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1154 - Dämonen-Trauer

1154 - Dämonen-Trauer

Titel: 1154 - Dämonen-Trauer
Autoren: Jason Dark
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Klageweiber, die den Tod eines geliebten Menschen betrauerten. Aber es war keine Stimme, die ihrer Trauer kundgab.
    Ich hörte auch kein direktes Weinen, das mit einem Schluchzen verbunden war. Trotz aller Unterschiede blieb der Klang irgendwie fast gleich, mal höher, dann wieder tiefer.
    Das Geheul erreichte mich von vorn, wo das Gelände übersichtlicher wurde. Dahinter sah ich bereits das Schimmern der Wellen, über die letzte Lichtreflexe hinweghuschten.
    Da war kein Tier oder Mensch zu sehen, nur eben der natürliche Bewuchs, bei dem keine Menschenhand störend eingegriffen hatte.
    Drang es aus der Erde?
    Das Heulen verklang. Letzte Klagetöne wehten noch über die Insel, dann war es vorbei. Ich musste mich erst wieder an die Stille gewöhnen, die mir plötzlich fremd vorkam.
    Mit dem Licht und den Blicken suchte ich die Umgebung vor mir ab. Ich war überzeugt, dass sich der Heuler zeigen würde, aber zugleich fragte ich mich, weshalb mich Raniel auf diese Insel bestellt hatte. Nur um den Heuler zuhören oder ihn zu sehen?
    Sehen kam eher hin.
    Vor mir bewegte sich etwas.
    War das ein Mensch, der sich da vom Boden erhob? Ich hatte meine berechtigten Zweifel, denn ein Mensch stand anders auf. Diese Gestalt hier wellte sich als schwarzes Etwas in die Höhe, als wäre jemand dabei, ein Tuch auszuschütteln.
    Dann stand er oder es!
    Gebückt, das Gesicht oder den Kopf nach vorn gesenkt. Und das Wesen blieb nicht mehr still. Das Geheul vernahm ich nicht. Dafür ein leises Jammern, als hätte es wahnsinnige Schwierigkeiten, mit der neuen Lage fertig zu werden. Eine zuckende Bewegung der schwarzen Gestalt, dann ging sie von mir aus gesehen einige Schritte nach links und senkte sich wieder dem Boden entgegen, ohne zu verschwinden, denn sie blieb in geduckter Haltung knien oder sitzen, wie jemand, der auf etwas wartet.
    Im Gegensatz zu mir. Ich wollte mir den Heuler genauer ansehen. Es war nicht weit. Nichts war weit auf dieser Insel. Ich näherte mich vorsichtig der unbekannten Person.
    Dann sah ich sie besser!
    Ob mich das Wesen gesehen hatte, ließ sich nicht feststellen, denn es tat gar nichts. Keine Bewegung, kein Herumdrehen des Kopfes, es schien mich überhaupt nicht gesehen zu haben. Selbst aus dieser kurzen Entfernung nagten an mir die Zweifel, ob ich es hier tatsächlich mit einem Menschen zu tun hatte.
    Das Licht würde Abhilfe schaffen. Wieder schaltete ich die Lampe ein, und wenig später hatte ich mehr gesehen und schüttelte trotzdem den Kopf. Wenn es ein Mensch war, dann war es jemand, der keine normale Kleidung trug und sich einen Umhang oder eine Kutte übergestreift hatte, die alles bedeckte, den Körper und das Gesicht.
    Ich sah ihn von der Seite. Er wirkte auf mich wie von einem Steinmetz geschaffen und hatte irgendwie Ähnlichkeit mit einem besonderen Grabstein.
    Sekundenlang geschah nichts. Von Seiten des Fremden überhaupt nichts, deshalb setzte ich mich in Bewegung. Er hatte geheult, und ich war sicher, dass er auch sprechen konnte, denn ein Tier hatte ich auf keinen Fall vor mir.
    Auf den letzten beiden Metern hielt ich den Lichtkegel der Lampe auf den Kopf gerichtet. Zumindest auf das, was ich als einen Kopf vermutete. Jetzt sah ich auch die Bewegungen des Stoffes, weil der Wind nicht vorbeifloss, sondern damit spielte.
    Ja, es war ein Mensch, dessen war ich mir sicher.
    Sehr nahe dabei blieb ich stehen.
    Auch er musste mich gesehen haben, doch er bewegte sich um keinen Millimeter.
    »He, kannst du mich hören?«
    Eine Antwort hatte ich nicht erwartet. Als keine erfolgte, war ich auch nicht enttäuscht.
    Ich ging noch näher an ihn heran, so dass ich ihn jetzt hätte greifen können. Besonders günstig war die Nähe der Kapuze, und mit der rechten Hand griff ich zu.
    Ich bekam den Rand des Stoffes mit zwei Fingern zu fassen und schleuderte die Kapuze nach hinten.
    Jetzt sah ich den Kopf!
    Oder doch nicht?
    Ja, es war ein Schädel. Ein menschlicher Kopf. Ich sah ein Ohr, auch eine Nase, ein vorspringendes Kinn, das alles deutete auf einen Menschen hin.
    Nicht aber die Haut!
    Sie war dunkel. Nicht wie bei einem Farbigen. Sie war anders dunkel. Sie wirkte geschwärzt und dabei leicht verbrannt. Von ihr strahlte auch ein seltsam kalter Geruch ab, den ich nicht einordnen konnte.
    Ich hielt das Lampenlicht auf das Gesicht gerichtet und wartete darauf, dass die Gestalt ihren Kopf drehte.
    Das tat sie auch.
    Sehr langsam, als hätte sie wahnsinnige Schwierigkeiten, wandte sie mir ihr Gesicht frontal
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