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1154 - Dämonen-Trauer

1154 - Dämonen-Trauer

Titel: 1154 - Dämonen-Trauer
Autoren: Jason Dark
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herausstellen, ob sich unter der Kutte oder dem Leichenhemd ein menschlicher Körper verbarg oder nicht.
    Ja, da war Widerstand!
    Adams erschreckte sich so sehr, dass er seine Hand schnell wieder zurückzog. Es gab einen Körper, nur hatte der sich anders angefühlt, als bei einem normalen Menschen. Viel härter. Als bestünde er nur aus Knochen oder Holz, aber ohne Haut.
    Er schüttelte sich und brauchte eine gewisse Zeit, um einen erneuten Versuch zu starten. Diesmal beließ er es nicht nur bei der Berührung, er drückte auch mit den Fingern zu, um den Test zu starten.
    Das wollte die Gestalt nicht!
    Unter der Kapuze fauchte Ben ein wütender Laut entgegen. Es war ein Geräusch, das ihn erschreckte, und er wollte seinen Arm auch wieder zurückziehen.
    Dagegen hatte die Gestalt etwas.
    Sie war schneller.
    Noch im Sitzen griff sie mit ihren Händen zu. Finger packten das rechte Bein des Mannes und rissen daran. Er verlor den Halt und kippte zurück. Zugleich griff die andere Hand zu, erwischte seinen Hals und zerrte Adams zu sich heran.
    Er lag plötzlich rücklings über den harten Knien der Gestalt, ohne richtig zu wissen, wie ihm geschehen war. Seine Augen waren weit aufgerissen. Er fühlte sich in der Falle. Er konnte nur nach oben schauen, und über ihm schwebte das Gesicht.
    Es lag jetzt frei.
    Die Kapuze der Gestalt war nach hinten gerutscht, und zum ersten Mal gelang Adams ein Blick in das Gesicht des unheimlichen Gespenstes.
    In diesem Augenblick wünschte er sich, den Friedhof nicht betreten zu haben…
    ***
    Ich war nicht sonderlich überrascht, die Stimme des Gerechten zu hören. Er hatte mich schließlich auf die Spur gebracht, und ich hatte auch das Gefühl gehabt, beobachtet zu werden. Jetzt war mir klar, wer der Beobachter gewesen war.
    Ich drehte mich nicht um. Er hatte gesprochen. Ich wollte wissen, wie es weiterging. Aber ich richtete mich nach seinem Ratschlag und berührte die Gestalt vor mir nicht.
    Sekunden vergingen, in denen keiner von uns ein Wort sprach. Vor mir kniete die fremde Gestalt noch immer, nur nicht mehr in der bittenden Haltung. Sie hatte die Hände jetzt sinken gelassen, die Flächen lagen auf den Oberschenkeln.
    »Was willst du, Raniel?« fragte ich.
    »Dich warnen.«
    »Das hättest du vorher machen können.«
    »Dann vielleicht zuschauen.«
    »Wobei?«
    »Wie du dich verhältst.«
    Ich musste leise lachen. »Und wie soll ich mich deiner Ansicht nach verhalten?«
    »Das ist sehr simpel, John. Du darfst nichts überstürzen. Du musst dich auf den anderen einstellen, verstehst du?«
    »Nicht richtig, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Lass dich nicht täuschen, John. Sie ist nicht so harmlos wie sie dir vorkommt.«
    »Davon habe ich kein Wort gesagt. Aber ich darf mich doch über sie wundern - oder?«
    »Das ist nicht verboten.«
    »Danke. Mal eine andere Frage. Hat sie geweint oder habe ich mich da getäuscht?«
    »Hast du nicht.«
    »Gut, dann bin ich schon einen kleinen Schritt weiter, und es würde mich interessieren, weshalb sie geweint hat. Man macht es nicht ohne Grund. Wenn jemand weint, dann trauert er über sein erlittenes Schicksal. Ist das richtig und auch in deinem Sinne, Raniel?«
    »Ich habe nichts zu beanstanden.«
    »Das macht mich beinahe glücklich.«
    »John…«, seine Stimme klang wie die eines Vaters, der mit seinem Sohn spricht, »du solltest es mit deiner Menschlichkeit nicht übertreiben. Sei vorsichtig. Es ist nicht alles so harmlos wie es hier aussieht. Das wollte ich dir noch gesagt haben.«
    »Gut, was soll ich deiner Meinung nach tun?«
    »Denk an dein Erbe. Denk daran, wer du bist, John Sinclair. Mehr will ich dir nicht sagen…«
    Das war nicht viel, und das war auch nicht wenig. Zumindest konnte ich damit kaum etwas anfangen, und es ärgerte mich, dass mein Freund Raniel in Rätseln sprach.
    »Wenn du schon gekommen bist und wahrscheinlich mehr über die Existenz dieser Gestalt weißt, dann würde ich von deinem Wissen gern profitieren und…«
    Es brachte nichts mehr, wenn ich noch weiter mit ihm redete. Ich nahm hinter mir ein huschendes Geräusch wahr, spürte einen Windstoß im Rücken, und als ich mich mit einer scharfen Bewegung drehte, war von Raniel nichts mehr zu sehen.
    Ich war wieder nicht groß überrascht, weil ich ihn kannte und Ähnliches schon erlebt hatte. Raniel spielte immer seine eigenen Karten aus. Von anderen ließ er sich da nicht hineinreden.
    Trotzdem war es gut, dass er erschienen war und mir einen Hinweis gegeben hatte.
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