und grelles Licht flammte auf, greller noch als die Flammen…
    ***
    Sie ließen den Wald hinter sich, überflogen die Stadtmauer, und als sie über dem Platz schwebten, erkannten sie, dass das Feuer von einem Scheiterhaufen stammte.
    »Er ist es.« Aruula kniete hinter dem Pilotensessel. Sie hatten den Oberkörper über ihre Schenkel gebeugt und die Stirn auf die Knie gelegt. Sie hatte gelauscht. »Die Leute sind wütend auf einen Mann namens Arnau, und sie fühlen Genugtuung, weil er in den Flammen stirbt.«
    »Außenlöschanlage bereitmachen«, wies Cinderella Loomer den Bordrechner an. Im Spiralflug schraubte sie Ark IX
    herunter, bis der EWAT wenige Meter über den Flammen schwebte. Die Außenscheinwerfer tauchten den Schauplatz des Geschehens in gleißendes Licht.
    »Zentrum der Energieentwicklung ersticken!«, rief die Loomer. Etwas zischte außerhalb der Kommandozentrale. Alle starrten sie auf das Panoramadisplay. Ein Schaumstrahl fuhr in die Flammen, Sekunden später erlosch das Feuer.
    Die Kommandantin landete den EWAT. »Hauptschott auf! Holt den Mann ins Labor, falls er bewusstlos ist!«
    Matt, Aruula und Major Billy sprangen als Erste aus dem Flugpanzer. Sie rannten zu dem qualmenden Holzhaufen. Eine schmutzige, verrußte Gestalt kroch ihnen entgegen. Ben Rudolph und Andrew Farmer entfalteten eine Trage. Aruula und Billy zogen den Verletzten aus Asche, Schaum und nassem Reisig. »Danke…«, stöhnte er. »Danke…«
    Sie legten ihn auf die Trage. Billy untersuchte ihn. »Glück gehabt. Verdammtes Glück gehabt. Gelegentlich müssen Sie mir verraten, wie man so was überleben kann.«
    Ein Hund bellte. Matt fuhr herum. Am anderen Ende des Platzes, auf der Straße, stand ein großer schwarzer Hund. Auf seinem Rücken saß ein blondes Mädchen. »Commander Dad!«, rief es.
    Matt rannte los. Tränen strömten ihm über das Gesicht. Das Mädchen sprang vom Hund und lief ihm entgegen. Im Scheinwerferlicht von Ark IX schloss der Mann aus der Vergangenheit seine kleine Tochter in die Arme.
    Sie wollten den Verletzten in den EWAT schieben, um ihn intensivmedizinisch zu behandeln. Doch er kletterte von der Trage. »Lassen Sie nur… danke, vielen Dank, ich komme schon zurecht…«
    Vor dem offenen Schott stand Colonel Cinderella Loomer und beobachtete Matthew Drax und das Kind. »Wer ist das?«, fragte sie.
    »Maddrax’ Tochter«, erklärte Aruula.
    »Warum sagt er nicht einfach: ›Lasst uns in Beelinn vorbeischauen, ich hab Sehnsucht nach meiner Tochter‹?«
    Kopfschüttelnd stieg sie in den Tank. »Männer…«
    ***
    Die Dinge verändern sich,
    hatte Bulldoggs Vater immer gesagt, das
    gehört zum Leben. Verändern sie sich aber zu schnell, ist der Tod nicht weit.
    Daran dachte Bulldogg ein paar Tage später, als er breitbeinig und mit auf dem Rücken verschränkten Armen vor den Türflügeln der Empfangshalle stand. Die Dinge veränderten sich ein wenig zu schnell nach seinem Geschmack.
    Draußen vor der Tür turtelte Miouu mit einem klugen Burschen aus dem Nordland. Meister Johaan und Lucida saßen im Kerker. Und der kluge Bursche draußen vor der Tür würde wohl über kurz oder lang Miouus Mann und neuer Königlicher Berater werden.
    Und war der Tod etwa fern? Wie viele hatten ihr Leben verloren in den letzten Monden: Gertruud, Edelgaar, ihr Mann, Naura, und noch vor dem nächsten Vollmond würden Osgaard und seine Männer unter dem Henkersbeil sterben.
    Und oben
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