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1145 - Das Haus der Selbstmörder

1145 - Das Haus der Selbstmörder

Titel: 1145 - Das Haus der Selbstmörder
Autoren: Jason Dark
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Durch den offenen Mund klangen die würgenden Laute, die sich so schlimm anhörten, als würde ein Mensch ersticken.
    Jack Kessler schüttelte den Kopf. Der Mund war zu einem Maul geworden, aus dem die schleimige und zuckende Masse nach außen drang. Sie war jetzt ein breiter Strom, den nichts mehr aufhalten oder zurückstopfen konnte.
    Jack Kessler starb. Er wollte in meinen Armen sterben. Ich hätte es sogar zugelassen, wäre er den normalen Weg in den Tod gegangen und nicht den durch die Würmer vorgezeichneten.
    Schon jetzt war er nur noch eine Hülle, in der die anderen Kräfte das Kommando übernommen hatten.
    Ich stieß ihn weg.
    Er hielt sich nur Sekunden auf den Beinen, dann brach er zusammen und kippte nach hinten. Mit dem Rücken berührte er einen Grabstein. Es sah aus, als sollte der ihn abstützen, aber er war nicht hoch genug, und so glitt Jack Kessler an dessen rechter Seite zu Boden. Auf der weichen Erde blieb er liegen.
    In seinen Augen entdeckte ich kein Leben, aber sein Körper bewegte sich. Die Beine zuckten, als wollte er damit nach irgendwelchen Gegenständen treten. Die Hacken schabten über den Boden hinweg und hinterließen Furchen.
    Dann waren da noch die Würmer. Widerliche und eklige Minischlangen, die überall aus seinem Körper den Weg ins Freie fanden. Sie drückten nicht nur die Haut von innen her auf, sie zerstörten auch die Kleidung, und sie quollen wieder unter dem Rücken hervor.
    Noch einmal richtete sich der Körper auf, als hätten sich in seinem Innern Gase gebildet, die den Weg in die Freiheit fanden. Sogar der Kopf hob noch ab, und aus dem offenen Mund drang mir ein gurgelnder und schrecklicher Schrei entgegen.
    Das letzte in Jacks Leben. Kurz danach sackte er zusammen und wurde endgültig zur Beute der Würmer. Jetzt konnten sie mit ihm das machen, was sie auch mit den Leichen taten.
    Etwas Kaltes streifte mich. Ich glaubte auch, die Wortfetzen einer Flüsterstimme zu hören, konnte mir das allerdings auch eingebildet haben. Aber hier war ein Ort, der von den Seelen der Toten regiert wurde, die sich endlich von ihrem verdammten Schicksal befreien wollten und sich deshalb über die Menschen hermachten.
    Ja, es war zu einem Austausch gekommen, und genau der hatte diese karge Totenwelt wieder gestärkt.
    Ich warf einen letzten Blick auf Jack Kessler. Die Würmer waren gefräßig wie Piranhas. Keinen Fleck des Körpers ließen sie aus. Als zuckende Schicht hielten sie ihn besetzt und bohrten sich in jeden noch freien Fleck Haut hinein oder schoben sich aus dem Innern des Körpers in die Höhe.
    Ich fühlte mich verdammt mies. Ich hatte alles getan, um den Mann zu retten. Es war mir nicht gelungen. Diese Schattenwelt war zu stark. Jetzt musste ich davon ausgehen, dass ich das nächste Opfer werden würde. Es würde bestimmt dauern, bis der gesamte Seelenaustausch abgeschlossen war.
    Ein Friedhof mit Gräbern, mit Grabsteinen, mit kahlen, grauen Bäumen und mit Geistern. Das war jetzt zu meiner Welt geworden, mit der ich mich auseinandersetzen musste.
    Den Aus- oder Eingang in die normale Zeit und Welt sah ich nicht. Es schien nur ein Traum gewesen zu sein. Es gab ihn einfach nicht mehr. Wer hier landete, der war bis zu seinem schnellen Ende ein Gefangener.
    Auch ich!
    So zumindest sollte es sein. Nur würde ich mich zu wehren wissen und wartete auf einen weiteren Angriff. Er erfolgte nicht. In meiner Umgebung blieb es still. Ich hörte auch die Stimmen der Geister nicht. Mit dem letzten Opfer schienen sie sich zufrieden gegeben zu haben. Oder sie trauten sich nicht, mich anzugreifen, weil sie wussten, dass ich eine Waffe besaß, die ihnen gefährlich werden konnte.
    Einfach stehen bleiben wollte ich auch nicht. Bisher hatte ich über die Größe des Friedhofs noch nichts erfahren. Es konnte sein, dass sich seine Maße von denen unterschieden, die ich vor dem Haus gesehen hatte.
    Diesmal holte ich das Kreuz hervor und behielt es auch in der Hand. Es war in diesem Augenblick für mich so etwas wie eine Wünschelrute. Nur wollte ich damit kein Wasser finden, sondern die neuralgischen Stellen auf diesem Totenacker entdecken, der normalerweise den menschlichen Blicken verborgen blieb.
    Wer lag alles in dieser Erde?
    Es waren die Menschen, die sich aus dem Fenster in den Selbstmord hineingestürzt hatten. Die mit ihrem Leben nichts hatten anfangen können, und denen das verlassene Gefängnis gerade recht gekommen war. Verstärkt durch die Rufe der Toten war dies für sie kein großes
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