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112 - Der weiße Mönch

112 - Der weiße Mönch

Titel: 112 - Der weiße Mönch
Autoren: Dämonenkiller
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Gleichgewicht.
    Das Licht fiel aus. Finsternis herrschte im Gewölbe. Phillip stöhnte, zappelte, kroch vor Ira Marginter davon und flüchtete ins Verlies. Er krabbelte in die Zelle, in der Unga, der Cro Magnon, untergebracht gewesen war, solange er seine Tobsuchtsanfälle hatte. Phillip knallte die Tür zu, warf sich auf das Bett, schluchzte, stand wieder auf und wanderte rastlos in der Zelle auf und ab. Hin und wieder stieß er wegen der Dunkelheit irgendwo an und keuchte entsetzt.
    Ira spähte durch die Sichtklappe, aber sie konnte nicht erkennen, was im Innern der Zelle vorging. Sie öffnete die Tür, und sofort wurde Phillips Koller wieder heftiger. Ira befürchtete, daß er sich weh tat.
    „Phillip", rief sie, „mein Gott, so beruhige dich doch! Vor mir brauchst du nicht davonzulaufen. Das Licht flammt bestimmt gleich wieder auf."
    Die Stimme des Hermaphroditen war leise und ein unverständliches Gestammel. Es blieb dunkel, aber Ira redete so eindringlich und ausdauernd auf ihn ein, daß er schließlich zu ihr kam und sich gegen sie drängte. Er umarmte sie und wurde erneut vom Schluchzen geschüttelt. Ira strich mit der Hand über seinen Kopf. Es berührte sie eigenartig, daß sich seine schwellenden Brüste gegen sie preßten und sein gesamter Körper eisigkalt war. Sie empfand jedoch keinen Widerwillen - eher Mitleid. Ich werde noch eine zweite Miß Pickford, dachte sie. Die Haushälterin in der Jugendstilvilla hatte ihre schützenden Fittiche auch immer über Phillip ausgebreitet und war Dorian Hunter gegenüber oftmals richtig rabiat geworden, weil sie Dorian die Schuld für die Anfälle des Hermaphroditen zuschrieb; das hatte Ira Coco Zamis' Erzählungen entnommen.
    Plötzlich war das Licht wieder da. Ira schloß geblendet die Augen und öffnete sie dann wieder. Phillip atmete ruhiger. Als oben Gepolter ertönte und Stimmen laut wurden, als Schritte herangetrappelt kamen und jemand „Wo steckt ihr denn?" rief, hielt er sich jedoch immer noch an der Restaurateurin fest.
    Hideyoshi Hojo, der zierliche Japaner mit dem Bürstenschnitt, betrat als erster das Verlies. An der Hand führte er den verstörten Zyklopenjungen Tirso. Burkhard Kramer, der Amerikaner Virgil Fenton und Colonel Bixby drängten hinter ihm herein. Sie registrierten, in welcher Verfassung sich Phillip befand, und nickten sich zu.
    „Das Licht war weg", sagte Ira.
    „Oben hättest du sein sollen", entgegnete Burkhard Kramer. „Da wackelten plötzlich die Türen und Fenster. Ein paar Scheiben gingen in die Brüche, und Bilder und andere Gegenstände fielen von den Wänden."
    Der Hermaphrodit wimmerte, und Ira Marginter zog die Brauen zusammen.
    „Macht ihn doch nicht noch verrückter!" sagte sie.
    Colonel Bixby machte eine beschwichtigende Geste. „Aber nein, nein! Versteh das nicht falsch! Es hat nicht etwa einen neuen Angriff der Dämonen gegeben, wie ihr vielleicht annehmt. Am besten kommt ihr selbst mit rauf und seht euch das an."
    „Es besteht keine Gefahr", fügte Fenton aufmunternd hinzu.
    Ira hob die Schultern und folgte den Männern. Phillip ließ sich nur widerstrebend mitziehen. Eigentlich war es der Kölnerin nicht recht, ihn gegen seinen Willen mitzunehmen, andererseits hatte sie aber auch Bedenken, ihn allein im Gewölbe zurückzulassen. Er konnte sich in seiner Verwirrung ernsthaft etwas zufügen; dafür hätte sie sich dann persönlich schuldig gefühlt.
    Yoshi und Tirso immer noch an der Hand, und so schritten sie nach oben - der Japaner mit dem Zyklopenjungen voraus, dann die blonde Frau mit Phillip, von Kramer, Fenton und Bixby flankiert.
    Sie strebten durch das Erdgeschoß des Hauptgebäudes auf den Eingang von Castillo Basajaun zu: ein Doppeltor aus dicken Bohlen mit schweren eisernen Beschlägen. Ira überraschte es, nicht mehr das nerventötende und allmählich zermürbende Grunzen, Kreischen und Knurren der Dämonen zu vernehmen. Hauptsächlich deswegen hatte sie sich mit Phillip und Tirso im unterirdischen Gewölbe aufgehalten, um es nicht mehr hören zu müssen und langsam psychisch vor die Hunde zu gehen.
    Ira erschrak, als der Japaner den rechten Torflügel einfach aufzog. Der Flügel schwang weit auf, und der bronzene Türklopfer hob sich ein Stück ab, um' gleich darauf wieder dumpf aufzuschlagen.
    Das elektrische Licht fiel von der Säulenhalle aus ins Freie und zeichnete ein schiefes Viereck auf den Boden. Draußen wie drinnen herrschte Stille.
    Ira sah die Männer der Reihe nach an. Sie grinsten
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