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1154 - Flucht aus dem Grauen Korridor

Titel: 1154 - Flucht aus dem Grauen Korridor
Autoren: Unbekannt
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voneinander trennte.
    Er hoffte, es bald zu erfahren. Entgegen seinen heimlichen Befürchtungen konnte er Richtung und Geschwindigkeit noch immer nach Belieben regulieren, daran hatte sich zu seiner Erleichterung bisher nichts geändert. Er verringerte das Tempo seines körperlosen Fluges, während er sich der vor ihm liegenden Wand näherte. Der Erleichterung folgte plötzliche Hilflosigkeit. Er hielt an und schwebte dicht vor dem grauen Streifen, der so breit geworden war, daß er" fast das gesamte Blickfeld einnahm.
    Erde und Mond lagen nun weit hinter ihm.
    Er spürte nichts, und dieses Nichtspüren bezog sich auf sein materieloses Bewußtsein, das mit körperlichem Empfinden nicht das geringste tzu tun hatte. Der Korridor, so schloß er mit neuem Optimismus, setzte ihm noch kein Hindernis entgegen. Vielleicht konnte er ihn, der nur noch aus denkender Energie bestand, nicht registrieren.
    Das würde von unschätzbarem Vorteil sein.
    Das graue Perforationsband wirkte ebenso undurchdringlich wie die jetzt nicht mehr sichtbaren Farbstreifen, die nach oben und unten, von Ellert aus gesehen, in weite Ferne gerückt waren. Auch wußte er nicht, wie sich eine Schwachstelle, die ein Durchdringen nach „draußen" vielleicht ermöglichte, bemerkbar machte. Wurde sie durch eine Veränderung des grauen Farbtons gekennzeichnet? Oder durch vielleicht plötzlich sichtbare Sterne? Er wußte es nicht. Niemand wußte es. Vorsichtig bewegte er sich an der grauen Wand entlang, immer darauf bedacht, eine Unregelmäßigkeit zu bemerken.
    Die geringste Veränderung konnte eine Schwachstelle, eine Perforation bedeuten.
    Die bisherige Erfahrung hatte gezeigt, daß die unheimliche Grenze gerade dann am durchlässigsten war, wenn Vishna ihre Plagen zur Erde entsandte.
    So sehr Ellert auch hoffte, daß die dritte Plage ausblieb, so sehr hoffte er auf der anderen Seite, daß er eine durchlässige Stelle finden würde.
    Ein Widerspruch, der paradoxerweise in sich logisch blieb.
    Noch blieb ihm der Zeitbegriff erhalten, so wie er auch die Entfernungen abschätzen konnte. Das war beruhigend, wenn auch nicht gerade ungewöhnlich.
    Stunden waren vergangen, ehe er plötzlich etwas bemerkte, das seine Aufmerksamkeit erregte. Ein Stück vor ihm flimmerte die graue Wand in einem matten Silber, unregelmäßig und in Abständen, so als wolle etwas von außen in das Innere des Korridors dringen und stieße bei diesem Versuch auf ein Hindernis.
    Ernst Ellert beschloß, alles auf eine Karte zu setzen. Er hatte nichts zu verlieren, aber so ziemlich alles zu gewinnen.
    Ein Gedanke - und er raste auf die silberne Stelle zu...
    ... und durchstieß die Perforation.
    Er durchstieß sie mit einer Leichtigkeit, die ihn völlig überraschte, aber was danach geschah, entzog sich allem, was er bisher auf seinen körperlosen Reisen durch Raum und Zeit erlebt hatte.
    Materielos, wie er war, prallte er unmittelbar nach dem Verlassen des Grauen Korridors gegen ein neues Hindernis, und diesmal war es ihm unmöglich, die Entfernung von der Perforationsstelle bis zu diesem Hindernis auch nur annähernd abzuschätzen.
    Zurückgeschleudert, bremste er den Rückflug, bis er glaubte, unbeweglich im Raum zu schweben.
    Aber in welchem Raum ...?
    Er war mit grauem Licht erfüllt, das weder Tag noch Nacht war.
    Und abermals gab es keine Sterne.
    Ihm war, als hätte ihn das absolute Nichts verschluckt.
     
    *
     
    „Was nützen schon vage Vermutungen, wenn das Wissen fehlt?"
    Reginald Bull sah Waringer an, konnte aber keine Reaktion in dessen Gesicht entdecken. Die letzte Botschaft Ellerts mit Mergs Handschrift lag zwischen ihnen auf dem Tisch. Auch die anderen Sprecher im H. Q. der Hanse waren informiert worden, aber was blieb, war Ratlosigkeit - und das furchtbare Warten auf die nächste Plage von Vishna.
    „Nun sag doch was!" nahm Bull den Faden wieder auf.
    Waringers Gesicht blieb ausdruckslos.
    „Warum denn? Wir haben beide die gleiche Vermutung, was das Verschwinden Ellerts angeht, eine Diskussion ist daher überflüssig. Er wird versuchen, Kontakt zu ES aufzunehmen. Ob es ihm gelingt, ist eine andere Frage."
    „Zuerst muß er den Grauen Korridor verlassen können."
    „Ihm wird das eher gelingen als einem von uns, Bully. Wenn das keiner schafft, dann aber vielleicht er."
    „Selbst pure Energie, etwa Hyperfunkimpulse, konnten die Wände nicht durchdringen", erinnerte Bully resigniert. „Ich habe also nur wenig Hoffnung."
    Waringer deutete mit einem fast unmerklichen
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