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116 - Der Mitternachtsteufel

116 - Der Mitternachtsteufel

Titel: 116 - Der Mitternachtsteufel
Autoren: Dämonenkiller
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in den Kaffee und rührte mit dem Finger um. Das Bild mit dem Mädchen Nelja und dem Dämon hatte er behalten. Es lag auf dem Tisch. Kiwibin wollte nun Näheres über die Art und Weise wissen, wie die Fotos und Tonbandaufnahmen zustande gekommen waren.
    Als ich von Tirsos und Phillips Fähigkeiten erzählte, war er gar nicht mehr zu halten und stellte tausend Fragen über die beiden.
    „Einen Augenblick bitte, Mr. Kiwibin!" sagte ich. „Ich glaube, erst sind Sie einmal an der Reihe, mir etwas zu erzählen. Was ist denn nun mit dem Dorf Dscheskajan und dem Mädchen Nelja?" Kiwibin kratzte sich in seinem Bart, seufzte, goß Wodka in die geleerte Kaffeetasse und füllte aus der Kanne nach. Er trank, und dann erzählte er endlich.
    Dscheskajan war ein Tadschikendorf im russischen Teil des Pamir-Gebirges; ein kleines Nest von drei-, vierhundert Einwohnern, dessen Bewohner von Ackerbau und Viehzucht lebten. Solche Dörfer, in denen die Zeit stillgestanden geblieben zu sein schien, gab es viele in abgelegenen Teilen Rußlands. Aber Dscheskajan war etwas Besonderes. Seine Einwohner wurden uralt. Hundertdreißig Lebensjahre und mehr, bei geistiger Frische und Rüstigkeit, waren dort keine Seltenheit. Zudem erfreuten sich die Einwohner von Dscheskajan einer beneidenswerten Gesundheit. Es schien daß sie mit parapsychischen Fähigkeiten Krankheiten heilen konnten, und sie vermochten, den Tod ihrer Freunde und den von nahestehenden Personen vorauszusagen. Die Betroffenen nahmen dann Abschied und bereiteten sich auf ihr Ableben vor. Exakt am vorausgesagten Tag starben sie. Das war schon immer so gewesen in Dscheskajan. Auch das Wetter vermochten die Leute in Dscheskajan exakt vorauszusagen, allerdings nur in ihrer Gegend; und über außergewöhnliche Ereignisse, die ihr Dorf betrafen, wußten sie ebenfalls im voraus Bescheid.
    Als zum erstenmal ein Parapsychologenteam aus Nowosibirsk in dieses Dorf gekommen war, hatte man es erwartet, sich sogar über seine Aufgaben orientiert gezeigt, obwohl die einfachen Leuten von Dscheskajan das Wort Parapsychologie noch nie gehörten hatten.
    „Weiß man, woher die Einwohner von Dscheskajan ihre übernatürlichen Fähigkeiten haben?" fragte ich. „Sind sie dämonischen Ursprungs?"
    „Die Leute von Dscheskajan selbst schreiben ihre Fähigkeiten dem Schamanentum zu", sagte Kiwibin. „Sie haben den Glauben an einen Hochgott, zu dem die Schamanen die Mittler sind. Die Lehren der Schamanen werden schon seit mindestens vier Jahrhunderten in Dscheskajan weitergegeben." Ich erfuhr, daß es in Dscheskajan nur alle paar Generationen einen Schamanen gab. Auch eine Frau konnte Schamane sein. Es war jeweils eine besonders begabte Person, die die Fähigkeiten der Leute von Dscheskajan in hohem Maße in sich vereinigte. Die Tadschiken von Dscheskajan führten die Rituale des Schamanentums auf, wenn sie ihre übernatürlichen Fähigkeiten einsetzen wollten. „Unsere Parapsychologen haben aber herausgefunden, daß der Schamanenzauber mit den Effekten, die dabei erzielt werden, überhaupt nichts zu tun hat", erzählte Kiwibin weiter. „Er ist nur abergläubisches Beiwerk. So als würde ein Arzt erst einen Medizinmanntanz aufführen, bevor er einem Kranken eine Spritze gibt, die dann wirkt."
    Weshalb gerade die Leute von Dscheskajan diese Fähigkeiten hatten und andere nicht, wußten die Parapsychologen nicht. Es gab allerlei Theorien: Daß vor Jahrhunderten einmal eine parapsychologisch besonders begabte Person in Dscheskajan gelebt hätte und die Fähigkeiten sich weitervererbt hatten, war eine davon. Die Leute von Dscheskajan hatten jahrhundertelang fast nur untereinander geheiratet, und es gab auch Inzuchtschäden im Dorf. Die Umgebung und das ganze Milieu mußten bei der Entwicklung der besonderen Fähigkeiten eine Rolle spielen.
    „Alles schön und gut", sagte ich nach einem beinahe zweistündigen Vortrag Kiwibins erschöpft. „Aber was hat das alles mit dem Dämonenkiller zu tun? Sollen wir ein Forscherteam von Castillos Basajaun nach Dscheskajan schicken?"
    Wir hatten unterdessen eine zweite Kanne Kaffee und eine weitere Flasche Wodka geleert. Die zweite Flasche ging fast allein zu Kiwibins Lasten. Man merkte ihm aber nichts an. Er sprach nur etwas langsamer.
    „Parapsychologen haben wir selber genug", sagte er in seinem hart akzentuierten Englisch. „Aber jetzt ist etwas Unvorhergesehenes geschehen. Das ganze Dorf Dscheskajan ist schlagartig vor ein paar Wochen in Amnesie
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