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1154 - Flucht aus dem Grauen Korridor

Titel: 1154 - Flucht aus dem Grauen Korridor
Autoren: Unbekannt
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trennte er sich von seinem Gastkörper und sah ihn dann zusammengekrümmt vom Todeskampf unter sich liegen. Er, das unsterblich gewordene Bewußtsein, kannte keinen körperlichen Schmerz, dafür jedoch um so intensiver den seelischen. Merg war ihm ein guter Freund geworden, zumindest sein im Nichts untergetauchtes Bewußtsein, das meist „Seele" genannt wurde.
    Ellert überzeugte sich davon, daß für ihn alles noch so war wie früher, wenn sein Bewußtsein nicht von einem Körper belastet wurde. Ein gezielt eingesetzter Gedankenimpuls bestimmte Richtung und Entfernung seiner Fortbewegung, der keine Grenzen gesetzt waren - zumindest unter normalen Umständen. Und von denen konnte jetzt im Grauen Korridor, der die Erde der Katastrophe entgegentreiben ließ, keine Rede sein.
    Mühelos durchdrang er die Wände des Hauses, und bald darauf lag Terrania tief unter ihm.
    Für Sekunden nur wäre er beinahe der Versuchung erlegen, Reginald Bull aufzusuchen, aber als nur körperloses Bewußtsein konnte er keinen Kontakt mit ihm aufnehmen.
    Sicher, er hätte versuchen können, eine Verbindung mit Bulls eigenem Bewußtsein herzustellen, aber auch das war mit unbekannten Gefahren verbunden, zumindest unter den gegebenen Umständen.
    Die Botschaft, die er bei Merg gelassen hatte, würde genügen, den Freund zu informieren.
    Es war seltsam genug, dachte Ellert bei sich - und das nicht zum erstenmal -, daß er auch ohne einen Körper optische und andere Eindrücke aufnehmen konnte, so als besäße er sehende Augen. Alles vermochte er zu sehen, nur nicht sich selbst.
    Er blickte sich um und sah den graublauen Himmel, der von den Farben des Spektrums streifenförmig durchzogen wurde. Die Kunstsonnen verbreiteten ein unwirkliches, diffuses Licht. Optisch war nicht zu erkennen, daß die Erde, und mit ihr der Mond, mit unvorstellbarer Geschwindigkeit durch den Grauen Korridor ihrem Verderben entgegenraste. Und niemand vermochte diesen tödlichen Flug des Planeten aufzuhalten.
    Und er, Ernst Ellert, wollte es versuchen ...?
    Aber ob größenwahnsinnig oder nicht, er wollte es nicht nur versuchen, er mußte es versuchen. Vishna war zu mächtig geworden, vielleicht sogar unbesiegbar, zumindest mit den Mitteln terranischer Technik.
    Und so gab es nur eine einzige Hoffnung für die Erde: Das unsterbliche Wesen ES.
    Ernst Ellert umrundete die Erde und gelangte in den Schatten der Nacht - einer Nacht, die nichts mehr mit den Nächten von früher gemein hatte. Sichtbar war nur noch der Mond, denn alle Sterne schienen für immer erloschen zu sein. Aber der Himmel war auch nicht schwarz, wie er es eigentlich nun hätte sein sollen.
    Ein schmutzig wirkendes Grau kennzeichnete die Wände des Korridors, der wie ein Tunnel das Normaluniversum durchquerte und so Terra den tödlichen Weg diktierte. Mit der Tagseite waren nur die Farbstreifen des Spektrums gemeinsam, die jeweils durch graue Streifen getrennt wurden. In Richtung Norden liefen alle diese Streifen zusammen und vereinigten sich.
    Nur geringfügig beruhigt stellte Ellert fest, daß eine neue Plage Vishnas noch nicht eingesetzt hatte, denn der silberne Lichtschein, der das Verhängnis ankündigte, fehlte.
    Er betrachtete dieses Fehlen des verhängnisvollen Omens als gutes Vorzeichen für sein geplantes Unternehmen, die Perforationsschicht zu durchdringen, die den Korridor von dem eigenen und von den fremden Universen trennte - jenen Universen, die das Unheil für die Erde in sich bargen.
    Langsam und vorsichtig gewann er an Höhe. Und ebenso langsam blieb die Erde unter ihm zurück. Trotzdem raste er zusammen mit ihr durch den Korridor, lediglich die beiden relativen Geschwindigkeiten blieben scheinbar gering. In dieser Hinsicht fehlte Ellert der Beziehungspunkt. Für ihn standen Erde und Mond bewegungslos im All.
    Die Regenbogenfelder wurden breiter, als er sich ihnen näherte. Auch die grauen Begrenzungsstreifen vergrößerten sich merklich. Nach ihnen mußte er sich richten, wollte er auch nur die geringste Chance eines Erfolges wahrnehmen. Erde und Mond waren zu einem Doppelplaneten geworden, von künstlichen Sonnen schwach angestrahlt. Noch immer gab es keine Sterne, so als hätten sie niemals existiert. Das ganze Universum schien nur aus Terra und Luna zu bestehen eine grauenhafte Vorstellung unendlicher Einsamkeit. Aber niemand wußte besser als Ellert, wie falsch dieser Eindruck war, aber er wußte nicht, was sich jenseits der Wände des Grauen Korridors befand, der die Universen
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