Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1154 - Dämonen-Trauer

1154 - Dämonen-Trauer

Titel: 1154 - Dämonen-Trauer
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Aber sie tat etwas anderes.
    Sie kam auf mich zu.
    Ich wich im gleichen Tempo zurück. Es hatte nichts mit Furcht zu tun, ich wollte nur nicht, dass sie mir zu nahe kam. Es war auch mehr aus einem Reflex geboren.
    Trotzdem war sie mir näher gekommen - und ich spürte keine Reaktion an mir.
    Ein kurzer Wärmestoß huschte über meine Brust hinweg. Das Kreuz hatte sich gemeldet. Es hatte mir die perfekte Warnung zugeschickt, und ich wusste jetzt, dass diese Gestalt nicht unbedingt auf meiner Seite stand.
    Sie gehörte also zur anderen Seite und stand Raniel möglicherweise näher als ich.
    Denk daran, wer du bist so hatte der Gerechte gesprochen. Dieser Gedanke ließ mich nicht los. Entsprechend handelte ich. Die Distanz zwischen uns war gut, ich sorgte auch dafür, dass sie sich nicht weiter verkürzte und schaffte es, das Kreuz hervorzuholen. Wahrscheinlich hatte mich der Gerechte darauf hinweisen wollen, und als ich den Talisman zwischen den Fingern hielt, da riss die Gestalt vor mir ihre Arme mit einer wilden Bewegung in die Höhe. Sie wollte so ihr Gesicht vor dem Anblick schützen.
    Diesmal war ich am Drücker!
    Ich ging wieder nach vorn. Das Kreuz behielt ich in der Hand, und das nahm auch das unbekannte Wesen wahr. Es suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Mit einer schnellen Drehung wandte es mir den Rücken zu, um im nächsten Augenblick vor mir zu fliehen.
    Ich hätte damit rechnen müssen, war aber zu überrascht, um sofort handeln zu können.
    Mit zwei, drei Sprüngen hatte die Gestalt es geschafft, eine genügend große Distanz zwischen uns zu bringen. Sie rannte einfach los, huschte über den unebenen Boden hinweg, und ich hörte, dass sie ungewöhnliche und krächzende Laute ausstieß.
    Dann fiel sie hin.
    Es war nicht gut, in einer so langen Kutte zu laufen, die sich leicht irgendwo verfangen konnte.
    Genau das war passiert. Der Stoff hatte sich an einem Strauch verfangen, dessen Zweige die Gestalt zurückrissen. Sie konnte sich noch halten und kippte nicht nach hinten. Für einen Moment stand sie unbeweglich, und genau diese Zeitspanne reichte mir aus, um direkt an sie heran zu kommen.
    Bevor ich sie packen konnte, hatte sich die Gestalt wieder losgerissen. Das Wesen taumelte einen Schritt nach links, fing sich wieder und rannte weiter.
    Ich war schneller.
    Mit einem Sprung erreichte ich ihren Rücken. Beide Beine stießen in den Rücken unter der Kapuze, und dieser Treffer katapultierte sie nach vorn.
    Sie ging und fiel zugleich. Riss die Arme hoch, ohne sich irgendwo fangen zu können und fiel dann mit vollem Schwung in ein Gestrüpp hinein, das ihr Gewicht abfederte und unter ihm zusammengedrückt wurde. Die Gestalt kam wieder hoch. Sie mühte sich. Es fiel ihr schwer, sich zu befreien, vielleicht wollte sie es auch nicht, denn ich stand dicht hinter ihr, und das musste sie spüren.
    Ich half noch mit. Mit der linken Hand zerrte ich sie auf die Beine. Ich ließ sie auch nicht los und sorgte dafür, dass sie sich wieder drehte.
    Sie starrte mich an.
    Ich schaute ihr ins Gesicht, und ich hielt noch immer meinen Trumpf in der Hand.
    »Okay!«, flüsterte ich, »dann wollen wir doch mal sehen, wer du wirklich bist.«
    Einen Herzschlag später berührte sie das Kreuz. Ich hoffte, damit alles richtig gemacht zu haben…
    ***
    Ben Adams konnte sich nicht mehr bewegen. Zwei starke Hände reichten aus, um dafür zu sorgen.
    Er lag noch immer rücklings auf den angezogenen Beinen der einsamen Gestalt, deren Gesicht über ihm schwebte und auch in den folgenden Sekunden nicht verschwand.
    Für Ben war es wie ein schlimmer Traum. Etwas, das in die Nacht gehörte, und dem Schläfer Albdrücken bereitete und ihn manchmal zu Tränen rührte.
    Nicht hier. Es war die Wirklichkeit, die er erlebte. Das Gesicht würde nicht verschwinden. Er träumte nicht. Er war wach und durchlitt jede Einzelheit.
    Der Mund bewegte sich. Er klaffte auf, mal wieder zu, dann aber hörte Ben die Stimme. »Zeig mir den Weg. Zeig mir den Weg zu meinem Glück. Tu es, Mensch. Ich will ihn sehen. Ich will endlich meinen Frieden haben. Ich will so sein, wie die Menschen auf dem Friedhof hier oder so wie du. Ich kann es nicht. Es geht nicht. Es ist für mich unmöglich. Aber ich weiß, dass es einen Weg geben muss. Ich kann nicht immer so sein wie jetzt…«
    Trotz der Angst arbeitete Bens Verstand messerscharf. Er hatte jedes Wort gehört, doch ihm war klar, dass er dieser Gestalt nicht helfen konnte, denn den Weg, den sie gehen wollte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher