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114 - Der Bucklige von Doolin Castle

114 - Der Bucklige von Doolin Castle

Titel: 114 - Der Bucklige von Doolin Castle
Autoren: Dämonenkiller
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James Lynams Ruf zu diesem Symposium begeistert gefolgt und hatte bei ihrer Ankunft die stille Hoffnung, daß es sich bei Doolin Castle urn eine Gruselburg handelte, bestätigt gefunden. Von ihren Kollegen war sie dagegen enttäuscht. Bis auf Reginald MacCarthy, den sie bereits vertraulich Reggie nannte, und den Altmeister James Lynam, handelte es sich durchwegs um nichtssagende Typen, Biedermänner, brave Familienväter ohne besondere Beziehung zur Materie des Schreckens. Joyce Driscoll war froh, daß die anderen gegangen waren und sie allein in der Bibliothek zurückblieb. Sie hatte den schweren Schaukelstuhl näher an den offenen Kamin gerückt, sich wahllos einen dicken, verstaubten Wälzer aus einem der Regale ergriffen und mit der Buchschwarte auf dem Schoß vor sich hingedöst. Sie genoß diesen Zustand zwischen Wachsein und Träumen. Dabei konnte sie ihrer Fantasie am besten die Zügel schießen lassen.
    Unter all ihren vielen Schauergestalten war ihr der unersättliche Ghoul Ludomil der liebste. Er entstammte einem ihrer schrecklichsten Alpträume und hatte ihr schon viele schlaflose Nächte bereitet. Wie oft hatte sie sein eindringliches Schihatzen gehört! Wie deutlich war ihr das Geräusch im Gedächtnis, wenn er sich von einem Menschen in einen unförmigen Geleeklumpen verwandelte und - Verdauungssäfte produzierend - auf die von ihm zum Schmause ausgewählte Leiche zuquoll - ein glitschiges, schleimiges Monster, das etwas von einer Schnecke als auch von einer Schlange oder einer Qualle an sich hatte.
    Joyce sah Ludomil auch diesmal im Geiste vor sich. Wäre Doolin Castle nicht das richtige Betätigungsfeld für ihn?
    Ein Workshop von Horrorautoren, alles knochentrockene Typen, die keinerlei Beziehung zu den von ihnen geschaffenen Schauergestalten haben. Und auf einmal taucht mitten unter ihnen Ludomil auf, tötet einen von ihnen, verschleppt ihn durch die unterirdischen Geheimgänge in sein Versteck, wo er die Leiche lagert und sich erst an ihr delektiert, wenn sie den richtigen Verwesungsgrad erreicht hat. Auf seine Art war Ludomil ein wahrer Gourmet.
    Joyce schauderte bei dem Gedanken, was sie tun würde, wenn der Ghoul zu ihr in die Bibliothek käme.
    Plötzlich glaubte sie seine schleichenden Schritte zu hören. Jetzt sog er die Verdauungssäfte schlürfend ein, die er in einem Übermaß produzierte. Sein Körper verlor die Festigkeit und begann wie Pudding zu zittern. Lange konnte er seine menschliche Gestalt nicht mehr beibehalten. Er machte einen Bogen um die Feuerstelle und näherte sich Joyce von hinten.
    Unwillkürlich riß sie die Augen auf und seufzte in fast masochistischer Lust über das Entsetzliche, das ihrer Fantasie entsprang. Ja, es war alles nur Einbildung, dachte sie.
    Aber irgendwie fühlte sie instinktiv, daß sie nicht allein war. Es war noch jemand in der Bibliothek. Sie spürte, daß sich etwas in ihrem Rükken befand. Wahrscheinlich einer ihrer Kollegen, der sie auf diese Weise erschrecken wollte.
    Sie schickte sich gerade an, herumzufahren und dem Witzbold gehörig die Meinung zu sagen, da vernahm sie das leise Schlürfen und Schmatzen.
    Sie sprang aus dem Schaukelstuhl, lief drei Schritte fort und drehte sich dann um.
    Dort stand der Ghoul Ludomil, wie sie ihn in ihrer Fantasie erschaffen hatte.
    Joyce schrie, als sie sah, daß er seine Hände, die bereits zu zerfließen begannen und von denen die Verdauungssäfte tropften, nach dem Schaukelstuhl ausgestreckt hatte.
    Der Ghoul gab einen enttäuschten Laut von sich und wandte sich von dem Schaukelstuhl ab und ihr zu.
    Joyce wich bis an die Wand zurück. Dabei schrie sie aus Leibeskräften. Als sie absetzte, um Luft zu holen, vernahm sie aus der Nähe trampelnde Schritte.
    Mit einem grugelnden Laut wirbelte der Ghoul herum und stapfte aus der Bibliothek. Dabei festigte sich seine Gestalt wieder.
    Die gegenüberliegende Tür wurde aufgestoßen. MacCarthy kam hereingestürzt. Er sah Joyce mit kreidebleichem Gesicht an der Wand lehnen und mit großen, starren Augen auf die andere Tür blicken. In ihrem' Gesicht zuckte nervös ein Muskel. Ihre halb erhobenen Arme zitterten.
    „Was ist passiert?" fragte MacCarthy.
    „Da!" kam es kaum verständlich über ihre bebenden. Lippen, und sie deutete auf die gegenüberliegende Tür. „Da war er gerade noch."
    „Wer?" fragte MacCarthy ahnungsvoll.
    „Es - war schrecklich", sagte Joyce. Sie hatte ihre Stimme wiedergefunden. „Ich dachte, meine letzte Stunde hätte geschlagen. Ich stand
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