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114 - Der Bucklige von Doolin Castle

114 - Der Bucklige von Doolin Castle

Titel: 114 - Der Bucklige von Doolin Castle
Autoren: Dämonenkiller
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skeptisch MacCarthy gewesen war, er bereute sein Kommen nicht. Das uralte Gemäuer regte seine Fantasie an; es regte seine Fantasie sogar zu stark an - denn er vernahm schon wieder ein anderes Geräusch an der Tür. Diesmal war es kein Rumoren und kein Kratzen, sondern ein Krächzen und Gurgeln.
    Kein Zweifel, dort stand jemand hinter der Tür. Irgendein Wesen, das sich ihm zu erkennen geben wollte, jedoch nicht in der Lage war, seine Stimme zu artikulieren? So wie Axel, das ehrbare Monster, das Intelligenz besaß, jedoch seine Gedanken nicht aussprechen konnte und schwer darunter zu leiden hatte, daß es durch sein abstoßendes Äußeres Angst und Schrecken verbreitete.
    MacCarthy konzentrierte sich auf die Geräusche, aber auf einmal war wieder nichts zu hören.
    Wenn diese Halluzinationen schlimmere Formen annehmen, dann steige ich auf Liebesromane um, dachte er und drehte sich der Schreibmaschine zu. Nun würde er sich durch keine Sinnestäuschung mehr irritieren lassen.
    Er las den letzten Satz.
    Da krachte die Tür in den Angeln.
    MacCarthy riß es fast vom Stuhl, als etwas mit unheimlicher Wucht gegen die Tür knallte. Beim zweiten Anprall sah er die Türfüllung vibrieren. Ein Scharren war zu hören, dann folgte ein Winseln.
    Das hatte mit Einbildung nichts mehr zu tun.
    MacCarthy ergriff ein Schüreisen vom Kamin und näherte sich der Tür. Wieder herrschte Stille. Aber sie währte nicht lange. Als er noch zwei Schritte von der Tür entfernt war, erklang wieder das weinerliche Winseln.
    So hatte er sich in seiner Fantasie Axels Klagelaute vorgestellt.
    Ohne lange zu überlegen, sprang er zur Tür und riß sie auf. Er wollte in den Korridor hinausstürmen, doch ein mächtiger Körper verstellte ihm den Weg.
    MacCarthy war viel zu überrascht, um Entsetzen oder Furcht empfinden zu können.
    Da kauerte an der gegenüberliegenden Wand die Inkarnation des ehrbaren Monsters - Axel, wie er ihn in seinem Roman beschrieben hatte.
    Er hatte eine massige Gestalt und stand, den Kopf tief über die breite Brust gesenkt, geduckt da. Die Keulenarme waren halb erhoben, die Hände, groß wie Schaufeln, machten eine abwehrende Bewegung. Der Schädel war wie aus Lehm geformt, das Gesicht narbig und fratzenhaft. Grünlicher Speichel troff von seiner vorgewölbten Unterlippe.
    Eine Weile starrten sich die so unterschiedlichen Wesen an. Dann streckte MacCarthy unwillkürlich eine Hand aus, als wollte er fühlen, daß das Scheusal wirklich aus Fleisch und Blut war oder ob es wenigstens materiell existierte.
    Seine Hand schnellte vor und stieß auf einen Widerstand.
    Das Monster schrie auf und lief mit langen Schritten den Korridor hinunter. Sekunden später war es hinter der nächsten Biegung verschwunden. MacCarthy hörte die schweren Schritte verhallen.
    Er lehnte sich gegen die kühle Wand aus Steinquadern und schloß die Augen. War das die Möglichkeit? Er hatte schon oft Spekulationen darüber angestellt, wie er sich verhalten sollte, wenn er einer der von ihm erschaffenen Bestien begegnen würde. Aber das war keineswegs ernst gemeint gewesen. Und nun…
    Er schüttelte und straffte sich.
    Es gab nur eine Erklärung für diesen Vorfall: Einer seiner Kollegen hatte sich einen Scherz mit ihm erlaubt. Ach, wie komisch! Aber er würde der Sache auf den Grund gehen und herausfinden, auf wessen Mist dieser lustige Gag gewachsen war.
    In diesem Moment hallte von unten der markerschütternde Schrei einer Frau herauf.
    MacCarthy rannte sofort los. Er glaubte, die Stimme von Joyce Driscoll zu erkennen. Möglich, daß er sich irrte, aber eines war gewiß: So schrie nur jemand in Todesangst.

    Joyce Driscoll fand, daß Gänsehaut etwas sehr Angenehmes war. Deshalb hatte sie Schauergeschichten zu schreiben begonnen.
    Im Grunde war sie überaus ängstlich; sie hielt es nicht lange allein in einem Raum aus, und von den klassischen Mutproben - um Mitternacht allein auf einem Friedhof spazieren zu gehen oder eine Nacht mit einer Leiche in einem Raum zu verbringen - hätte sie keine einzige bestanden. Und dennoch benötigte sie den Nervenkitzel. Sie wollte das Gruseln nicht in der Realität kennenlernen. Deshalb verfaßte sie zu ihrem und dem Vergnügen ihrer Leser die tollsten Horrorgeschichten.
    Sie war dreiundzwanzig, mittelgroß und gut gewachsen. Ihr blondes Haar fiel weit über ihre Schultern herab, so daß ihre großen, dunklen und immer irgendwie neugierig und herausfordernd dreinblickenden Augen noch besser zur Geltung kamen.
    Sie war
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