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1116 - Der Hexenkelch

1116 - Der Hexenkelch

Titel: 1116 - Der Hexenkelch
Autoren: Jason Dark
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nur ein Vorspiel. Wir müssen mit weiteren Überraschungen rechnen, und die werden bestimmt nicht so harmlos sein.«
    »Laßt uns zur Höhle gehen«, sagte ich.
    Alan übernahm wieder die Führung. Er kannte sich hier aus, und das bewies er auch. Vor allen Dingen war er trittsicher. Der Abstand zwischen uns vergrößerte sich.
    Sehr steil mußten wir in die Höhe klettern. Der Wind wehte hier kräftiger. Manchmal schnappte er nach uns, dann wieder war er überhaupt nicht vorhanden.
    Wir hatten weniger Spaß als die Vögel, die es genossen, sich durch die Winde tragen zu lassen. Er rauschte in meinen Ohren. Die Geräusche blieben nie gleich. Unterschiedlich laut nahm ich sie wahr, und sie schienen von den Geschichten zu erzählen, die sich hier im Laufe von mehr als Jahren zugetragen hatten.
    Es war wirklich eine Welt für sich. Einsam und doch prall gefüllt mit irgendwelchen Gedanken und Vorstellungen. Vieles war im Laufe der Zeit vom Winde verweht worden, aber vieles kehrte auch wieder in veränderter Form zurück.
    Friedman wartete auf uns hinter einem Felsvorsprung. Er lächelte uns zu, ein Zeichen, daß wir es geschafft hatten. Zu zeigen brauchte er nichts, wir sahen selbst eine Schrittlänge entfernt den Eingang zur Höhle.
    »Das ist der Weg!« sagte er. »Ich bin ihn zusammen mit Justin gegangen. Ich erinnere mich, wie wir hier an der gleichen Stelle standen. Wir wollten die Höhle nicht gemeinsam betreten, das erschien uns zu unsicher. Niemand von uns wußte, welche Gefahren dort im unbekannten Dunkel lauerten. Deshalb losten wir. Der Gewinner sollte die Höhle zuerst betreten. Justin gewann. Ich sollte später folgen, was ich auch tat. Und ich hatte die Videokamera dabei. Als ich Justin fand, war er um mehr als zwanzig Jahre gealtert und hatte viel Blut verloren.«
    »Haben Sie uns das erzählt, damit wir ebenso handeln sollen?« fragte Suko.
    »Es wäre eine Überlegung wert.« Suko und ich schauten uns an.
    »Nein, wir gehen zu dritt!« entschied ich.
    Damit war auch Alan einverstanden. Aus seinem Rucksack holte er die Taschenlampe hervor. Zuerst schickte er den breiten hellen Strahl in die Finsternis. Einige Fledermäuse wurden erschreckt.
    Wir sahen sie flattern, und der Lichtkegel malte ihre Schatten monsterhaft groß an die Decke.
    Auch Suko und ich hielten unsere Leuchten bereit. Sie waren mehr als Reservelicht gedacht, denn mit der Kraft der Stablampe konnten sie nicht konkurrieren.
    Es war der Einschnitt im Fels, den ich schon auf dem Film gesehen hatte. Nur kam er mir hier breiter vor. Wie ein großer Korridor, der sich tief in das alte Gestein hineinzog.
    Auf dem Film hatte ich das grüne Licht gesehen. Ich bezeichnete es als eine magische Beleuchtung und rechnete damit, daß es auch jetzt wieder auftauchte.
    Das stimmte nicht.
    Es blieb dunkel, und die einzige Lichtquelle hielt Alan Friedman in der Hand. Der Strahl tanzte, weil auch er sich bewegte. Er zerstörte die Finsternis, er huschte nicht nur über den Boden, sondern auch an den Wänden entlang, die nicht eben waren. Deren Felsen wirkten wie erstarrte Wellen.
    Einmal blieb Alan stehen, um uns zu sich herankommen zu lassen. Er deutete mit der freien Hand nach vorn und sagte: »Eigentlich hätten wir das Ziel schon sehen müssen, aber heute ist alles anders.«
    »Wie meinen Sie das?« fragte Suko.
    »Es gibt kein Licht. Keinen Schimmer.«
    »Dann ist Alana nicht hier.«
    »Das denke ich auch.«
    Ich fragte nicht nach Justin Corner, weil mich in diesen Augenblicken eine böse Ahnung überfiel.
    Wenn sie von ihm und seinem Blut genug gehabt hatte, dann war er für sie zu nichts mehr nutze, und das konnte etwas Schlimmes und Endgültiges bedeuten.
    Etwas Ähnliches befürchtete auch Alan Friedman. Wir sahen es ihm an, denn er hielt die Lippen zusammengepreßt. Sein Blick war nach innen gekehrt, und dann hatte er sich überwunden und flüsterte: »Ich glaube, daß Justin keine Chance gehabt hat.«
    »Erst einmal müssen wir ihn finden«, erklärte ich.
    »Klar.«
    »Geht es hier weiter?« fragte Suko.
    »Sicher. Immer geradeaus.«
    Diesmal blieben wir zusammen. Unsere beiden Leuchten verstärkten das Licht noch. Die hellen Arme waren nach vorn gerichtet. Die Höhle mußte ein Ende haben, so tief war sie nicht, schließlich führte sie nicht wie ein Stollen in die Erde hinein.
    »Da!« Das Wort war gequetscht und trotzdem wie ein Schrei aus Friedmans Mund gedrungen. Er hatte seine Lampe bisher recht normal gehalten, nun begann die Hand zu
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