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1139 - Das Herz der Jungfrau

1139 - Das Herz der Jungfrau

Titel: 1139 - Das Herz der Jungfrau
Autoren: Jason Dark
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Aufgabe. Für mich ist es das gleiche, als müsste ich das Grab unseres Herrn vor den Ungläubigen schützen.«
    »Du bist ein freier Mann, Dean McMurdock. Ich werde dich an deiner Mission nicht hindern können.«
    »Danke, ich danke dir.«
    Die alte Frau stand auf und ging zum Fenster. Sie bückte sich etwas, um hinaussehen zu können. »Die Sonne ist schon versunken. Es wird dunkel, und ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn du jetzt fortreitest.«
    »Soll ich die Nacht hier verbringen?«
    »Ich hätte nichts dagegen. Wir haben Wasser, wir haben etwas Brot. Du kannst auch ein Lager bereiten.«
    »Danke, das ist sehr gütig.«
    Sie kam zu ihm und streichelte über seinen Kopf hinweg. »Mehr kann ich für dich nicht tun, mein Freund. Wir werden zu Johanna beten, dass sie dich auf deinem Weg beschützt. Sollte ihr Herz noch vorhanden sein, musst du es finden und kein anderer.«
    »Ich verspreche es!« flüsterte er. »Du wirst dich auf mich verlassen können.«
    Er konnte nicht anders und musste die alte Frau einfach umarmen.
    Sie hatte ihm die Hoffnung zurückgegeben. Johanna konnte nicht mehr ins Leben geholt werden, aber er wollte versuchen, einer Toten die Würde zu erhalten, das hatte er sich geschworen…
    ***
    Die Feuerwehr war noch da, aber sie griff nicht mehr ein, denn der Brand war gelöscht worden. In der Umgebung der Gartenlaube hatte sich ein See aus Löschwasser ausgebreitet, durch den die schweren Stiefel der Feuerwehrmänner klatschten. Sie hatten hier nichts mehr zu tun. Jetzt waren andere gefragt, denn in der ausgebrannten Laube war die Leiche eines Mannes gefunden worden. So etwas machte der Mordkommission Arbeit, und die wurde angeführt von einem Mann namens Chief Inspector Tanner, der nicht eben glücklich war, weil ihm der Feierabend verdorben worden war.
    Er stand neben dem Einsatzwagen, kaute lustlos auf seiner erkalteten Zigarre herum und wartete, dass die Kollegen verschwanden.
    Die Gartenanlage lag nicht weit vom Ufer der Themse entfernt und war sicherlich hochwassergefährdet, doch das kümmerte Tanner nicht. Er hatte damit gerechnet, so kurz vor Weihnachten keinen Ärger mehr zu bekommen, doch er hatte sich geirrt. Wieder ein Mord oder ein Unglücksfall, dem er mit seiner Truppe nachgehen musste.
    Auf ihn kam ein Mann zu, der sich als Clark Redford vorstellte und so etwas wie der Oberbrandmeister bei diesem Einsatz war. Er hatte seinen Helm abgenommen und strich über sein graues Haar.
    Tanner und er kannten sich von verschiedenen Einsätzen her, und die beiden schätzten sich.
    »Wenn ich Sie so ansehe, Redford, dann haben Sie mir sicherlich etwas zu sagen. Stimmt’s?«
    »In der Tat.«
    »Es geht um die Leiche.«
    »Ja.«
    Tanner nahm die Zigarre aus dem Mund und steckte sie in eine Blechschachtel zu einigen anderen. »Sie haben den ersten Blick auf die verbrannte Person werfen können, haben also einen Eindruck bekommen und wollen mir schon jetzt sagen, dass meine Männer und ich eventuell Ärger bekommen könnten.«
    »Ausgezeichnet.«
    »Das macht die Erfahrung. Wie sieht der Ärger aus?«
    »Zunächst mal steht fest, dass der Mann verbrannt ist.«
    »Das ist immerhin etwas.«
    »Aber es war kein Selbstmord oder Unfall.«
    Tanner seufzte, was er selten tat. Es hörte sich an, als wollte er sich bedauern. »Wenn Sie das schon mit einem Blick erkennen, Redford, gehe ich davon aus, dass er auf eine besondere Art und Weise ums Leben gekommen ist. Anders gesagt, es war kein glatter Mord. Keiner durch eine Kugel oder durch einen Messerstich.«
    »Ausgezeichnet.«
    »Und was haben Sie mir zu sagen, Redford?«
    »Nichts. Ich möchte, dass Sie sich den Toten selbst anschauen. Kommen Sie mit.«
    Tanner räusperte sich und brummte: »Was tut man nicht alles für ein gutes Betriebsklima.«
    Gemeinsam stiefelten die Männer los und gingen vorbei an den beiden Zeugen, die die Feuerwehr alarmiert hatten. Zwei junge Männer, die sich hier in der Anlage herumgetrieben hatten, um in einer der Buden zu übernachten. Das kleine Haus gehörte den Eltern des Jüngeren.
    Die Gartenlaube lag etwas erhöht. Sie war aus Holz errichtet worden, das allerdings auf einem Sockel aus Beton stand. Der war nicht abgebrannt und nur geschwärzt. Ansonsten hatte das Feuer nicht viel von dem Haus übriggelassen. Das Dach war regelrecht explodiert und durch den Druck in verschiedene Richtungen weggeschleudert worden. Die einzelnen Teile hatten sich als verkohlte Reste in der Umgebung verteilt.
    Beide Männer mussten über
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