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116 - Der Mitternachtsteufel

116 - Der Mitternachtsteufel

Titel: 116 - Der Mitternachtsteufel
Autoren: Dämonenkiller
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verfallen."
    „Was soll das heißen? Daß die Leute dort ihren Namen und alles vergessen haben?"
    „Genau, Brüderchen. Sie erinnern sich an gar nichts mehr. Und ihre parapsychischen Fähigkeiten sind weg. Einfach weg."
    „Vielleicht hat sie ein westlicher Geheimdienst geklaut", sagte ich, um einen Witz zu machen. Kiwibin steckte sich eine seiner stinkenden schwarzen Zigaretten an.
    „Brüderchen, lassen wir doch die -Politik aus dem Spiel, ja? Du jagst Dämonen, ich jage Dämonen. Jagen wir zusammen Dämonen. Vergessen wir Kapitalismus und Kommunismus und all das."
    Ich nickte.
    „Unser Spezialist, der Parapsychologe Dr. Wassilij Wassiliew, hat noch etwas herausgefunden", fuhr Kiwibin fort. „Die Dorfbewohner entwickeln in ihrer Amnesie ein Alter Ego, ein anderes Ich. Sie halten sich für Dämonen. Und genau das ist das Problem, das der Dämonenkiller lösen sollte." Ich schwieg. Der Wodka machte' mir das Denken schwer. Die Russen mußten sich ganz schön die Zähne ausgebissen haben, wenn sie um Hilfe baten.
    „Bedauere, aber Dorian Hunter ist nicht hier. Wenn er zurückkommt und Zeit hat, wird er sich wohl um die Sache kümmern."
    Kiwibin winkte ab. „Wir haben selber sehr fähige Leute. Ich glaube, wir brauchen den Dämonenkiller gar nicht mehr. Was du mir von Phillip und diesem kleinen blauen Zyklopenjungen Tirso Aranaz erzählt hast, hat mich sehr beeindruckt. Ich glaube, ich habe eine gute Lösung."
    „Lassen Sie mal hören, Mr. Kiwibin!"
    „Ich nehme Phillip und Tirso mit. Sie können das Problem bestimmt lösen. Oder vielmehr - wir können es mit ihrer Hilfe lösen. Ich werde auf sie aufpassen wie auf meinen Augapfel. Wenn alles vorbei ist, bringe ich sie wieder hierher zurück. Na, ist das nicht ein guter Gedanke?"
    Wenn alles vorbei ist, bringe ich sie wieder hierher zurück. Na, ist das nicht ein guter Gedanke?" Das war eine glatte Unverschämtheit. Kiwibin hatte nicht mehr und nicht weniger vor, als Phillip und Tirso hinter den eisernen Vorhang zu verschleppen. Ob wir sie dann je wiedersahen und wann, stand in den Sternen.
    Er grinste so freundlich wie ein Honigkuchenpferd.
    „Das kommt überhaupt nicht in Frage, Mr. Kiwibin", sagte ich. „Wie stellen Sie sich denn das vor? Phillip ist kein normaler Mensch, Tirso ein Kind von fünf Jahren, wenn auch seine körperliche und geistige Entwicklungsstufe der eines Neunjährigen entspricht. Allein auf eine so weite Reise und dann aus ihrer vertrauten Umgebung herausgerissen - das lasse ich nicht zu."
    Kiwibin grinste noch breiter. „Brüderchen Flindt, wer spricht denn von allein? Du kommst natürlich mit und begleitest Phillip und Tirso. Hast du nicht schon immer einmal Sehnsucht gehabt, Mütterchen Rußland kennenzulernen? Komm, wir trinken noch ein Fläschchen von diesem Wodka, wenn er auch nicht allzu gut ist, und reden über die ganze Sache. Wir werden uns schon einig."

    Dieser Kiwibin war ein Gauner. Er konnte einem das Ohr abschwatzen. Wenn er freundlich war und einen anderen Brüderchen nannte, konnte man sicher sein, daß er ihn übers Ohr hauen wollte; nicht finanziell, natürlich. Aber er erschlich sich Vorteile und holte Vergünstigungen und Zusagen heraus. Mit seinem Gummimantel, der jetzt über dem Stuhl hing, dem schlecht geschnittenen Anzug und dem Vollbart wirkte er dabei so, als könnte er nicht bis drei zählen. Man konnte ihn für einen Ukrainebauern halten, aber was die Bauernschlauheit anbetraf, so steckte er dort alle in die' Tasche. Längst war es draußen dunkel geworden. Der Wind heulte um das Castillo herum. Uns wärmten die Heizung und der Wodka. Ich hatte am Anfang keinesfalls vorgehabt, mich nach Rußland zu begeben; aber dieser Mr. Kiwibin hatte so eine Art…
    Der schmeichelte und bat, und gleichzeitig packte er einen schon am Genick. Er meinte, das sei doch sehr schade, wenn wir zu keiner Einigung kommen könnten. Seine Vorgesetzten - ja, leider, leider -, die würden dem Dämonenkiller, Coco Zamis und überhaupt jedem von uns Schwierigkeiten machen, wenn wir wieder mal im Osten zu tun hätten. Er ja nicht; er sei nicht nachtragend. Aber mache einer mal etwas gegen den Apparat.
    „Aber ich will dich nicht überreden, Brüderchen", schloß er. „Nasdrovje!"
    Wir tranken.
    Kiwibin hatte spitzbekommen, daß ich mich nach dem Außendienst sehnte; und da packte er mich. Wir gingen später in den großen Aufenthaltsraum und zogen die anderen hinzu. Kiwibin sagte knapp, worum es ging, und daß er Phillip und Tirso
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