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1165 - Einsteins TrÀnen

Titel: 1165 - Einsteins TrÀnen
Autoren: Unbekannt
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der Schatten. „Und allmählich kristallisiert sich auch der ganze Umfang von Vishnas schrecklichem Plan heraus. Wir können uns jetzt vorstellen, wie eine Integration der Menschheit in das Virenimperium vor sich gehen könnte."
    Ellert nickte ein paar Mal. Er hatte das apokalyptische Bild immer wiederverdrängen wollen, aber die Realität zwang es ihm erneut auf.
    „Die Menschheit als Speichereinheiten eines Großcomputers in der Macht Vishnas", sagte er dumpf. „Wenn es wirklich dazu kommt, werden die Menschen die bedauernswertesten Sklaven sein, die es jemals gegeben hat."
    „Vielleicht sind sie sich ihrer Rolle nicht bewußt", meinte Chthon. „So, wie es jetzt aussieht, befinden sie sich in einer Art Trance. Die biovirulente Programmierung des Vishna-Fiebers läßt sie nicht erkennen, in welcher Lage sie sich befinden."
    Ellert war anderer Ansicht. Wenn die siebente Plage abgeschlossen war und sich alle Menschen innerhalb des Virenimperiums befanden, um dort für die abtrünnige Kosmokratin zu arbeiten, würden die Gefangenen sich ihrer Rolle sehr schnell bewußt werden. Vishna würde schon dafür sorgen, denn nur wenn sie die Qualen der Unterdrückten sah, konnte sie ihren Triumph voll auskosten.
    Der ehemalige Teletemporarier, der noch die Anfänge der menschlichen Raumfahrt und den Aufbau der Dritten Macht miterlebt hatte, deutete auf den winzigen Reginald Bull zu seinen Füßen.
    „Er hat die Frage gestellt, wozu wir uns sechs Plagen lang erfolgreich gewehrt haben, wenn wir bei der letzten Attacke des Gegners doch noch unterliegen."
    Chthon war so dicht neben ihm, daß er mit einem Teil seines Schattenkörpers in Ellerts Schulter eindrang.
    „Ich weiß, daß du kein Fatalist bist, Ernst. Auch, wenn du jetzt wie einer redest."
    Der Mann, dessen Bewußtsein in seinem verwesenden Originalkörper mehr schlecht als recht aufgehoben war, beugte sich zu dem zwergenhaften Bull hinab.
    Dessen Haltung hatte sich trotz der veränderten Größe nicht verändert - er stand erwartungsvoll da und blickte zum Himmel hinauf.
    Ellert wollte ihn ergreifen und auf seine Hand stellen.
    Ein scharfer mentaler Warnruf des Schattens ließ ihn zurückzucken.
    „Tu es nicht, Ernst! Wir haben es schon besprochen, daß du damit großen Schaden anrichten könntest."
    „Ob er uns wahrnehmen kann?" fragte Ernst.
    „Mit Sicherheit nicht!"
    „Wenn er bei Sinnen wäre, würde er dieser Situation bestimmt noch eine heitere Seite abgewinnen wollen", vermutete Ellert. „So war er, seit ich ihn kenne - und das sind einige Jahrhunderte. Vermutlich würde er sich als einen Siganesen bezeichnen, obwohl er mittlerweile schon kleiner ist als einer dieser Umweltangepaßten."
    Chthon wechselte das Thema.
    „Glaubst du, daß NATHAN in seinem Archiv Unterlagen über den Potentialverdichter auf bewahrt?"
    „Über die Waffe der MdI, mit der sie uns damals auf Horror angegriffen und verkleinert haben? Ich denke schon - aber NATHAN kennt weder das Konstruktionsschema noch das Funktionsprinzip. Sonst hätten wir einen ähnlichen Apparat längst nachgebaut."
    „Wir sollten uns trotzdem darum kümmern, wenn wir Luna je erreichen", schlug der Schatten vor.
    Das Kunstlicht der Helios-Sonnen begann mit fahler Blässe in die Straßen von Terrania zu kriechen. Es paßte zu den gespenstischen Szenen, die sich dort abspielten.
    „Der neue Tag", sagte Ellert matt. „Ich weiß nicht, ob ich ihn begrüßen soll."
     
    *
     
    Drei Stunden lang mußten sie untätig zusehen, wie die Menschen um sie herum weiter schrumpften. Es war nun gefährlich, sich zu bewegen, denn die Bürger, die auf der Straße standen, waren kaum noch größer als Fliegen.
    Weder die technomanischen Apparate noch Einsteins Tränen hatten sich inzwischen gerührt, aber genau darauf wartete Ellert.
    Lange Zeit konnte es nicht mehr dauern, dann begann die entscheidende Phase der siebenten Plage.
    Als wäre dieser Gedanke ein geheimes Signal für den Gegner, begannen sich die Kugeln, die sich alle in winzige Erden verwandelt hatten, leicht zu bewegen. Sie hoben ein wenig vom Boden ab und schwebten überall dorthin, wo sich Menschen befanden.
    Ellert ließ Reginald Bull nicht aus den Augen; vielleicht gab es doch noch eine Möglichkeit, dem alten Freund zu helfen.
    Zumindest wollte er wissen, was mit Bully geschah.
    Eine lange Kette von „Tränen" schwebte auf die Gruppe von Winzlingen zu, bei der auch Bully und Waringer standen.
    Dicht über den Menschen hielt die vordere Kugel
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