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116 - Der Mitternachtsteufel

116 - Der Mitternachtsteufel

Titel: 116 - Der Mitternachtsteufel
Autoren: Dämonenkiller
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uns eingefallen.
    Ira Marginter fotografierte noch einmal, in Phillips Gegenwart. Diesmal erlebten wir alle eine noch größere Überraschung. Auf dem Foto war Jeff Parker nicht mehr auf einer Säule zu sehen, als farbiges Reliefbild; er stand jetzt mitten in der Halle und hatte die Augen offen. Es schien, als schaute er uns an. Aber wir konnten ihn in der Halle nicht sehen. Es war wie verhext. Burian Wagner kam schließlich auf eine Idee.
    „Wenn wir Jeff Parker fotografieren können, vielleicht können wir auch seine Stimme auf ein Tonband aufnehmen."
    Burkhard Kramer lief sofort los und holte ein Tonband. Wir stellten es auf den Boden und ließen es laufen. Es war ein Batteriegerät.
    Ich spulte das Tonband zurück und ließ es ablaufen.
    Jeff Parkers Stimme ertönte. Es war seine Stimme, da gab es gar keinen Zweifel.
    Ein paar von uns redeten erregt durcheinander.
    „Ruhig!" sagte ich. „Man versteht sonst nichts."
    Sie verstummten. Klar und deutlich ertönte Jeff Parkers Stimme.
    „Furchtbare Schrecken sind hereingebrochen", klagte Jeff Parker. „Es bestand keine Möglichkeit zur Gegenwehr. Nun sind alle Brüder verstreut und werden gegeißelt. Die Ewigkeit selbst hat das Grauen ausgespien, das sie besser gnädig zugedeckt hätte. Die furchtbarste Heimsuchung in der Geschichte der Erde…"
    Er brach ab.
    „Ich kann ihn sehen!" rief Tirso Aranaz. „Ich kann Jeff Parker sehen. Dort steht er! Dort!"
    Er deutete auf einen Fleck zwischen den Säulen, der völlig leer war.
    „Ich höre ihn!" sagte er.
    Auch wir hörten Jeff Parkers Stimme, aber vom Tonband.
    „Kommt näher! Kommt näher!"
    Ira Marginter schoß geistesgegenwärtig ein Foto von der Stelle, die Tirso bezeichnet hatte.
    Das Tonband verstummte. Wir hörten nichts mehr. Betreten sahen wir uns an und warteten, was die Polaroidaufnahme zeigen würde.
    Ira sah das Bild zuerst. Sie schrie auf.
    Wir drängten uns nun alle um sie, und was wir sahen, war so schrecklich und so merkwürdig, daß wir für Augenblicke Jeff Parker und das Rätsel um ihn vergaßen.
    Vor einem blaugrünen Hintergrund war ein liegendes nacktes dunkelhaariges Mädchen zu sehen. Ohne Zweifel eine Schönheit. Sie schlief. Ihr Gesicht war verklärt. Rund um sie, als stiegen sie von ihr hoch, waren nebelartige Gebilde zu erkennen, aus denen sich eine Dämonengestalt herauskristallisierte. Dieser Dämon war ebenfalls nackt, wenn man auch keine primären Geschlechtsmerkmale erkennen konnte. Sein Körper strotzte von Muskeln, und er schien sehr groß zu sein. Sein Gesicht erinnerte an das eines Affen oder eines Urmenschen und wies Spitzohren auf. Aus den Schultern, Ellbogen und Handgelenken wuchsen fingerartige hornige Auswüchse. Die Arme hatte er erhoben, die Klauenhände gekrümmt.
    „Das ist Stenka", sagte Phillip. „Er ist ein Diener von Vozu."
    Es kam so selten vor, daß der Hermaphrodit einen zusammenhängenden Satz sprach, daß wir ihn alle erstaunt anschauten. Doch er sagte nichts mehr weiter, fügte in keiner Weise Erläuterungen hinzu.
    Wir waren völlig ratlos. Wer war Vozu? Und was hatte der Dämon Stenka mit Jeff Parker zu tun?
    Da klopfte es am Tor der Halle. Dumpf hallten die schweren Schläge. Wir schauten uns an. Wer stand da draußen vor der Tür? War es Jeff Parker? Oder der Dämon Stenka?
    Ich faßte Phillip am Arm, zog ihn mit, legte die sieben Riegel zurück und öffnete die Tür.
    Draußen stand ein vollbärtiger Mann in dunkler Kleidung. Seinem Anzug sah man es an, daß er aus der Konfektionsabteilung eines russischen Kaufhauses stammte; Abteilung westliche Mode - oder was man dort darunter verstand. Auf dem Kopf hatte der Mann eine Pelzmütze, und über dein Anzug trug er einen schwarzen, jetzt vorn geöffneten Gummimantel; ein Stück, wie ich es mein Lebtag noch nicht gesehen hatte. Die dunklen Augen mit dem stechenden Blick, die breite Stirn, die Knollennase, das alles war mir bekannt.
    Vor mit stand der Genosse Kiwibin, der Chef-Dämonenjäger aus der UdSSR. Auch im Osten, hinter dem eisernen Vorhang, gab es Dämonen. Sie wurden von Leuten wie Kiwibin bekämpft. Offiziell wurde ihre Existenz natürlich totgeschwiegen.
    „Mr. Kiwibin!" sagte ich erstaunt. „Was machen Sie denn hier?"
    Er schniefte und putzte sich die Nase mit einem rotkarierten Sacktuch. Als er es weggesteckt hatte, strahlte er mich an, packte mich an den Schultern und schüttelte mich. Ehe ich mich's versah, fuhr mir sein stacheliger Bart ins Gesicht, und ich hatte nach russischer Sitte
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