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1154 - Dämonen-Trauer

1154 - Dämonen-Trauer

Titel: 1154 - Dämonen-Trauer
Autoren: Jason Dark
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Gegend für Touristen, weil hier kein Sandstrand existierte. Wer trotzdem als Fremder kam, genoss einfach nur die frische Seeluft und auch die noch vorhandene Einsamkeit.
    Einsam war der Friedhof auch - und verlassen. Keinem Menschen wäre es eingefallen, ihn um diese Zeit zu besuchen, bis eben auf die große Ausnahme.
    Das hatte seinen Grund. Adams wollte es wissen. Er war jemand, der immer mit beiden Beinen im Leben gestanden hatte und auch noch stand. Was gestorben war, war für ihn tot. Es gab keine Alternative. Die letzten Tage allerdings hatten ihn daran zweifeln lassen. Was da auf dem Friedhof geschah, das gehörte einfach nicht in die Realität hinein. Denn wer setzte sich schon zu mitternächtlicher Stunde auf diesen alten Totenacker und stöhnte seine Klage hinaus in die Welt?
    Er kannte keinen. Trotzdem war es geschehen. Er hatte mit den Leuten im Dorf darüber gesprochen und war skeptisch und auch ängstlich angeschaut worden. Glauben wollte ihm keiner. Doch er hatte sich davon nicht beirren lassen und würde den anderen den Beweis schon bringen. Es gab eine Person, die sich in der Nacht auf den Friedhof stahl, irgendwo im Schutz der Dunkelheit saß und heulte.
    Heulen - jammern - klagen… all die Not aus sich herauspressen, um dann wieder zu verschwinden.
    Ob er der Einzige war, der diese schlimmen Laute gehört hatte, wusste er nicht. Jedenfalls hatte kein anderer mit ihm darüber gesprochen. Er glaubte es fast nicht. Die anderen, die auch in der Nacht hin und wieder unterwegs waren, hatten sich bestimmt nicht getraut, denn keiner wollte ausgelacht werden.
    Der Friedhof lag zwar mitten im Gelände, er war trotzdem von einer Mauer umgeben. Die alte Mauer noch, an deren Steine der Zahn der Zeit genagt hatte. Sie waren gerissen. Frost und Hitze hatten ihnen zu schaffen gemacht, aber sie hielten noch zusammen, und es gab keine großen Lücken.
    Als er die Mauer erreichte, blieb Adams stehen. Er ließ den rechten Riemen des Rucksacks über die Schulter rutschen und stellte das Gepäckstück auf den Boden.
    Seine Finger zitterten etwas, als er den Rucksack öffnete. Noch hatte er das Heulen nicht vernommen, doch es würde aufklingen, da war er hundertprozentig sicher.
    Immer kurz vor Mitternacht…
    Bevor er Recorder und Mikro hervorholte, warf er einen Blick auf seine Uhr. Noch eine Viertelstunde Zeit bis zur Tageswende. Er lag gut im Soll.
    Das Mikro war angeschlossen, der Recorder war in Ordnung, und es bereitete Adams auch keine Probleme, über die Mauer zu klettern. Er hatte mittlerweile Übung darin. Dennoch blieb er für einen Moment auf der Mauerkrone sitzen. Er dachte daran, dass in dieser Nacht alles anders werden würde. Bei seinen anderen Besuchen hatte er sich nicht richtig auf den Friedhof getraut. Er hatte nur dem unheimlichen Heulen und Klagen gelauscht, um nach einer gewissen Weile zu verschwinden.
    Das würde er jetzt auch tun, aber erst, nachdem er sich davon überzeugt hatte, wer das Heulen abgab. Das war so verdammt echt. Da wurde ihm nichts vorgemacht. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, dass es von einem normalen Menschen verursacht worden war.
    Wer dann? Ein Geist? Ein Nichtmensch? Ein Gespenst? Er hatte nie so recht daran geglaubt, obwohl er mit dem Aberglauben aufgewachsen war, der noch von vielen Mitmenschen gepflegt wurde.
    Er war auch tagsüber auf den Friedhof gegangen und hatte nach dem Jammernden gesucht und leider nichts gefunden.
    Kein geschändetes Grab, keinen zerstörten Grabstein. Der Friedhof war so normal wie immer gewesen.
    Auf der Krone sitzend schaute er über das Feld aus Gräbern und Steinen hinweg.
    Hier lagen nicht nur Menschen aus Uplees, sondern auch Fremde, die bei schwerer See ertrunken waren. Deren Leichen hatte die Strömung wie Treibgut an Land gespült. Man hatte sie aufgelesen und ihnen schmucklose, namenlose Gräber gegeben. Sie alle befanden sich an einer bestimmten Stelle des Friedhofs. Es war die Nordseite, die kälteste und auch die raueste.
    Eine Bewegung nahm er nicht wahr. Es war auch zu dunkel. Er sah keine Lücken. Die Finsternis ließ die einzelnen Grabsteine miteinander verschmelzen.
    Kein fremder Laut wehte auf ihn zu. Nur das Übliche, das er schon kannte. Das alte Laub wurde nie ganz vom Gelände gefegt. So hatte der Wind genügend Spielzeug, das er mit raschelnden Geräuschen vor sich herschieben konnte.
    Ben Adams sprang nach unten. Er landete auf dem weichen, mit Gras bedeckten Untergrund eines Weges, richtete sich wieder auf,
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