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116 - Der Mitternachtsteufel

116 - Der Mitternachtsteufel

Titel: 116 - Der Mitternachtsteufel
Autoren: Dämonenkiller
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Aranaz brauchen würde. Es herrschte eine gelockerte Stimmung. Wir hatten uns gerade erst mit Vorräten versorgt, unter denen sich auch eine Menge Wodka befand. Kiwibin sorgte dafür, daß genug getrunken wurde. Gegen elf Uhr nachts sang er das Lied der Wolgaschiffer und die Ballade von Stenka Rasin, dein Kosakenhetman, dessen Aufstand gegen den grausamen Zaren in Blut erstickt worden war. Kiwibin hatte eine schöne Baritonstimme, die man bei ihm nicht vermutet hätte. Später tanzten wir alle Kasatschok. Ich fiel dabei gewaltig auf den Hintern, denn meine Beine wollten nicht mehr so richtig.
    Irgendwann um Mitternacht herum waren wir uns einig geworden, daß ich mit Tirso Aranaz und Phillip Kiwibin nach Rußland begleiten würde. Man konnte Kiwibin schlecht etwas abschlagen.
    Alle waren einverstanden.
    Wann ich genau ins Bett kam, wußte ich später nicht mehr. Der Gang, in dem ich mein Zimmer suchte, sah verdammt komisch aus. Er schwankte auch ein wenig, schien mir. Doch ich gelangte in mein Bett, denn dort fand ich mich gegen elf Uhr am nächsten Vormittag wieder; mit Schuhen, Strümpfen und allen Kleidern, einem Kopf wie eine Bombe und einer Kehle wie ein Reibeisen.
    Mühsam erhob ich mich. Der Mann, der mir aus verquollenen Augen im Spiegel über dem Waschbecken entgegenstarrte, hatte wenig Ähnlichkeit mit dem Abi Flindt, den ich kannte. In meinem Kopf ging ein Mühlrad herum.
    Es klopfte an der Tür.
    „Herein!" rief ich, und es hörte sich an, als hätte ich Kehlkopf krebs.
    Burkhard Kramer kam herein, der Ethnologe aus Frankfurt. Er war wie aus dem Ei gepellt, hatte eine rosige Gesichtsfarbe und wirkte wie das blühende Leben.
    „Was gibt's?" ächzte ich.
    „Mr. Kiwibin läßt dir bestellen, daß um zwölf Uhr aufgebrochen werden soll. Mit Tirso ist er sich einig, und Phillip kann sich ohnehin kaum verständlich machen. Ernsthafte Einwände scheint er nicht zu haben."
    „Kiwibin will aufbrechen?" fragte ich. „Er hat doch mindestens doppelt soviel getrunken wie ich. Wenn er auch nur einen einigermaßen menschlichen Organismus hat, müßte er jetzt schon tot sein." Burkhard Kramer grinste. „Mr. Kiwibin hat nicht einmal ein Viertel von dem getrunken, was die andern alle glauben. Du weißt, daß ich nie rauche und trinke. Ich habe ihn genau beobachtet. Den meisten Wodka hat er heimlich ausgegossen." . Ich mußte wohl ziemlich entgeistert ausgesehen haben.
    „Tröste dich!" sagte Burkhard Kramer. „Du siehst noch besser aus als die meisten anderen. Weißt du übrigens noch, daß du mit Ira Marginter ins Bett gehen wolltest?"
    „Hm, hm. Ich dachte, ich hätte das sehr dezent angefangen?"
    „Ein Taubstummer und Blinder hätte es jedenfalls nicht bemerkt. Das Vorhaben zerschlug sich dann, als Ira um ein Uhr morgens völlig erledigt umkippte."
    „So, so."
    „Sieh jetzt zu, daß du fertig wirst! Du mußt noch packen. Frühstück habe ich gemacht."
    Mein Magen revoltierte, wenn ich nur an Essen dachte.
    Burkhard Kramer ging.
    Ich dachte an Kiwibin und knirschte mit den Zähnen. So war er nun einmal, das alte Schlitzohr.
    Aber ich würde mit ihm gehen, zusammen mit Phillip und Tirso, denn zurück konnte ich jetzt nicht mehr.
    Hätte ich zu diesem Zeitpunkt bereits gewußt, was Kiwibin uns glatt unterschlagen hatte, wäre alles anders gekommen. Er hatte uns nämlich verheimlicht, daß die Dämonen nicht nur in der Einbildung der Einwohner von Dscheskajan existierten, sondern daß sie Gestalt annehmen konnten und einer von ihnen, der Dämon Stenka, ein zwölfköpfiges Parapsychologenteam getötet bzw. schwer verletzt hatte. Dann hätte ich Mr. Kiwibin mit einem Tritt in den Hintern aus dem Castillo hinausbefördert und ihm etwas gehustet, statt ihn nach Rußland zu begleiten.

    Um Punkt zwölf Uhr kam eine große, schwarze Limousine und holte uns ab. Es war ein sechssitziger Pullman-Wagen, ein Mercedes. Der Fahrer und der Beifahrer waren so stumm wie die Fische. Die Fahrt ging nach Barcelona, wo wir gerade noch eine Maschine nach Frankfurt erreichten. Dort war ein Jet der sowjetischen Fluggesellschaft Aeroflot zurückgehalten worden. Wir flogen nach Moskau, wo wir um einundzwanzig Uhr Ortszeit ankamen. An ein Ausruhen oder gar an einen Stadtbummel war gar nicht zu denken. Kiwibin führte uns gleich in eine Ecke des Scheremetjewo- Flughafens, wo eine Kuriermaschine startbereit wartete. Es hatte keinen Zoll gegeben, keine Paßkontrolle, nichts. Man merkte gleich, unter wessen Schutz wir reisten.
    Die
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