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1173 - Computerwelten

Titel: 1173 - Computerwelten
Autoren: Unbekannt
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der Porleyter zu erkennen, und schließlich hatte er gar den Eindruck, eine Überlappungsfront der Druuf bewege sich in der spezifischen, vieltausendfachen Verzögerung neben dem heimischen Universum her.
    Nichts von alledem stimmte. Er merkte es, als das flache Fluggerät das Informationsbruchstück erreichte und die Geschwindigkeit daran anpaßte. Dieses winzige Teil der Virochip-Datei gehörte nicht hierher - nicht in diesen Abschnitt und nicht in diese Zeit der Milchstraße. Der Sturmreiter war verwirrt. Sein Wissen machte es ihm fast unmöglich, die abgespaltene Information richtig einzuordnen. Einerseits gehörte sie zur Erde, zu Terra - andererseits gehörte sie überall hin: in die Weiten des Universums, in Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart, in fremde Kontinua ebenso wie in die Superintelligenz ES...
    Vorsichtshalber fuhr er das Netz aus und fing das Bruchstück ein. Im letzten Moment verhinderte er damit, daß es dem Datenschwall zu nahe kam und im Mahlstrom der übrigen Informationen unauffindbar verschwand. Es war winzig. Bully lenkte den Jet zu Boden und zog den Irrläufer hinter sich her.
    Er beobachtete ihn, wie er im Netz zappelte - fast so, als versuchte er aus eigener Kraft, sich von dem rötlichen Gespinst zu befreien. Er legte ein geradezu selbständiges Handeln an den Tag, das dem Sturmreiter in dieser Form bei noch keiner Information untergekommen war. Und: Bully kannte ihren Inhalt und war trotzdem unfähig, sie richtig einzuordnen. Ein seltsames Ding, das seinen Geist verwirrte. Was sollte er damit anfangen?
    Der Sturmreiter fühlte sich hilflos. Erstmals zweifelte er an der Effektivität seiner Aufgabe. Er starrte auf das winzige Bruchstück. Wie bekannt es ihm war! Wie sehr es ihn verunsicherte!
    Spontan beschloß er, das Netz zu kappen. Er konnte nicht ewig hier herumstehen und darauf warten, daß ihm eine brauchbare Lösung einfiel. Im Grunde, dachte er, waren seine Sorgen lächerlich. Eine Information wie diese, die überall hingehörte, konnte überhaupt nicht in einen falschen Strom geraten.
    Mit einem mentalen Befehl löste er das Netz. Die rötlichen Fasern zogen sich zurück und verschwanden in den schwarzen Virenverbänden der Rüstung. Die Information rührte sich nicht. Sie machte keinerlei Anstalten, diesen Ort zu verlassen. So winzig sie im Vergleich zu anderen Daten sein mochte, erreichte sie doch die Größe des Sturmreiters selbst. Ja, sie ähnelte ihm sogar in der äußeren Gestalt. Jetzt begann sie mit einem kranken, skelettierten Arm zu gestikulieren, der ebenso wie alle anderen Körperteile von fortschreitender Verwesung befallen schien.
    Bully...!
    Der Sturmreiter zuckte zusammen, als er seinen Kosenamen hörte. Die Stimme erklang nicht akustisch, sondern drang als verständlicher geistiger Impuls mitten in sein Gehirn.
    Zweifellos stammte sie von jenem seltsamen Informationsbruchstück, das auf diesem Weg den Kontakt mit ihm suchte.
    Bully! Erkennst du mich nicht?
    Es klang drängend, beschwörend. Der Sturmreiter wand sich wie unter einer furchtbaren Last. Natürlich kannte er diese Person!
    „Ernst...", stammelte er. „Ernst Ellert..."
    Die Trance, unter der er die ganze Zeit gelebt hatte, fiel von ihm ab. Es war, als löste sich eine Klammer um seinen Geist. Sprunghaft erweiterte sich sein Bewußtseinshorizont.
    Reginald Bull stöhnte auf. In ihm schien eine Mauer zu bersten, als seine wahre Identität und das Wissen um die reale Vergangenheit machtvoll in die Erinnerung strömten. Ihm wurde bewußt, daß ihm seine Erinnerung erst während des Aufenthalts auf der Mini-Erde abhanden gekommen war.
     
    *
     
    Weitab von Terrania und dem HQ-Hanse hatte Reginald Bull einen Flecken gefunden, an den er sich zurückzuziehen pflegte, wenn es für ihn nichts zu tun gab. Als manipulierter Sturmreiter hatte er zwar kein Empfinden für die grausame Veränderung seiner Umwelt gehabt. Dennoch war ihm an diesem Ort immer Entspannung zuteil geworden.
    Er hockte auf einem Felsklotz und warf mißmutig kleine Steine ins Wasser. Wenn sie platschend die Oberfläche durchbrachen und versanken, zeichneten sie konzentrische Wellen, die träge zum Ufer des Tümpels wanderten. Vor kurzem noch hatte er sich an diesem Spielchen erfreut. Jetzt weckte es Zorn in ihm. Die Züge seines Gesichts waren verhärtet; sie drückten Verbitterung und Ohnmacht in gleicher Weise aus.
    Den letzten Stein warf er mit einer heftigen Armbewegung ungezielt von sich. Neben dem Tümpel kam er auf, in toter,
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