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114 - Der Bucklige von Doolin Castle

114 - Der Bucklige von Doolin Castle

Titel: 114 - Der Bucklige von Doolin Castle
Autoren: Dämonenkiller
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sollten dieses Phänomen beim Symposium zur Diskussion stellen. Wer weiß, vielleicht sind auch andere Kollegen den Gestalten ihrer Fantasie begegnet und haben bisher nur aus Angst davor, ausgelacht zu werden, geschwiegen."
    Inzwischen waren noch drei Schriftsteller in die Bibliothek gekommen. Sie hörten sich staunend die Geschichte an und lachten mit Moorcock und Nesbitt darüber.
    „Ich frage mich ernsthaft, woran es liegt, daß ich meinem Achtham, dem Dämon vom Euphrat, noch nicht hier begegnet bin", meinte einer der Hinzugekommenen lachend.
    „Weil Sie nicht genügend Fantasie besitzen, um sich solch einen Dämon realistisch vorzustellen", erklärte Coogan, dem die spöttischen Bemerkungen der anderen sichtlich auf die Nerven gingen. Aber sein Aufbrausen brachte ihm nur noch mehr Spott ein.
    „Lassen Sie sie reden, Coogan!" beruhigte MacCarthy ihn. „Sie wissen es nicht besser. Es erscheint mir vernünftiger, das Problem unter uns zu erörtern. Ihrer Äußerung nach zu schließen, scheinen Sie bereits eine Theorie zu haben."
    „Ich habe mich tatsächlich mit diesem Phänomen auseinandergesetzt und bin zu der Überzeugung gekommen, daß ich es mir nicht nur eingebildet habe, den buckligen Jonathan zu sehen", erwiderte Coogan. Er wollte fortfahren, doch da fiel sein Blick auf die Tür, und er sagte: „Da kommt unser Gastgeber!"
    Als James Lynam eintrat, verstummten die Gespräche für eine Weile. Er brauchte kein Wort zu sagen, um die Aufmerksamkeit aller sofort auf sich zu ziehen. Lynam wirkte allein durch seine Erscheinung.
    James Lynam war groß und stattlich; er hatte Braumelierte Schläfen, das Auftreten eines englischen Lords und das ausdruckslose, verschlossene Gesicht eines Butlers; und er war der unbestrittene Meister seines Faches. Seine Romane wurden in über zwanzig Sprachen übersetzt, und sein Werwolf -Zyklus gehörte schon jetzt zu den Klassikern der Gruselliteratur. Aber trotz seines Erfolges hatte er nie den Boden unter den Füßen verloren, war nicht überheblich geworden, und daran, daß er Schreiberlinge wie Nesbitt und Moorcock eingeladen hatte, zeigte es sich, daß er auch keinerlei Dünkel hatte.
    Kaum hatte er die Anwesenden durch ein dezentes Kopfnicken begrüßt, da wurde er von Moorcock und Konsorten bestürmt. Er ließ das Stimmengewirr mit ausdruckslosem Gesicht über sich ergehen. Als MacCarthy seinem Blick begegnete, stellte er fest, daß der Altmeister immer ernster und, wie ihm schien, nachdenklicher geworden war.
    „Wie ich sehe, lachen Sie gar nicht mit den anderen, Sir", sagte MacCarthy mit erhobener Stimme, um die anderen zu übertönen. „Sind Sie denn nicht der Meinung, daß alles nur ein Hirngespinst - oder ein übler Trick - von uns dreien ist?"
    „Ich habe mir noch keine Meinung gebildet", sagte Lynam ausweichend. „Aber ich halte Ihre Geschichte durchaus für möglich. Es gibt viele unbekannte und unerforschte Kräfte, und dazu gehört auch der menschliche Geist. Warum soll es unter gewissen Umständen nicht möglich sein, daß die Schöpfungen der menschlichen Fantasie Gestalt annehmen. Ich habe immer daran geglaubt, daß die Schrecken, über die ich schreibe, Wirklichkeit werden könnten."
    „Aber wissen Sie, was das - speziell in unserem Fall - in letzter Konsequenz bedeuten könnte?" fragte Coogan.
    Lynam nickte.
    „Sie fürchten, daß die von Ihnen erfundenen Monster nicht nur das Aussehen, sondern auch ihre Bösartigkeit mitbekommen haben", sagte Lynam.
    Coogan nickte bestätigend.
    „Ihre Befürchtung ist berechtigt - wenn Ihr Monster tatsächlich Wirklichkeit geworden ist. Aber, bevor Sie sich darüber den Kopf zerbrechen, sollten Sie sich überlegen, wie es möglich ist, daß eine Schöpfung Ihrer Fantasie Realität wurde. Haben Sie darüber schon nachgedacht?"
    „Nein", sagte Coogan. „Das heißt, die Frage hat mich beschäftigt, doch fand ich keine Antwort darauf. Aber das Wie, Woher und Warum ist gar nicht so bedeutungsvoll. Ich habe den buckligen Jonathan mit eigenen Augen gesehen, und das genügt mir. Ich weiß, daß es ihn gibt. Und das macht mir Angst. Ich fürchte, daß er nun all die Schandtaten begehen wird, die ich ihm angedichtet habe." „Machen Sie sich nicht selbst verrückt, Coogan!" rief da Joyce aus.
    „Das führt zu weit. Sie schnappen noch über, wenn Sie sich einbilden, daß alles, was Sie in Ihren Romanen geschrieben haben, plötzlich Realität wird."
    „Nanu, kommen Ihnen plötzlich Zweifel?" fragte Lynam erstaunt.
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