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114 - Der Bucklige von Doolin Castle

114 - Der Bucklige von Doolin Castle

Titel: 114 - Der Bucklige von Doolin Castle
Autoren: Dämonenkiller
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ganze Tragweite des Geschehens bewußt. Der erlösende Schrei entrang sich ihrer Kehle. Automatisch nahm sie ihren Mantel an sich und lief davon.
    Irgendwann fand sie sich im Freien wieder. Es war Nacht. Die Lichter von Cranasloe tauchten auf. Auf einem Schild verkündete eine rote, verschnörkelte Schrift:
CEARBHALL CROFFIN'S PUB.
    Sie betrat das Lokal.
    $
    „Joyce, wie kommen Sie hierher?"
    MacCarthy war völlig außer Atem, als er ins Pub kam und sich zu ihr in die Nische setzte. Coogan, der ihm auf den Fersen folgte, fiel sofort auf, daß das Mädchen völlig verstört wirkte. Vor ihr stand ein leeres Glas; die Innenseite war vom Bierschaum benetzt.
    „Warum sind Sie davongelaufen, Miß Driscoll?" fragte Coogan mit einem leichten Vorwurf in der Stimme.
    Statt einer Antwort deutete Joyce zum Tresen hinüber, wo Arthur Nesbitt mit einem halben Dutzend Dorfbewohnern stand und irgend etwas zum besten gab. Einer der Männer deutete mit dem Kopf zur Nische und tippte sich an die Stirn. Die anderen grinsten. Nesbitt kicherte, dann steckten sie wieder die Köpfe zusammen.
    „Das Lachen wird ihnen bald vergehen", sagte Joyce mit entrückter Stimme. „Frage doch einer Nesbitt, wo sein Zwilling Moorcock geblieben ist."
    „Was ist denn passiert?" fragte MacCarthy besorgt.
    „Moorcock ist tot. Ludomil hat ihn getötet", antwortete sie in einem Ton, als ginge sie das alles nichts an. Der Schock des Erlebnisses saß ihr noch in den Gliedern.
    „Ludomil? Moorcock tot?" fragte Coogan verständnislos.
    „Mein Ghoul heißt so", sagte Joyce. „Ludomil - ein origineller Name, oder? Er ist auch kein Ghoul wie andere. Ich brauchte nur an meinen Mantel zu denken - und mein Ghoul eilte herbei, um ihn mir zu geben. Leider kam Moorcock dazwischen. Dieser Witzbold! Er hat den Ghoul gesehen und könnte seine Existenz bezeugen, wenn er noch am Leben wäre. Wahrscheinlich glaubte Ludomil, ich sei in Gefahr. Deshalb hat er Moorcock getötet. Anschließend verschleppte er seine Leiche, so daß es überhaupt keine Beweise für die Tat gibt."
    MacCarthy ergriff ihre Hand. „Sie sind völlig durchgedreht, Joyce. Was Sie da sagen, kann nicht wahr sein."
    „Dann erzählen Sie es Nesbitt weiter! Vielleicht schüttet er sich vor Lachen aus. Aber das Lachen wird allen vergehen. Ich ahne, daß die wirklichen Schrecken erst beginnen."
    „Und Sie haben…" Coogan unterbrach sich. „Achtung, da kommt Croffin!"
    Cearbhall Croffin war ein Ire wie aus dem Bilderbuch: groß, massig, mit einer unbändigen, brandroten Mähne. Man erzählte sich, daß nur ein einziges Mal jemand Croffin darauf aufmerksam gemacht hatte, daß er sein feuerrotes Haar unbedingt verstecken müßte, wenn die Feuerwehr käme. Ein zweites Mal wagte dies keiner mehr. Croffin war im Grunde friedlich, aber solche Scherze vertrug er nicht. Er war verschlossen, zeigte sein Mißtrauen Fremden gegenüber nicht und gab auch durch nichts zu verstehen, daß er die Schriftsteller, die sich in Doolin Castle versammelt hatten, für eine Bande von Verrückten hielt. Aber für ihn waren es harmlose Irre, die ganz "gut Geschichten erzählen konnten - so wie dieser Nesbitt, der gerade dabei war, eine neue Legende über Doolin Castle zu erfinden.
    „Zwei Guinness", bestellte MacCarthy.
    „Drei", berichtigte Joyce.
    Cearbhall Croffin nickte zum Zeichen, daß er die Bestellung entgegennahm. Er hatte nicht einmal etwas gegen Frauen in seinem Lokal.
    In der Nische herrschte Schweigen, bis Cearbhall Croffin mit den drei Gläsern Dunkelbier zurückkam.
    Als der Wirt wieder hinter seinen Tresen zurückgekehrt war, wiederholte Coogan seine angefangene Frage: „Und Sie haben gesehen, wie Moorcock von Ihrem Monster getötet wurde?"
    „Es war kein schöner Anblick."
    „Joyce." MacCarthy drückte ihre Hand. „Ist ein Irrtum ausgeschlossen? Sind Sie sicher, keiner Täuschung erlegen zu sein?"
    Sie schüttelte nur den Kopf.
    Coogan ergriff an ihrer Stelle das Wort.
    „Wir müssen uns endgültig mit den Tatsachen abfinden", sagte er. „Unsere Fantasiegestalten leben. Und der Zwischenfall mit Miß Driscolls Ghoul beweist, daß unsere Monster auch die von uns festgelegten Eigenschaften haben. Sie sind so böse, wie wir sie beschrieben haben."
    Joyce blickte hoch. „Eigentlich bin ich es, die Moorcock auf dem Gewissen hat."
    „Unsinn!" begehrte MacCarthy auf. „Sie können sich für die Tat Ihres Fantasieprodukts nicht verantwortlich fühlen."
    „Und doch ist es so!" beharrte Joyce. „Es
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