Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
112 - Der weiße Mönch

112 - Der weiße Mönch

Titel: 112 - Der weiße Mönch
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Laut von sich. Er deckte den Kopf mit einem Arm ab und versuchte, wieder einzuschlafen.
    „Johann", sagte sie. „Hast du das gehört?"
    „Was?"
    „Der Hund."
    „Du träumst. Leg dich wieder hin und schweig!"
    „Da - da ist es wieder!" sagte sie, und in ihrer Stimme war etwas, das ihn aufhorchen ließ. Tatsächlich war es der Hofhund, der sich da bemerkbar machte. Doch sie hörten ihn gar nicht erst richtig anschlagen, wie er das gewöhnlich tat, sobald sich ein Fuchs, ein Landstreicher oder sonst irgend jemand dem Hof näherte. Es war nur ein kurzes entsetztes Aufwimmern, dann folgte ein ersticktes Jaulen und anschließend herrschte wieder Totenstille.
    Der Bauer wußten plötzlich ganz genau, daß dort etwas nicht stimmte, doch er wollte es nicht wahrhaben. Er drehte sich auf die linke Seite und brummelte etwas Unverständliches.
    Herma Stege legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Johann, da stimmt was nicht. Du mußt nachsehen, was los ist." Sie rüttelte ihn, „Steh auf!"
    „Sei still, dummes Weib!" gab er störrisch zurück.
    Die Luft im Schlafraum war stickig, obwohl das Fenster etwas geöffnet war. Es wurde immer wärmer, richtiggehend heiß. Die schweren hölzernen Fensterläden wackelten plötzlich in ihren Angeln, fuhren auseinander und schlugen klappernd gegen die äußere Hauswand.
    Herma zuckte zusammen. Johannes bekam es nun auch mit der Angst zu tun, doch gerade das verstärkte seinen Ärger noch.
    „Halt den Mund, oder du bekommst Schläge!" fuhr er seine Frau an.
    Schwere, schlurfende Schritte hallten von irgendwoher an ihr Ohr, und Laute, die Stege nicht näher einzuordnen wußte, waren zu hören. Da war ein Tuscheln, ein Rascheln, ein Kratzen - und unversehens begann im Stall ein Kalb jämmerlich zu blöken. Unruhe entstand. Das Vieh erwachte und rumorte.
    Jetzt konnte sich Johannes Stege den Tatsachen nicht mehr verschließen. Er rutschte unter der Bettdecke hervor, fluchte, schlüpfte in seine Holzschuhe, stapfte wütend durch den dunklen Raum, stieß sich das Knie an einem Schemel und gleichzeitig eine Verwünschung hervor.
    „Johann, versündige dich nicht!" sagte Herma mit vibrierender Stimme.
    „Still! Ich sehe nach, was die verdammten Biester haben. Möchte wirklich wissen, was die mitten in der Nacht anficht, sich so zu gebärden."
    „Sei vorsichtig!"
    „Hast du Angst?"
    „Ja"
    „Dummes Weib!"
    „Johann - ich glaube, es sind die ,Reinen'. Sie haben schon viele Unglückliche überfallen und verschleppt. Sie sind vom Teufel besessen. Der Pfarrer von Drachselried sagt, sie haben die Magie zur Religion erhoben, und deshalb werden sie im Fegefeuer schmoren. Johann, sie sind gekommen, um uns zu holen. Ich - ich fühle es."
    Er machte eine wegwerfende ungnädige Handbewegung. „Bis nach Drachselsried kommen die nicht. Die haben viel zuviel Angst vor ehrlichen Leuten. Du gibst zuviel auf das Geschwätz der Weiber aus dem Dorf. Und der Pfarrer ist auch eine alte Klatschbase."
    Er stieß die Tür auf, begab sich auf die Diele hinaus und griff sich eine Mistforke.
    „Paß auf dich auf!" hörte er Herma noch sagen.
    Dann ging er zum vorderen Tor, den Bleiglasfenstern entgegen, durch die fahles Mondlicht fiel. Er zog das Tor auf. Es knarrte in rostigen Angeln. Ganz wohl war ihm nicht, doch er überwand sich und trat auf den Hof hinaus.
    Nichts Außergewöhnliches war zu sehen. Der Hofhund war ein schwarzer Fleck mit undeutlichen Konturen unter der mächtigen Krone des Eichenbaumes.
    Johannes Stege suchte den Stall auf und beruhigte die Tiere mit sanften Worten. Der Bauer machte ihre Gestalten nur schemenhaft aus, doch er nahm deutlich wahr, wie sich die meisten mit dunklen Seufzern wieder niederließen.
    Er verließ den Stall und schritt auf den Hund zu. Es kam ihm merkwürdig vor, daß dieser sich nicht regte. Schlief er so fest? Warum hatte er gejault?
    Stege beugte sich über ihn - und fuhr entsetzt wieder hoch.
    Jemand hatte dem Tier den Kopf abgeschnitten. Es war ein grausiger Anblick.
    Voll kalter Wut packte der Bauer seine Mistforke und begann, nach dem Übeltäter zu suchen. Er hatte die östliche Seite seines Anwesens erreicht und niemanden entdeckt, als ein spitzer Schrei herüberwehte. Er kam aus dem Schlafraum. Herma hatte ihn ausgestoßen!
    Der Bauer fühlte, wie es ihn eisig überlief und sich eine imaginäre Faust um sein Herz schloß. Er rannte auf das Haus zu.
    Zwei Arme schossen aus dem Dunkel der Fensteröffnung hervor. Die Hände griffen nach den Kanten der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher