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1173 - Computerwelten

Titel: 1173 - Computerwelten
Autoren: Unbekannt
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schreien.
     
    3.
     
    Die einen hielten es für eine Bruchstelle im Raum-Zeit-Gefüge, andere sprachen von einer mehrdimensionalen Blase oder von der Überlappungszone zweier Universen, wieder andere meinten, es handele sich um ein kosmisches Phänomen, für das schlichtweg keine Erklärung zu finden sei.
    Im Grunde hatten sie alle recht.
    Seit der Entdeckung der Unregelmäßigkeit im Weltraum rissen die Diskussionen darüber nicht mehr ab. Wie man das hyperphysikalische Gebilde auch beschreiben oder definieren wollte - sicher war jedenfalls, daß sich „dahinter" die verschwundene Erde mit ihrem Mond befand. In einem eigens zu diesem Zweck geschaffenen Korridor rasten der Heimatplanet der Menschheit und sein Trabant durch ein unbegreifliches, Kontinuum einem nicht bekannten Ziel entgegen.
    Seit Taurecs letztem Experiment hatte sich immerhin eine einheitliche Sprachregelung durchgesetzt. Das Phänomen wurde fortan als Grauer Korridor umschrieben.
    Verständlicher wurde es dadurch nicht.
    Dem Gesandten der Kosmokraten war es gelungen, eine mentale Spionsonde zu erzeugen, die er durch die hyperdimensionale Blase hindurchgeschleust hatte. Der Vorgang allein bedeutete schon eine Überraschung, denn zuvor waren alle Versuche, in den Grauen Korridor einzudringen, kläglich gescheitert. Darüber hinaus jedoch vermittelte die Sonde, die Taurec auch als Elmsflamme bezeichnete, ein getreues Abbild dessen, was sich in jenem unerklärlichen Mikrokosmos abspielte.
    Jedermann an Bord der RAKAL WOOLVER war inzwischen darüber informiert. Die Erde entvölkert und von Vishna kontrolliert; die Menschheit verbannt auf Milliarden Miniaturplaneten, in ihrem Dasein pervertiert zu Funktionselementen des Virenimperiums; die letzten Widerständler, Ernst Ellert und Chthon, gescheitert - niemand, der in diesen Tagen fähig gewesen wäre, seine Nerven unter Kontrolle zu halten. Selbst von Nikki Frickel, Wido Helfrich und Narktor - als „Nachtbummler von Waigeo" ebenso berühmt wie berüchtigt - wurde bekannt, sie hielten neuerdings Abstand von nächtlichen Treffen und spektakulären Aktionen.
    Nicht, daß die Mannschaft in Resignation verfallen wäre. Es waren Menschen - denen man nicht zu Unrecht nachsagte, daß sie selbst in ausweglosen Situationen die Hoffnung bewahrten. Der überall aufflackernde Unmut entzündete sich vielmehr an dem Umstand, daß Taurec immer noch nicht bereit war, auf Fragen sachgemäß und offen zu antworten.
    Statt dessen erging er sich weiterhin in Andeutungen und geheimnisvollen Formeln, die niemand wirklich durchschaute.
    Bradley von Xanthen wartete weiterhin ab. Mittlerweile gab es viele, die sein Zaudern als Führungsschwäche auslegten. Nicht nur in den Reihen der GAVÖK-Kommandanten, die sich aus der Nähe der RAKAL WOOLVER längst zurückgezogen hatten, herrschte die Auffassung, es sei kaum möglich, einen Mann zu unterstützen, der sich von einem geheimnisvollen Gast an Bord ein ums andere Mal hinhalten ließ. Auch die eigenen Mannschaftsmitglieder kritisierten ihn immer heftiger.
    Aber was sollte er tun!
    Letztlich blieb ihm keine Wahl, als sich auf Taurec einzustellen. Alle Versuche, den Grauen Korridor zu durchbrechen, waren gescheitert. Es machte keinen Unterschied, ob der Gesandte der Kosmokraten etwas von den Geheimnissen lüftete, die ihn umwoben und die Außenstehende vielleicht tatsächlich nichts angingen. Es hätte die Lage nicht verändert. Ihnen allen waren die Hände gebunden.
    Als der „Einäugige" die Zentrale betrat, merkte von Xanthen sofort, daß etwas an seinem Auftreten sich gewandelt hatte.
    Die ganze Zeit schon war er erregt und unruhig gewesen, seit dem geglückten Experiment mit der Elmsflamme mehr als zuvor. Jetzt jedoch schien ihn nichts mehr halten zu können. Er barst förmlich vor Spannung.
    Taurec hatte eine Entscheidung getroffen!
    „Ich gehe nach draußen", verkündete er. „Mit der SYZZEL werde ich in den Grauen Korridor vordringen."
    Die gelben, raubtierhaften Augen leuchteten wie im Fieber.
    Bradley von Xanthen schüttelte verständnislos den Kopf.
    „Du schaffst es nicht. Wir haben es oft genug versucht. Die Hyperblase läßt sich durchfliegen wie normaler Weltraum. Es gibt keinen Weg nach innen."
    „Ich muß hinein", bekräftigte Taurec. „Wir dürfen Vishna nicht gewähren lassen!"
    Die vorwurfsvolle Entgegnung, die dem Kommandanten durch den Kopf schoß, verbiß er sich. Er holte tief Luft und sagte: „Also gut, ich nehme an, du hast einen bestimmten
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