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1139 - Das Herz der Jungfrau

1139 - Das Herz der Jungfrau

Titel: 1139 - Das Herz der Jungfrau
Autoren: Jason Dark
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nasse Trümmer hinwegsteigen, um in das Innere des kleinen Hauses zu gelangen, in dem es natürlich aussah wie nach einem Orkan. Da stand nichts mehr an seinem Platz, aber das war für Tanner auch nicht wichtig. Ihn interessierte einzig und allein der Tote, den das Feuer nicht verschont hatte, bei dem es aber doch Spuren und Anhaltspunkte gab.
    Redford hatte einen Scheinwerfer so einstellen lassen, dass sein Strahl die Leiche beleuchtete. Der breite Lichtkegel verteilte sich über den Toten. Sogar Einzelheiten waren gut zu erkennen.
    Verbrannte Menschen sehen nie gut aus. Sie bieten immer einen scheußlichen Anblick, und dieser unbekannte Mann machte da keine Ausnahme. Aber er war als Ermordeter verbrannt, und das hatte auch das Feuer nicht vertuschen können.
    Er lag auf dem Rücken. Er war gefesselt. Nur hatten die Fesseln nicht verbrennen können, weil sie aus Draht bestanden. Der Tote lag mit gespreizten Armen und ebenfalls gespreizten Beinen am Boden.
    Die Flammen hatten ihn ausgezehrt. Er war kleiner geworden, aber seine Haltung hatte sich trotzdem nicht verändert. Die vier Drahtrollen an den Gelenken waren um Eisenringe gebunden, die aus dem Boden ragten.
    »Das ist er«, sagte Redford. »Schauen Sie ihn sich genau an.«
    Tanner stöhnte wieder, dann beugte er sich mach vorn, um eine bessere Sicht zu haben. Sekunden später sah er, was der Kollege von der Feuerwehr gemeint hatte. Der Mann war nicht nur verbrannt. Er war auch auf eine besonders schlimme Art und Weise getötet worden, denn man hatte ihm das Herz aus dem Leib gerissen. Die Wunde war zu sehen, auch wenn das Feuer sie und die Umgebung geschwärzt hatte. Tanner stieß zischend die Luft aus, als er sich aufrichtete.
    »Habe ich Ihnen zuviel versprochen, Tanner?« fragte Redford.
    »Nein, das haben Sie nicht. Es wird ein verdammtes Problem für mich geben.«
    »Tut mir leid, aber…«
    Tanner winkte ab. »Das braucht Ihnen überhaupt nicht leid zu tun. Ich ärgere mich nur, dass es kurz vor Weihnachten geschieht. Ich fürchte nämlich, dass mich der Fall noch über die Feiertage hinaus beschäftigen wird, und dabei hatte ich meiner Frau versprochen, zwei freie Tage zu machen. Sie hat extra die Verwandtschaft eingeladen. Na, das wird wieder ein Spaß.«
    »Sie sehen das zu pessimistisch. Es sind immerhin noch ein paar Tage Zeit bis zum Fest.«
    »Das weiß ich auch.« Tanner deutete auf die Leiche. »Nur ist das kein normaler Mord.«
    »Sondern?«
    Der Chief Inspector zuckte mit den Schultern. »Ohne große Einzelheiten zu wissen, würde ich sagen, es handelt sich um einen Ritualmord. Und da einen Täter zu finden, ist immer schwierig. Hinzu kommt noch, dass wir nicht wissen, um wen es sich bei dem Toten handelt. Sollte er Papiere bei sich gehabt haben, sind alle verbrannt. Vielleicht gelingt es den Forensikern, sein Gesicht nachzumodellieren, aber es wird verdammt schwer sein, falls sie es überhaupt schaffen. Eventuelle Spuren sind natürlich durch das Löschwasser zerstört worden.«
    »Das bleibt nicht aus.«
    »Sollte auch kein Vorwurf sein, Redford.«
    Der Brandmeister räusperte sich. »Okay, Kollege, dann werde ich mich mal wieder mit meinen Leuten zurückziehen. Auch wenn Sie es anders sehen, ich wünsche Ihnen trotzdem noch schöne Feiertage und dass Sie es schaffen, den Mörder zuvor zu finden.«
    »Das wünsche ich mir auch.«
    Redford zog sich zurück, und Tanner gab seiner Mannschaft Bescheid. Die Gestalten tauchten aus dem Dunkel des Gartens wie Gespenster auf. Sie hatten ihre eigenen Scheinwerfer mitgebracht und auch den kleinen Stromerzeuger.
    Als einer der ersten war der Arzt da. Er wandte sich an Tanner, der sich etwas zurückgezogen hatte und nicht mehr unmittelbar am Tatort stand.
    »Dein erster Eindruck?«
    »Ist ein Fall für die Spezialisten. Du wirst nicht mehr viel herausfinden.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Versuch es trotzdem.«
    »Bis gleich.«
    Tanner überließ seinen Leuten das Feld. Sie wussten, was sie zu tun hatten. Er zog sich mehr in die Tiefe des Gartens zurück und auch in die Dunkelheit. Der Tatort lag dabei wie eine Bühne vor ihm. Die Zeugen hatten wieder gehen können, nachdem ihre Personalien aufgenommen worden waren.
    Der Chief Inspector war schon lange im Dienst. Er hatte so etwas, was man »Nase« nennt. In diesem Fall roch er den Ärger, der noch auf ihn zukommen würde. Der Täter musste ein Wahnsinniger gewesen sein. Wer riss schon seinem Opfer das Herz aus dem Leib?
    Wieder fand die halbe Zigarre den
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