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1137 - Einer gegen Terra

Titel: 1137 - Einer gegen Terra
Autoren: Unbekannt
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breit, daß er nur schräg durch Türöffnungen von herkömmlicher Breite paßte.
    Graublondes Haar türmte sich unordentlich auf dem mächtigen Schädel; zwei wasserblaue Augen blickten neugierig, manchmal nachdenklich in die Welt. Gunnyrs Hände waren von solchem Kaliber, daß er zwischen Daumen und kleinem Finger einst die Taille einer Schlankheitskönigin hatte umfassen können.
    Seinen Lebensunterhalt bestritt Gunnyr Brindarsson damit, daß er in einem Tauchboot den Ozeanboden nach kommerziell verwertbaren Mineralien absuchte. Im Zeitalter der Nuklearsynthese, hätte man glauben mögen, ließ sich damit kein Geld mehr verdienen.
    Gewiß, die großmaßstäbliche, kommerzielle Ausbeutung subozeanischer Erzlager gab es schon seit langem nicht mehr. Aber der individuelle Prospektor, wenn er sein Fach verstand und sich auf ein eng begrenztes Gebiet spezialisierte, konnte noch immer mit Gewinn arbeiten. Gunnyr Brindarsson konzentrierte sich auf seltene Erden sowie die Schwermetalle der Osmium-, Iridium- und Platingruppe. Er war nicht das, was man einen reichen Mann nennen würde, aber er hatte ein gutes, bequemes Auskommen.
    An diesem 21. Oktober tauchte er südöstlich von Port Hobart, Tasmanien, in 4000 Metern Wassertiefe. Jallur Haystangir, sein bewährter Pilot, hatte das Boot über eine Kette unterseeischer Berge hinweggehoben und schickte sich an, in das nachfolgende Tal hinunterzutauchen. Friiya Asgeirsson, eine junge Frau von brunhildischer Statur, überwachte die Navigationshilfen: Orter, Taster und das altmodische Sonar. Jallur hatte die Längsachse der ALSÖER in eine Schräglage von 45 Grad gebracht und ließ das Boot nach unten wegrutschen. Auf diese Weise erzielte er eine beträchtliche Sinkgeschwindigkeit und konnte damit rechnen, den Talgrund innerhalb von zehn Minuten zu erreichen. Gunnyr überflog Druck- und Schwimmlageanzeiger und fand, daß alles in bester Ordnung war.
    „Halt!" rief Friiya plötzlich.
    An Bord der ALSÖER waren sie aufeinander eingespielt. Jallur reagierte sofort. Er zog das Boot in die Horizontale und schaltete das Triebwerk auf neutral. Nachdem sich die Vorwärtsfahrt aufgezehrt hatte, schwebte die ALSÖER bewegungslos in der finsteren Tiefe des Südpazifiks.
    Gunnyr war aufgestanden. „Was gibt's?" fragte er.
    Friiya deutete auf das Orterbild. „Da unten ist einer."
    Das Bild zeigte einen kräftig leuchtenden Reflex, der sich mit geringer Geschwindigkeit über den Meeresgrund bewegte.
    „Konkurrenz?" fragte Jallur mißtrauisch.
    „Zu klein", antwortete Gunnyr kopfschüttelnd. „Maximalabmessung nicht über fünf Meter."
    Der Reflex war zur Ruhe gekommen. „Sprich ihn an", forderte Gunnyr die junge Frau auf.
    Per Tastendruck löste Friiya den Standard-Koderuf aus, mit dem unterseeische Kommunikation üblicherweise eingeleitet wurde. Der Ruf wiederholte sich selbsttätig zehnmal. Aber der Empfänger blieb still, und das alte, primitive Meßgerät für energetische Streueffekte zeigte eine glatte Linie.
    Das heißt... Gunnyr stutzte ... da war doch eben eine Zacke aufgetaucht, blitzschnell, und sofort wieder verschwunden. Gunnyr drehte an der Zeiteinstellung. Mehr Zacken wurden sichtbar. Sie wanderten seitwärts über die Anzeige, bis er die richtige Zeitskala gefunden hatte.
    „Friiya, sieh nach, wo das herkommt", bat er.
    Inzwischen schaltete er den Aufzeichner ein, so daß das Bild festgehalten wurde. Die Zacken folgten in Abständen von 16 Mikrosekunden aufeinander. Es gab kleinere Zacken, jeweils rechts und links der Hauptzacke, knapp eine Mikrosekunde entfernt.
    „Kommt eindeutig von dem Ding dort unten", meldete Friiya, nachdem sie die Peilantenne auf maximale Signalstärke getrimmt hatte. Dabei klopfte sie mit dem Zeigefinger auf die Mattscheibe des Orterbilds - dort, wo der geheimnisvolle Reflex leuchtete.
    Gunnyr Brindarsson war ein mutiger Mann, aber lange Jahre der Erfahrung hatten ihn ein gehöriges Maß an Vorsicht gelehrt. Der Meeresgrund war gefährliches Gelände.
    Mochten sie droben, an der Oberfläche, ihr Haus in Ordnung gebracht und die Kriminalität bis auf ein nicht mehr zu unterschreitendes Minimum reduziert haben - hier unten galten andere Gesetze. Fischer, die hinter geschützten Spezies her waren, Baulustige, die sich ausgerechnet inmitten eines unterseeischen Naturparks ihre Wochenendkuppel anlegen wollten - oder auch ganz einfach Schurken, die sich in die Tiefe der See verzogen hatten, weil ihnen droben die Ordnungsbehörden zu dicht auf den
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