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1145 - Das Haus der Selbstmörder

1145 - Das Haus der Selbstmörder

Titel: 1145 - Das Haus der Selbstmörder
Autoren: Jason Dark
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wollte.
    »Suchen Sie was, Frogg?«
    Er atmete heftig. »Ja, ja, ich suche etwas. Ich suche sie. Es gibt sie. Die Toten und ihre verdammten Stimmen. Ja, sie, sie sind…« Er verstummte und würgte, spie dann wieder aus und schüttelte den Kopf.
    Garret war überfordert. Es war von den Toten die Rede gewesen, von den Stimmen. Er sah auch noch das Haus mit den erleuchteten Fenstern, und er konnte sich jetzt vorstellen, dass die Toten plötzlich in den hellen Rechtecken erschienen, um dann in die Tiefe zu springen.
    Hatte Frogg nicht einen Friedhof erwähnt?
    Erst jetzt dachte Clark darüber nach. Die Steine fielen ihm wieder ein. Sie ragten aus dem Boden, allerdings nur als Fragmente und nicht mehr.
    Sein Mund klaffte auf vor Erstaunen über ein nicht erklärbares Phänomen, bei dem er Zeuge wurde.
    Seine Umgebung veränderte sich. Zugleich auch der Teil, in dem er sich mit Al Frogg befand. Es passierte von allen Seiten zugleich, und er konnte es sich nicht erklären. Garret erlebte, wie sich über die normale Welt eine weitere schob. Sie musste das Unsichtbare verlassen haben, und sie sackte allmählich nach unten. Aber sie kam nicht von oben, sie war auf einmal da.
    Gräber, Grabsteine, alte, graue, blattlose Bäume. Eine unheimliche Szenerie, zu der auch das Haus mit seinen erleuchteten Fenstern gehörte.
    Da hatte sich in einem etwas verändert.
    Zwei Menschen.
    Jane Collins und Suko.
    Sie kippten beide nach vorn, weil sie sich aus dem Fenster gestürzt hatten.
    Und plötzlich war auch dieser John da, der ein Kreuz in der Hand hielt, von dem ein breiter Strahl gegen das ehemalige Zuchthaus drang…
    ***
    Endlich - endlich hatte das Kreuz eingegriffen und gezeigt, welche Kräfte in ihm steckten. Das Kreuz war zum Herrscher dieser verdammten Welt geworden. Es hatte sich gegen sie gestellt und die alten schrecklichen Rituale zerstört.
    Diese Gedanken waren wie flüchtige Schatten, denn ich konzentrierte mich trotz allem auf Suko und Jane. Sie fielen aus dem Fenster nach unten, genau das hatte ich auch schon hinter mir. Ich war nicht verletzt worden, die andere Welt hatte mich praktisch wie ein Federbett aufgefangen.
    Auch sie?
    Das Licht aus meinem Kreuz war für sie wie ein Auffangbecken. Sie kippten, sie veränderten die Körperhaltung, aber sie schlugen nicht wuchtig auf.
    Plötzlich standen sie auf dem Friedhof, als wären sie nur mal eben durch eine Tür gekommen.
    »Suko!«
    Ich hatte den Namen meines Freundes halblaut gerufen und war auch gehört worden. Er drehte mir seinen Kopf zu. Das Erstaunen auf seinem Gesicht war nicht gespielt. Ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Lippen. Sogar seine Dämonenpeitsche hielt er noch in der Hand. Aber er kam nicht zu mir, weil er sich um Jane Collins kümmern wollte und deshalb in ihrer Nähe blieb.
    Es war etwas passiert. Es war auch gewaltlos geschehen. Es hatte eine Veränderung gegeben, das stand fest, aber diese Veränderung war erst beim zweiten Hinsehen sichtbar.
    Es gab das Licht nicht mehr. Keine hellen Vierecke. Nur die düsteren Mauern, die jetzt eine Front bildeten. Der Friedhof und das Haus mussten durch die Magie des Kreuzes voneinander getrennt worden sein. Wir jedoch bewegten uns noch immer nicht in unserer Welt, sondern waren weiterhin Gefangene dieses Areals.
    Der Ruf einer anderen Stimme erreichte unsere Ohren. »Verdammt, das gibt es doch nicht! Das kann nicht sein, verfluchte Scheiße! Ich werde verrückt, ich drehe durch…«
    »Garret!«, rief Suko mir zu. »Das war Garret, John.« Er sah ratlos aus. »Wo sind wir hier?«
    Ich verließ meinen Platz. »Wir sind in die Vergangenheit gesprungen. Die Fenster waren Tore. Wir stehen auf dem Friedhof der Selbstmörder. Hier hat man sie verscharrt, aber man hat nicht daran gedacht, dass ihre Seelen keine Ruhe finden können. Sie irren noch immer umher, und sie können erst beruhigt sein und Frieden finden, wenn es zu einem Austausch mit einer anderen Seele gekommen ist.«
    »Ah - so ist das.« Es stand nicht fest, ob Suko es begriffen hatte. Er wechselte auch das Thema, denn er hatte Jack Kesslers Überreste gesehen. Aus der Kleidung schaute dessen fahlbleicher Skelettschädel hervor.
    »Wer ist das?«
    »Jack Kessler. Der Grund, weshalb ich hier bin. Die Toten haben nach ihm gerufen, und er hat den Schreien nicht widerstehen können. Deshalb ist er hier. Die Geister haben sich seine Seele geholt. Zumindest einer der Selbstmörder wird jetzt seine Ruhe gefunden haben.«
    Suko nickte mir entgegen.
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