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1180 - Der Drachenschatz

1180 - Der Drachenschatz

Titel: 1180 - Der Drachenschatz
Autoren: Jason Dark
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veränderte. Zwar blieb sein Äußeres gleich, doch die innere Unruhe übertrug sich sehr bald auf seinen Körper.
    Als Leon zur Seite blickte, geriet er ins Staunen. Joel blieb nicht mehr ruhig stehen. Er bewegte sich auf dem Fleck stehend hin und her. Er schüttelte den Kopf. Er sprach mit sich selbst. Er streckte die Arme nach vorn, und er spreizte dabei die Hände, während er zugleich mit ihnen wedelte. Er sah aus, als wäre er dabei, irgendwelche Feinde abzuwehren, die ihn angriffen.
    »Was hast du denn?«
    Joel drehte den Kopf. Leon sah die Angst im Gesicht seines neuen Freundes. »Ich kann nichts dagegen tun. Die Zeitschleife, verstehst du?«
    »Nein!«
    »Sie holt mich.«
    »Wie… wieso…?«
    »Auf das Schiff der Verfluchten. Baphomet!« rief er plötzlich laut, und Leon erkannte, dass er etwas tun musste. Er konnte Joel jetzt nicht in seiner Qual allein lassen. Deshalb streckte er beide Arme aus, um nach ihm zu fassen.
    An den Schultern hielt er ihn fest.
    Aber war das noch ein Festhalten?
    Es passierte etwas, was ihm noch nie im Leben widerfahren war. Daran hatte er auch nie gedacht.
    Die Gesetze der Physik wurden auf den Kopf gestellt, denn noch während er seinen Freund gepackt hielt, veränderte er sich.
    Er wurde zu einer anderen Gestalt, obwohl er im Prinzip der Gleiche blieb.
    Von einem gläsernen Menschen hatte er schon mal gelesen, und genau das passierte mit Joel.
    Der Junge löste sich auf!
    Unter seinen Händen wurde Joel durchscheinend, was Leon nicht fassen konnte. Obwohl er ihn hielt, schien Joel allmählich wegzutauchen, während er sich immer mehr auflöste.
    Leon schrie den Namen.
    »Nein, Leon, nein. Ich muss… ich kann nicht anders. Die Zeitschleife ist es. Sie hat die Verfluchten getroffen. Ich muss auf das Schiff. Die Zeit dreht sich wieder. Warte auf mich - warte…«
    Das letzte Wort verklang, danach war es still. Leon hörte und sah nichts von ihm. Mutterseelenallein stand er an der Drachenküste und schaute dem großen Schiff entgegen, das zum Land hin steuerte, es aber nicht schaffte, weil die aus der Tiefe hochgewühlten Wellen einfach zu stark waren.
    Sie setzten ihm mächtig zu. Manchmal jagten sie fontänenartig in die Höhe und erinnerten dabei an Geysire, die das heiße Wasser aus den finsteren Schlünden ausstießen.
    Dass der Rumpf Schläge erhielt, war nicht zu hören und nur an den Folgen zu sehen. Das Schiff wurde durchgeschüttelt. Es krängte von einer Seite auf die andere. Es fing an wie irre zu kämpfen, und es war dem Steuermann auch gelungen, es näher ans Ufer zu bringen, wobei es auch in den Bereich der hohen, aus dem Wasser ragenden Felsen geriet.
    Leon hatte gute Augen. Er sah unter den geblähten Segeln Gestalten über das Deck huschen. Einige hingen in den Wanten. Sie schauten in die Tiefe, und Leon glaubte sogar, ihre Schreie zu hören, die spitz und schrill bis zu ihm hallten.
    Urplötzlich kochte das Meer um das Schiff herum!
    Auf einmal waren keine Wellen mehr zu sehen, sondern nur eine weiße Gischt, die durch die wahnsinnigen, in der Tiefe lauernden Kräfte entstanden sein musste.
    Das Meer war aufgewühlt. Es verwandelte sich in eine Macht, die mit dem schweren Segler spielte, als wäre er aus leichtem Holz gebaut worden.
    Noch mal wühlten sich Wasser und Gischt auf wie ein gewaltiger Berg. Und aus ihm stieg von der Tiefe her eine mächtige Gestalt. Ein riesiger Kopf mit einem ebenfalls riesigen, mächtigen langen Hals.
    Es war der Drache aus der Tiefe!
    ***
    Lange genug hatte er auf dem Meeresgrund gelauert und sich von dort aus bemerkbar gemacht. Bis ihm der Geduldsfaden gerissen war, und jetzt war er da!
    Leon, der am Ufer stand, konnte nur staunen, zuschauen und an nichts denken. Denn was er jetzt sah, das war keine Szene aus einem Buch, die sich in seiner Fantasie noch verstärkte, nein, diesmal erlebte er die ganze Wahrheit, und das in einer Zeit, die Hunderte von Jahren zurücklag.
    Er stand an der Drachenküste, und er wusste jetzt auch, warum sie diesen Namen erhalten hatte.
    Wie oft hatten Seefahrer in den vergangenen Zeiten von den Meeresungeheuern berichtet. Die meisten Menschen hatten es als Seemannsgarn und Spinnereien abgetan. Aber jetzt gab es einen Zeugen, der durch eine Zeitverschiebung in die Vergangenheit und in die Zeit der Seemonster transportiert worden war.
    Leon schaute zu. Er konnte gar nicht anders, und er war fasziniert von den Ausmaßen des Drachen, der bisher nur seinen Kopf und einen Teil des Halses aus dem Wasser
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