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1115 - Bote des Unsterblichen

Titel: 1115 - Bote des Unsterblichen
Autoren: Unbekannt
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stolz war. Er trug meist ausgebeulte Pullis und vergammelte Hosen mit überbreiten Gürteln, in denen sich seine Barschaft verbarg. Sein Charakter konnte als ausgesprochen positiv bezeichnet werden.
    Merg, sein Bruder, konnte als das Gegenteil bezeichnet werden, und zwar in jeder Hinsicht. Als Yamischs Partner in der sogenannten Coolafe-Agentur besaß er äußerlich gesehen nur wenig Ähnlichkeit mit einem typischen Springer, vielmehr ähnelte er in Statur und Aussehen einem durchschnittlichen Terraner, weshalb er auch meist „der Schlanke" genannt wurde. Auch er hatte rötliche Augen, ein rundliches Gesicht und eine prächtige Knollennase.
    Sein Hobby war der Motorradsport, der auf Lepso groß in Mode gekommen war. Bei einem Unfall war er schwer verletzt worden und trug seitdem eine Howalgoniumplatte unter seinen künstlichen roten Haaren.
    Merg war hochintelligent, leider aber auch machtbesessen, habgierig, egoistisch und steckte voller Intrigen. Kein Wunder also, daß er mit seinem redlich denkenden Bruder dauernd Streit bekam.
    Während Yamisch sich recht lässig kleidete, legte Merg Wert auf rote oder blaue Seidenanzüge und glänzende Schaftstiefel. Wo immer noch Platz blieb, behängte er sich mit Silberschmuck.
    Das Büro der Agentur befand sich am Rand der Hauptstadt Orbana, nicht weit vom Raumhafen entfernt.
    An diesem Tag gab es mal wieder Streit zwischen den Brüdern. „Wie oft habe ich dich schon gebeten, die Finger von so schmutzigen Geschäften zu lassen", knurrte Yamisch in seinen roten Vollbart und verzog das Gesicht zu einer traurigen Grimasse. „Wir verdienen genug und zahlen kaum Steuern. Was wollen wir denn noch mehr?"
    „Mehr Geld", klärte Merg ihn kühl auf. „Krumme Geschäfte muß man machen, dann rollt der Zaster."
    „Eines Tages rollst du ins Gefängnis", warnte sein Bruder.
    Merg lachte aus vollem Hals. „Hier auf Lepso? Na, und wenn schon! Unsere Knastvillen bedeuten den reinsten Erholungsurlaub, besonders dann, wenn man Verbindungen hat."
    Yamisch schüttelte voller Bedenken den Kopf. „Was du jetzt wieder vorhast, ist ein glattes Verbrechen, das die Polizeikräfte der Kosmischen Hanse auf den Plan rufen wird. Selbst dann, wenn die hiesigen Stellen sich nicht darum kümmern wurden, wäre der Ärger vorprogrammiert. Siehst du das denn nicht ein, Merg?"
    Merg winkte lässig ab. „Was für ein Ärger? Ich werde Blümchen züchten und verkaufen, das ist alles."
    „Blümchen!" Yamisch stieß es wütend hervor, und als er weitersprach, klang seine Stimme empört. „Als du draußen vor der Stadt deine hydroponischen Treibhäuser bauen ließest, begann ich an eine Wandlung deines Charakters zum Guten hin zu glauben. Aber meine Freude und Erleichterung waren leider nur von kurzer Dauer. Ich dachte an Frischgemüse und Hydrokulturen und auch an Zierpflanzen. Doch dann erfuhr ich die Wahrheit."
    „Nun rege dich wieder ab, Bruderherz. Wir Springer galten schon immer als die Galaktischen Händler, und unsere Vorfahren lebten von nichts anderem als von illegalen Geschäften. Und ausgerechnet du willst das ändern?"
    „lch werde es ändern!" hielt Yamisch ihm energisch entgegen.
    Merg lehnte sich zurück. „So, du willst das ändern? Du willst uns ruinieren, gerade jetzt, wo ich das größte aller Geschäfte vorbereite? Ich warne dich, Yamisch. Wenn du mir dazwischenfunkst, bekommst du ein hübsches Ding auf deinen Prachtschädel!"
    „Du drohst mir?"
    „Es war nur ein gutgemeinter Rat, Brüderchen. Ich werde die Amaranos verkaufen, ob du mitmachst oder nicht."
    Amaranos!
    Auf Lepso gedieh diese wunderschöne Blume wild, und sie war so gut wie harmlos. Merg hatte jedoch eine Abart dieser Blume züchten können, und die hatte es wahrlich in sich. Sie gedieh in erster Linie in den hydroponischen Gärten, die es in den meisten Raumschiffen gab. Und wenn sie blühte, verbreitete sie einen aromatischen Duft, der nach gewisser Zeit eine stark halluzinogene Wirkung hervorrief.
    Man konnte die Amaranosblüte nicht gerade als gefährliches Narkotikum bezeichnen, aber schließlich war auch die Langzeitwirkung noch unbekannt. Als Merg seine ersten Exemplare auf den Markt brachte, wurde der Handel damit vorsorglich offiziell untersagt. Damit trat genau das ein, was Merg bezweckte: Der Preis zog kräftig an. „Was hast du ohne mein Wissen in die Wege geleitet?" erkundigte Yamisch sich. „Du kennst doch Dave Woddle?"
    „Diesen Geizkragen? Was hat denn der damit zu tun?"
    „Eine Menge", informierte
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