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116 - Der Mitternachtsteufel

116 - Der Mitternachtsteufel

Titel: 116 - Der Mitternachtsteufel
Autoren: Dämonenkiller
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Kuriermaschine, ein Düsenjäger vom Typ Tupolev TU 22, startete, kaum daß wir uns angeschnallt hatten. Es war ein Militärflugzeug, ohne Komfort und eng. Mit doppelter Schallgeschwindigkeit rasten wir in Richtung Nowosibirsk.
    Von Moskau nach Nowosibirsk waren es nicht ganz dreitausend Kilometer Luftlinie. Mit der Bahn fuhr man zwei volle Tage im Expreß; der Düsenjäger schaffte die Strecke mit Start und Landung in zwei Stunden.
    In dichtem Schneetreiben stiegen wir aus der Maschine. Eiskalter Wind fegte über den Flugplatz. Es waren bestimmt zehn Grad unter Null. Dick vermummte Arbeiter luden unser Gepäck aus.
    Kiwibin führte uns zu einem Transporthubschrauber. Ich hielt ihn am Ärmel seiner pelzgefütterten Parka zurück.
    „O nein, Mr. Kiwibin! Ich steige heute in keine Maschine mehr ein. Ich will einen steifen Grog und dann ein Bett, in dem ich schlafen kann. Phillip und Tirso sind völlig erledigt. Sie können sich kaum noch auf den Beinen halten."
    „Wir müssen nach Akademgorodok, fünfundzwanzig Kilometer von hier", sagte Kiwibin. „Dann sind wir am Ziel. Wollen Sie mit dem Bus fahren, Mr. Flindt?"
    Jetzt war er wieder per Sie.
    „Kiwibin, Sie sind ein Schleifer", sagte ich und stieg mit Phillip und Tirso in den sechssitzigen Hubschrauber.
    Kiwibin setzte sich zu uns. Fünfundzwanzig Minuten später landeten wir vor einem schmucklosen Hotel, einem hohen Betonkasten mit vielen Fensterreihen. Der Sturm umwirbelte uns mit Schneeflocken und Eiskristallen.
    Kiwibin brachte uns in das Gebäude, wo ein paar Männer und Frauen, darunter auch einige Uniformierte, auf uns warteten. Wenn sie über Tirsos Aussehen erstaunt waren, so zeigten sie es nicht. Wir wurden nicht aufgehalten.
    Ich brachte Phillip und Tirso zu Bett und begab mich dann in mein neben den ihren gelegenes Zimmer. Luxuriös war es nicht gerade eingerichtet, aber es war alles da, was man brauchte.
    Kiwibin saß auf dem einzigen Stuhl in dem schmalen Zimmer und schaute mir entgegen. Er holte eine flache Flasche aus seiner Tasche.
    „Einen guten Wodka, Brüderchen Flindt?"
    Ich nahm die Flasche und trank einen Schluck daraus.
    „Gehen Sie jetzt, Kiwibin, bevor ich in Versuchung komme, Ihnen die Flasche an den Kopf zu werfen."
    Er grinste, als hätte ich ihm eine Schmeichelei gesagt. Dabei machte ich gar keinen Scherz. Ich empfand es als eine Unverschämtheit, Phillip und Tirso einer so hektischen und strapaziösen Tour zu unterziehen. Aber was hätten Kiwibin und die ihm Vorgesetzten sonst tun sollen? Sie mußten schnell handeln. Aber das sagte ich mir erst am nächsten Tag, als ich ausgeschlafen und weniger gereizt und kritisch war.
    „Ruhen Sie sich nur richtig aus!" sagte Kiwibin und ging zur Tür. „Morgen am späten Nachmittag wollen wir schon mit der Arbeit anfangen."
    Mein Fluch erreichte ihn, als er schon auf dem Korridor war.
    Ich stellte den Koffer in eine Ecke, zog mich aus, legte mich ins Bett und löschte das Licht. Aber es war wie verhext; von dem Klimawechsel und der Hektik der Reise war ich so aufgeputscht, daß ich nicht einschlafen konnte. Dabei war ich todmüde.
    Schließlich klingelte ich. Eine stämmige Frau mit weißem Kittel erschien. Sie wußte schon, was ich brauchte, denn sie brachte auf einem Tablett ein Glas kalten Tee und eine Pille.
    „Nehmen Sie, Herr Flindt, dann werden Sie tief und fest schlafen."
    „Wie geht es Tirso und Phillip?" fragte ich.
    „Sie schlafen. Machen Sie sich keine Sorgen. Wir kümmern uns um alles."
    Ich nahm die Pille und sie verschwand. Eine halbe Stunde verging. Schon wollte ich wieder klingeln und fragen, ob sie denn in ihrer UdSSR keine vernünftigen Schlaftabletten hätten. Da fiel ich in den schwarzen Abgrund.

    Als ich erwachte, war die Mittagsstunde schon vorbei. Ich fühlte mich wie neugeboren - und war hungrig. Gerade hatte ich die Toilette auf dem Korridor benützt und mich gewaschen, als Tirso hereinstürmte.
    „Woher weißt du denn, daß ich schon aufgestanden bin?" fragte ich. „Hast du mich im Korridor gesehen?"
    „Auf dem Monitor in der Zentrale. Onkel Kiwibin hat mich hingeführt."
    Ich erfuhr, daß die Korridore und auch die Zimmer mit Fernsehkameras kontrolliert werden konnten. Eine schöne Bescherung. Tirso war ganz aufgeregt. Er war schon seit vier Stunden auf und erzählte mir tausenderlei Sachen. Er sagte mir auch, wo im Korridor der Duschraum war; und ich erfuhr von ihm, daß ich mich nicht in einem Hotel befand, wie ich geglaubt hatte, sondern in einem
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