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1154 - Flucht aus dem Grauen Korridor

Titel: 1154 - Flucht aus dem Grauen Korridor
Autoren: Unbekannt
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einen undefinierbaren Blick zu und sagte: „Schon gut, Denver. Und vielen Dank."
    Er wartete, bis der Mann den Raum verlassen hatte, dann erst begann er den Inhalt des Schreibens zu lesen. Die Handschrift selbst war fremd, aber das hatte in diesem ganz speziellen Fall nicht das geringste zu bedeuten.
    Erschüttert las Reginald Bull die letzte Botschaft des Springers, der schon lange nicht mehr er selbst gewesen war.
    Sie lautete: Die parasitären Invasoren haben nun auch Merg erwischt. Sein Körper wird schnell schwach und leistet kaum noch Widerstand. Ich habe keine Möglichkeit, ihn zu einer Aktion zu zwingen oder Kontakt mit Terrania herzustellen. Merg Coolafe wird sterben, ehe Hilfe eintreffen kann. Ich kann auch nichts gegen das Vernichtungswerk der Parasiten tun, die ihn töten. Mir bleibt keine andere Möglichkeit, als Mergs Körper nach seinem Absterben zu verlassen. Aber ich werde nicht versuchen, mein Bewußtsein erneut in einen anderen Gastkörper eindringen zu lassen. Vielmehr werde ich das tun, was ich von Anfang an hätte tun sollen, wenn ich es nur gekonnt hätte.
    Bully, als körperloses Bewußtsein habe ich die einmalige Chance, nicht nur Terra, sondern vielleicht auch den Grauen Korridor zu verlassen, den Vishna zu unserem Untergang schuf. Sie schickt ihre Plagen durch die Perforationszonen, die von keiner terranischen Technik durchdrungen werden können. Ich aber bin nichts als ein Bewußtsein, getrennt von Körper und Materie. Ich bin sicher, nach „draußen" gelangen zu können. Und genauso sicher bin ich, dort Hilfe gegen die Plagen Vishnas zu finden. Du ahnst sicher schon, woran ich denke, alter Freund, und natürlich hast Du recht. Du darfst jetzt die Hoffnung nicht aufgeben, was immer auch Vishna noch gegen uns und die Erde unternehmen mag. Vielleicht werdet Ihr lange nichts von mir hören, denn ich kenne das vor uns liegende Schicksal nicht, aber ich weiß, daß die Menschheit überlebt, und nicht durch eine negative Superintelligenz vernichtet wird.
    Und so verlasse ich Dich und Terra - ich werde es zumindest versuchen -, aber ich werde zurückkehren; und dann werde ich wissen, wie die Katastrophe abzuwenden ist, die gerade erst begonnen hat.
    Mut, alter Freund! Wer ohne Hoffnung ist, der ist auch ohne Zukunft.
    Grüße die anderen!
    Ernst Ellert Reginald Bull legte das einfache Blatt Papier zurück auf den Schreibtisch. Er bedauerte den Tod des Springers Merg Coolafe, der den Freund Ernst Ellert beherbergt hatte, den ehemaligen Teletemporarier und den Mann, der Anfang und Ende des Universums auf seinen körperlosen Reisen durch Zeit und Raum erlebt hatte. Aber allein wichtig war nur, daß dieser Ernst Ellert noch existierte und den Versuch unternahm, Kontakt mit ES aufzunehmen.
    Reginald Bulls Gesicht verriet nichts mehr von der vorherigen Mutlosigkeit und Erschöpfung, als er das Visiphon aktivierte.
    Es wurde höchste Zeit, mochte er denken, endlich wieder einmal eine ermutigende Information weiterzugeben.
     
     
     
    1.
     
    Ernst Ellert spürte, daß es mit seinem Wirtskörper Merg Coolafe zu Ende ging. Der Kampf des Springers gegen den übermächtigen Gegner war aussichtslos geworden.
    Selbst die Rötelerreger, mit denen die Parasiten abgetötet werden konnten, wären jetzt zu spät gekommen.
    Ellert mobilisierte die letzten verbliebenen Abwehrkräfte des Sterbenden, um ihn die Botschaft an Reginald Bull schreiben zu lassen. Eine direkte Kontaktaufnahme war aussichtslos geworden, aber Ellert war sicher, daß man Mergs Leiche - und damit auch den Brief - früher oder später finden würde.
    Mit übermenschlicher Anstrengung versiegelte der Springer den fertigen Brief und legte ihn auf den Tisch, ehe er aufs Bett zurücksank.
    Zuckungen verrieten den einsetzenden Todeskampf.
    Ellert vermochte nichts anderes mehr zu tun, als auf den Exitus zu warten, jede Gegenwehr war vergeblich geworden.
    Das Warten wurde zu einer furchtbaren Qual für Ellert, aber er wagte es nicht, schon jetzt den Versuch zu unternehmen, den Körper des Sterbenden zu verlassen. Das, was vor ihm lag, war so riskant, daß jede Unvorsichtigkeit zur Katastrophe führen konnte.
    Merg starb langsam und unter Qualen. Für Ellert war es grauenhaft, ihm nicht helfen zu können und die Leiden des Bedauernswerten abzukürzen. Und so verspürte er eine unbeschreibliche Erleichterung, als es schließlich zu Ende ging - und dann endlich vorbei war.
    Nun war auch er letztlich wieder frei.
    Wie schon unzählige Male vorher
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