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1165 - Einsteins TrÀnen

Titel: 1165 - Einsteins TrÀnen
Autoren: Unbekannt
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an.
    Ellert hörte auf zu atmen. Unwillkürlich griff er nach Chthons Arm, aber seine Hand fand keinen Widerstand.
    Dann geschah das, was Ellert als Alptraum schon einmal erlebt hatte, von dem er aber bis zum Schluß gehofft hatte, es würde niemals wirklich passieren.
    Doch es geschah!
    Es spielte sich vor Ellerts Augen ab. Er war der einzige Mensch auf der Erde (wenn es nicht durch einen wunderbaren Zufall an anderen Orten weitere Immune gab), dem das nicht widerfuhr, was nun Reginald Bull und alle anderen erleben mußten.
    Den Gesetzen der Schwerkraft zum Hohn kippte der winzige Bully kopfüber nach oben in die Atmosphäre der über ihm schwebenden Kugel. Dabei schien er noch weiter zu schrumpfen, vielleicht, bis er nur noch so groß wie ein Virus war.
    Alle anderen Geschrumpften verschwanden auf die gleiche dramatische Art und Weise, jeder in einer anderen Kugel, so daß die vielen Milliarden Menschen auf Terra auf die vielen Milliarden Minierden verteilt wurden.
    Ellert blinzelte. Er dachte noch immer, daß seine überreizten Nerven ihm einen Streich spielten, daß er halluzinierte.
    Aber er wußte, daß seine Augen ihn nicht trogen. Alles, was er sah, ereignete sich wirklich.
    Männer, Frauen und Kinder, nicht größer als Insekten, fielen in die Atmosphären von Einsteins Tränen, schrumpften dabei weiter und stürzten der Oberfläche ihrer neuen Welt entgegen.
    Was dort mit ihnen geschah, entzog sich den Blicken der beiden Beobachter.
    Die Menschen waren zu klein geworden, als daß man ihren weiteren Weg noch hätte verfolgen können.
    Ellert war jedoch sicher, daß sie nicht starben. Irgend etwas anderes, etwas Unheimliches und Schreckliches geschah mit ihnen. Auf jeden Fall wurden sie von Vishna mißbraucht.
    „Du mußt stark sein, Ernst Ellert!" erreichte ihn die Mentalstimme des Schattens. „Was du nun siehst, erscheint dir als das absolute Grauen. Aber für die Betroffenen ist es wahrscheinlich nicht so schlimm."
    Ellert schien langsam zu sich zu kommen.
    Der Tag, der gerade erst begonnen hatte, brachte ein weiteres Phänomen. Die Farbstreifen des Grauen Korridors begannen allmählich ineinander zu fließen. Sie verwischten sie zu einem bleiernen Grau, das schwer über der Erde zu lasten schien.
    Waren das die ersten Anzeichen für den Sturz aus dem Grauen Korridor?
    War die Erde am Ziel - am Ende - angekommen?
    „Was sollen wir tun?" brach es dumpf aus dem Mutanten hervor.
    „Noch hat die Menschheit ein letztes Bollwerk", erwiderte Chthon. „Es ist NATHAN auf Luna. Wir sollten jetzt nicht länger warten, sondern mit einem der letzten noch intakten Transmitteranschlüsse dorthin gehen, solange es noch möglich ist."
    Zweifellos hatte der Körperlose recht. Auf der Erde hatten sie keine Chancen zum Überleben. Sobald alle Menschen auf den kleinen Welten angesiedelt waren, würden die technomanischen Maschinen wieder mit ihrer Jagd auf Ellert beginnen.
    Und sie würden früher oder später Erfolg haben. Womöglich würde Vishna auch noch andere Waffen einsetzen, um den letzten Immunen zu vernichten.
    Auch Chthons Schicksal war auf der Erde besiegelt. Er würde immer durchsichtiger werden und schließlich in Nichts aufgehen.
    „Du hast recht, Chthon", stimmte Ellert schweren Herzens zu. „Wir werden nach Luna gehen. Danach wird NATHAN alle Verbindungen zur Erde kappen. Vom Mond aus werden wir den Widerstand organisieren - wie immer er dann auch aussehen mag."
    Chthon schien erleichtert zu sein, daß sein Begleiter, der allmählich zu seinem Freund geworden war, sich zu diesem Schritt entschlossen hatte.
    „Komm!" forderte er den Terraner auf. „Lange haben wir nicht mehr Zeit."
    „Einen Augenblick noch!" Ellert trat auf die Kugel zu, in deren Atmosphäre Bully verschwunden war. „Es ist so etwas wie ein Abschied von meinem Freund, verstehst du?"
    Chthon schwieg, aber er schien Ellerts Gefühle zu respektieren.
    Ellert beugte sich dicht über die Kugel, bis sein Gesicht fast in die Atmosphäre eintauchte.
    „Bully?" flüsterte er.
    Es war eine gespenstische Szene.
    Ruckartig hob Ellert wieder den Kopf.
    „Nichts!" grollte er. „Wir können gehen - endgültig."
    Er näherte sich dem Gebäude, das zum HQ-Hanse gehörte und in dem er einen intakten Transmitter zu finden hoffte. NATHAN würde ihnen den Weg weisen.
    Der vierdimensionale Schatten folgte ihm.
    Unter dem bleigrauen Himmel Terras trat endgültig völlige Stille ein.
     
    12.
     
    Bully erwachte mit klopfendem Herzen und einem dumpfen
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