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1154 - Flucht aus dem Grauen Korridor

Titel: 1154 - Flucht aus dem Grauen Korridor
Autoren: Unbekannt
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Zucken seiner Mundwinkel so etwas wie ein flüchtiges Lächeln an.
    „Siehst du, wie sinnlos es ist, darüber zu diskutieren? Bereiten wir uns lieber auf den nächsten Angriff Vishnas vor, der eine Stufe schlimmer sein wird als der letzte."
    „Vorbereiten auf etwas, das wir nicht kennen?"
    „Wäre das denn das erste Mal, alter Freund? Ich bin ein wenig erstaunt über deinen Pessimismus, wenn ich ehrlich sein soll. Zwei Plagen - die Bezeichnung für Vishnas Überfälle erinnert mich stark an die Bibel - haben wir überstanden. Warum also nicht auch jene, die uns noch bevorstehen? Ich vertraue fest auf Ellert. Er hat etwas, das wir alle nicht haben."
    Bully sah ihn fragend an.
    „Was denn, Geoffry?"
    Dieses Mal grinste Waringer wirklich.
    „Keinen Körper, Bully. Und diese Eigenschaft hat verdammt viele Vorteile. Aber das weißt du ja genauso gut wie ich. Glaube mir, er wird den Grauen Korridor verlassen, wo immer er dann auch landen wird. Wir können nur hoffen, daß es unser normales Universum ist, nicht irgendein Paralleluniversum, möglicherweise auch noch zeitversetzt.
    In unserem eigenen Universum kennt er sich besser aus als jeder von uns."
    Außer Perry Rhodan wußte das kaum jemand besser als Bully. Er nickte.
    „Wenn das geschieht, was wir hoffen, wird er genau das tun, was er in seiner Botschaft andeutete." Er tippte mit dem Zeigefinger auf den Brief. „Er wird versuchen, Kontakt mit dem Unsterblichen aufzunehmen."
    „Es gibt eine Menge Leute, die inzwischen unsterblich geworden sind", erinnerte ihn Waringer mit ironischem Unterton, „aber ich weiß natürlich, daß du ES meinst, die mit uns befreundete Superintelligenz. Ein unvorstellbares Wesen, im Grunde genommen, das unzählige körperlose Intelligenzen in sich vereinigt. Ich scheue mich, eine andere Bezeichnung für ES zu gebrauchen, wie manche es schon irrtümlich getan haben. Für mich ist ES nur eine von vielen Superintelligenzen, die im Universum existieren. Sie sind die Form einer Evolution, die jeder intelligenten Lebensform offen steht. Verlust der Materie, also des Körpers, und Stabilisierung des bloßen Intellekts - um es einmal sehr vereinfacht auszudrücken."
    Bully schwieg. Waringer hatte ein Thema angeschnitten, über das er nur ungern diskutierte. Es überschritt eine Grenze, die er für ein Tabu hielt.
    Waringer begriff und respektierte die Einstellung seines Freundes. Ohne Überleitung wechselte er das Thema: „Wir werden uns nicht allein auf einen Erfolg von Ellerts Mission verlassen, sondern alle unsere Kräfte auf die Abwehr der nächsten Angriffe Vishnas konzentrieren. Es besteht ohnehin höchste Alarmbereitschaft. Das Firmament wird ständig unter Beobachtung gehalten, dafür sorgen Flugpatrouillen und fest verankerte Stationen. Die geringste Veränderung wird sofort dem H. Q. gemeldet, in erster Linie eine silberne Verfärbung des sonst grauen Himmels."
    „Das ist enorm wichtig", ließ sich Bully nur zu gern ablenken. „Sie kündigt die nächste Katastrophe an. Vielleicht warnt uns auch Chthon."
    Waringer nickte ernst.
    „Und wenn wir nicht wachsam sind, wenn wir die drohende Gefahr nicht rechtzeitig erkennen und Gegenmittel finden, könnte dieser Silberstreifen am Horizont, wenn ich mich ausnahmsweise mal so poetisch ausdrücken darf, sehr gut das Ende unseres Planeten und damit auch des größten Teils der Menschheit bedeuten."
    Bullys Gesicht verriet alles andere als Begeisterung.
    „Du hast vielleicht eine Art, einem Mut zu machen."
    Waringer gab seinen vorwurfsvollen Blick mit einem unmerklichen Augenzwinkern zurück.
    „Es ist die beste Methode", versicherte er im Brustton der Überzeugung, „die Wachsamkeit und den Überlebenswillen auf dem höchstmöglichen Stand zu halten.
    Übertreibe die Gefahr, die vielleicht bald auf uns zukommt, ruhig ein wenig, und sie wird, wenn sie erst einmal da ist, scheinbar geringer sein."
    Bully schüttelte den Kopf. Dabei grinste er verstohlen.
    „Mann, Geoffry! Das Ist vielleicht eine Philosophie!"
    Der Wissenschaftler erhob sich.
    „Das ist keine Philosophie, mein Freund. Das ist nichts anderes als Taktik."
    Er verließ den Raum, ohne einen Kommentar abzuwarten.
    Reginald Bull sah ihm schweigend nach, ehe er das Visiphon auf seinem Schreibtisch aktivierte. Es verband ihn direkt mit den diensthabenden Verantwortlichen der terranischen Abwehr im STAHLHOF.
    Niemand wußte, wie viel Zeit noch blieb, bis der nächste Angriff Vishnas erfolgte.
     
    *
     
    Das Dämmerlicht, das
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