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1154 - Dämonen-Trauer

1154 - Dämonen-Trauer

Titel: 1154 - Dämonen-Trauer
Autoren: Jason Dark
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zu. Es war das Gesicht eines Mannes, aber es fiel mir schwer es zu beschreiben, weil die eigentlichen Züge von der schwarzen Haut überdeckt wurden.
    Bis auf die Augen!
    Sie lagen frei.
    Und aus ihnen rannen - und das stimmte tatsächlich - dunkle Tränen. Sie liefen die Wangen entlang, um sich dem Mund zu nähern, der nicht geschlossen war und aussah wie der Beginn eines schmalen Tunnels. Das Tränenwasser rann hinein. Dabei hörte ich schluchzende Laute.
    Die Gestalt schaute mich an. Sie bewegte sich, ohne aufzustehen. Sie blieb am Boden knien. Ich konzentrierte mich auf die Augen und führte den Lichtstrahl direkt hinein.
    Sie waren ebenfalls dunkel, aber nicht so wie die Haut. Aus ihnen lösten sich auch weiterhin Tränen. Zwei Hände streckten sich mir bittend entgegen, die Flächen waren nach außen gekehrt, und dann hörte ich auch wieder das leise Schluchzen, das von einer wahnsinnigen Qual erzählte, die dieser Mann spüren musste.
    Mann? Mensch? Konnte ich ihn überhaupt als einen Menschen bezeichnen, auch wenn er den Körper besaß?
    Ich war mir da nicht so sicher. Zu viele Überraschungen hatte ich schon erlebt. Da sah jemand aus wie ein Mensch, obwohl er alles andere als das war.
    Dieses leise, verzweifelt klingende Weinen ging mir unter die Haut. Hier trauerte jemand zutiefst.
    Ich war ratlos und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte.
    Vor mir sah ich die ausgestreckten Hände. Dahinter das dunkle Gesicht im vorderen Ausschnitt der Kapuze. Sie war ebenso grau wie der übrige Stoff des Kleidungsstücks.
    Die Hände zitterten leicht. Ich sah die langen Finger, die mir auch wie angesengt vorkamen.
    »Kannst du reden?«
    Er konnte wohl nicht, aber er hatte mich verstanden und rückte auf den Knien näher an mich heran.
    Wahrscheinlich wollte er, das ich ihn anfasste.
    Eine Hand hatte ich noch frei, streckte sie auch aus, um dem anderen auf die Beine zu helfen, als plötzlich eine scharfe Stimme hinter meinem Rücken ertönte:
    »Lass es sein, John!«
    Meine Hand zuckte zurück. Ich brauchte mich nicht umzudrehen, denn ich wusste, wer gesprochen hatte.
    Raniel, der Gerechte!
    ***
    Diesmal wollte es Ben Adams genau wissen. Deshalb hatte er das Mikrofon und einen Recorder mitgenommen, um den Beweis zu bekommen. Aber auch, um nicht wieder von den anderen ausgelacht zu werden, wenn er seine Geschichte im Pub erzählte.
    Er hätte sich gern eine andere Nacht gewünscht, nicht eine so kalte wie diese im März. Der Wind hatte gedreht. Er wehte jetzt aus nördlicher Richtung. Doch auch er konnte den dunklen Wolkenteppich nicht vertreiben, der sich vor die Gestirne gelegt hatte.
    Adams grinste, als er daran dachte, dass es dem Kalender nach Frühling war. Daran glaubte er nicht.
    Ihm blies der Wind seinen kalten Atem in das Gesicht. Wenn der schwere Mann mal stehen blieb, um zu lauschen, dann hörte er das ferne Geräusch der Brandung, mit dem er hier an der Küste aufgewachsen war.
    Adams hatte keinem von seinem Plan erzählt. Auch nicht seiner Frau. Das Problem hatte sich nicht gestellt. Sie war zum Glück zu ihren Eltern nach Cardiff gefahren, um sich einige Tage um sie zu kümmern.
    Mit seinem Rad war er so weit wie möglich gefahren. Als der Boden zu weich wurde, hatte er das Bike abgestellt und war zu Fuß gegangen.
    Was er brauchte, hatte er in seinem auf dem Rücken hängenden Rucksack verstaut. Das Mikro, das Aufnahmegerät. Für die Energie sorgten Batterien, die er am Mittag neu gekauft und eingelegt hatte.
    Sein Ziel lag außerhalb des Ortes. Es war eigentlich normal und dennoch für viele Menschen unnormal, weil sie Furcht vor einem Friedhof hatten, besonders bei Dunkelheit. Im Regelfall gab es hier keine rationalen Gründe, aber es war nun mal so. Diese Furcht steckte den Menschen seit Urzeiten in den Knochen.
    Man konnte sich dem Friedhof von verschiedenen Seiten nähern, auf dem normalen Weg, der auch von Autos gut befahrbar war, aber auch von der versteckten Seite her, und genau für diesen Weg hatte sich Ben Adams entschieden.
    Er musste nur noch das Dach der Bäume verlassen, um einen freien Blick auf sein Ziel zu haben.
    Man hatte den Friedhof bewusst weit vom Ort entfernt angelegt, denn der Boden war hier weniger feucht. Woanders gab es unterirdische Wasserläufe und mit Flüssigkeit gefüllte Mulden. Austrocknen konnte die Gegend hier nie, auch wenn der Wind jeden Tag stark wehte und in der Nacht zumeist noch auffrischte.
    Die Menschen lebten nahe am Wasser, aber es war trotzdem keine
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