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1121 - Der Sonnenhammer

Titel: 1121 - Der Sonnenhammer
Autoren: Unbekannt
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leichtes, kaum spürbares Zittern lief durch den Rumpf des Fahrzeugs, als es sich aus der Halterung löste und zu schweben begann. Die Hangarbeleuchtung erlosch. Vor der CERBERUS öffnete sich die von mattem, gelbem Licht erfüllte Schleuse. Die Abstufung der Beleuchtungsintensität war das primitivste und gleichzeitig wirksamste Mittel, die Augen der Besatzung an das Dunkel des freien Raumes zu gewöhnen.
    Das Licht in der Schleuse verfärbte sich über Orange nach Rot. French sah das Außenschott sich teilen, dann erloschen auch hier die Leuchtkörper. Die Lichtpunkte ferner Sterne tauchten auf. Zur rechten Händ schwebte ein Gebilde von der Größe eines Baseballs die Sonne, deren Lichtflut durch eine geschickte Kombination von beweglichen Filtern so gedämpft wurde, dass sie dem Auge keinen Schaden zufügen konnte.
    Die Bewegung der Space-Jet war unmerklich. French Sringar blickte Heckwerts und sah Hunderte von hell erleuchteten Luken am riesigen Leib der BASIS, schon mehr als zwanzig Kilometer entfernt. Er spürte ein Würgen im Hals. Es war ihm zumute, als müsse er ..Lebewohl" sagen. ,,Ich habe versucht, die Sichtverhältnisse in unmittelbarer Nähe der Photosphäre mit dem Computer zu simulieren", sagte Bom Gerard. „Es ist klar, dass wir keine direkten Beobachtungen machen können. Was wir sehen, ist, was die Bordpositronik uns vorspielt. Es gibt in der Nähe der Sonnenoberfläche nicht allzu viele Kontraste. Sie rühren in der Hauptsache von Schwankungen in der Materiedichte und in der Temperatur her. Tiefe Temperaturen werden von der Positronik ebenso wie vom menschlichen Auge dunkler empfunden als hohe; daran haben wir nichts zu ändern brauchen. Dichteschwankungen drücken sich optisch auf die verschiedensten Weisen aus. Der Computer simuliert sie durch kontinuierliche Farbtönung von Gelb nach Rot.
    Helles Gelb bezeichnet hohe Dichte, dunkles Rot markiert geringe Dichte." ,,Was wir als erstes zu sehen bekommen werden", sagte Nadu, „sind also Sonnenflecken, nicht wahr?"
    Gerard schüttelte energisch den Kopf. „Höchstens aus weiter Ferne", antwortete er, ,,gewiss nicht aus der Nähe. Sonnenflecken sind mit einer Reihe höchst unangenehmer Phänomena verbunden: rabiater Magnetismus, wilde Turbulenzen. Gegen magnetische Effekte sind wir ausreichend abgeschirmt. Aber in einen Mahlstrom glühenden Gases, der mit ein paar Dutzend Kilometern pro Sekunde dahinschießt, geriete ich ungern. Wir werden die Granulation der Photosphäre zu sehen bekommen, den Wechsel von heißen und weniger heißen Flächen mit Temperaturunterschieden von ein paar hundert Grad.
    Und schließlich wird so hoffe ich wenigstens das dunkelste aller Objekte vor uns auftauchen: der Sonnenhammer." ,,Warum dunkelste?" wollte Jani wissen. ,,Was auch immer der Sonnenhammer ist", erklärte Gerard bereitwillig, „er kann in einer Temperatur von fünftausendfünfhundert Grad nicht funktionieren. Zumindest in seinem Innern müssen die Temperaturen um etliche tausend Grad tiefer liegen. Der Sonnenhammer stellt sich uns als eine Hitzesenke dar, in der thermische Energie auf irgendeine Art und Weise umgewandelt wird. Er ist wesentlich kälter als seine Umgebung, kälter selbst als die Sonnenflecken. Deshalb muss er das finsterste Objekt in der Nähe der Sonnenoberfläche sein."
    French Sringar musterte den blassgelben Baseball. Die CERBERUS beschleunigte mit Höchstwerten. Der Ball blähte sich auf. Am Rand der von den Filtern abgedeckten Fläche sah French das Wabern der Korona. ,,CERBERUS, hier Kreuzer GINGAL", schreckte Ras Tschubais Stimme ihn aus der Nachdenklichkeit auf. „Ihr habt uns am Schürzenband. Wir sind euch dicht auf den Fersen."
    French sah den gleißenden Reflex auf dem Orter-Video. Er erfüllte ihn mit Zuversicht.
    Die Sterne waren verschwunden. Der Hintergrund des Raumes war ein schmutziges Gelb. Davor bewegten sich rote bis düsterrote Schlieren. Die CERBERUS schoss mit einer Geschwindigkeit von mehreren hundert Kilometern pro Sekunde durch die äußeren Bereiche der Korona. Der Prallschirm schleuderte Ströme ionisierter Korpuskeln beiseite und schuf ein dunkles Kielwasser, das sich wie eine finstere Spur hinter der Space-Jet herzog.
    Der Funkverkehr mit der GINGAL geriet ins Stocken. Die Störungen nahmen überhand.
    Der Kreuzer folgte der CERBERUS jetzt mit drastisch verringerter Geschwindigkeit. Er würde nur noch ein paar tausend Kilometer weiter vordringen können, dann war die Leistungsgrenze seiner konventionellen
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