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1139 - Das Herz der Jungfrau

1139 - Das Herz der Jungfrau

Titel: 1139 - Das Herz der Jungfrau
Autoren: Jason Dark
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Dunkelheit vertreiben. Es ist so wie mit unserer Johanna. Noch hat die Finsternis gesiegt, aber ich sage dir, dass es andere Zeiten geben wird. Für mich ist sie schon jetzt eine Heilige.«
    »Für mich ebenfalls«, flüsterte McMurdock.
    »Sie hat mir ihr Herz geöffnet, und ich hatte das Gefühl, von Engeln umgeben zu sein. Sie erschien mir so anders. Sie sah auch anders aus. Trotz ihrer Männerkleidung wirkte sie auf mich wie ein Engel und nicht wie eine Kämpferin. Ich hatte das Gefühl, eine Frau zu sehen, die zwischen dem Jenseits und dem Diesseits schwebt. Sie war so anders, aber ich fand sie als wunderbar. Für mich ist sie schon fast heilig gewesen. Und es enttäuschte mich, als sie von der Zukunft sprach und damit auch von ihrem Tod.«
    Er nickte. »Ja, sie hat über ihren Tod gesprochen. Irgendwo wusste sie, dass sie sterben würde, aber es gab auch eine kleine Hoffnung für sie, so jedenfalls habe ich es verstanden, obwohl ich es nicht begreifen konnte. Sie sprach einen Satz, an den ich immer denken muss.«
    »Was sagte sie denn?« flüsterte Gabriela, als ihr Besucher nicht sofort weitersprach.
    »Johanna sagte, dass man einen Menschen nie so ganz töten kann. Etwas bleibt immer von ihm zurück. Meistens ist es ja die Erinnerung, aber bei ihr würde es etwas anderes sein, wenn sie mal stirbt. Das hat sie mir gesagt.«
    »Hast du denn nicht gefragt, was es ist?« erkundigte sich die alte Frau.
    »Ja, das habe ich getan. Ich war neugierig, sie hat mir jedoch keine Antwort gegeben.«
    »Überhaupt keine?«
    McMurdock hob die Schultern. »Doch, sie gab mir eine Antwort. Nur konnte sie mich nicht befriedigen. Sie sprach davon, dass etwas von ihr zurückbleibt, das nichts mit der Erinnerung an einen Menschen zu tun hat. Nichts mit der geistigen.«
    »Ja, das verstehe ich.«
    McMurdock war erstaunt. »Warum verstehst du das? Weißt du mehr als ich?«
    Gabriela lächelte geheimnisvoll. »Hast du noch etwas zu erzählen, junger Freund?«
    Dean hob seine Schultern an. »Manche Menschen sprachen davon, dass sie zwar verbrannt ist, aber nicht alles an oder in ihr. Etwas soll noch zurückgeblieben sein. Etwas Wertvolles, das auch eine große Macht demjenigen verleihen wird, der es bekommt.«
    »Gut, weiter. Was erzählte man sich denn?«
    Beide schauten sich an. McMurdock versuchte, in den Augen der Frau zu lesen. Er wollte in Erfahrung bringen, ob sie auch davon wusste oder nicht.
    Sie blieb gelassen und verbarg ihre Gedanken hinter einem neutralen Lächeln. Mit keinem Wort gab sie zu verstehen, was tatsächlich hinter ihrer Stirn vorging.
    »Kannst du es nicht sagen?«
    »Es fällt mir schwer.«
    Der Schotte gab sich einen innerlichen Ruck. »Eines ist nicht verbrannt. Etwas ist erhalten geblieben. Das Herz. Ja, es ist das Herz der Jungfrau von Orléans…«
    Dean McMurdock hatte es gesagt, und er fühlte sich zugleich als Verräter, der einen Vertrauensbruch begangen hatte. Auf der anderen Seite war er bewusst zu Gabriela gekommen, um mit ihr darüber zu reden, und er hoffte sogar, dass sie über den Verbleib des nicht verbrannten Herzens Bescheid wusste.
    Sie sagte nichts. Es war totenstill zwischen ihnen.
    Dean konnte das lastende Schweigen nicht mehr aushalten und fragte flüsternd: »Hast du mich verstanden?«
    Sie streichelte seine Hand. »Ja, das habe ich. Weshalb bist du zu mir gekommen? Sag mir den eigentlichen Grund.«
    »Muss ich das noch, Gabriela? Weißt du nicht längst darüber Bescheid?«
    »Das könnte sein«, gab sie zu. »Aber ich möchte es gern von dir hören. Aus deinem eigenen Mund.«
    »Ja«, sagte er, »Ja. Ich kam zu dir, weil ich den Gerüchten nicht traute, die verbreitet wurden. Und ich wollte wissen, ob du sie ebenfalls gehört hast und wie du dazu stehst.«
    »Ist das alles?«
    »Vorerst ja.«
    »Ich nehme es dir nicht übel, mein junger Freund. Doch den wahren Grund hast du mir verschwiegen. Du willst wissen, ob das Gerücht auch wahr ist, und du willst ferner erfahren, ob mir bekannt ist, wo du das nicht verbrannte Herz finden kannst, falls denn alles so stimmt, wie man es sich erzählte. Habe ich recht?«
    »Ja!« Es hatte für ihn keinen Sinn mehr, etwas abzustreiten. Gabriela war eine Frau, die sehr gut herausfand, ob jemand log oder die Wahrheit sagte. Da hatte er sich eben für die Wahrheit entschieden.
    Sie lobte ihn. »Es ist gut, dass du so offen zu mir gewesen bis, mein junger Freund.«
    »Danke.« Er senkte etwas beschämt den Kopf und traute sich nicht, noch eine Frage zu
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