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1103 - Aussenseiter der Armada

Titel: 1103 - Aussenseiter der Armada
Autoren: Unbekannt
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den Sinn: Vielleicht kann ich sogar noch mehr für dich tun. Wie viele Jahre war das jetzt her? Wann hatte sie den Weg, den sie da beschrieb, ausgeknobelt? War es ihr, während ich noch schlief, womöglich gelungen, für eine Fluchtmöglichkeit zu sorgen?
    Während sie, von meiner Fassungslosigkeit ungerührt, weitersprach, bemühte ich mich, trotz meiner durcheinander geratenen Gedanken jede Einzelheit zu behalten und mir einzuprägen. „Vom Schachtausstieg gesehen, ist es der dritte Korridor rechts, den du nehmen mußt. Er führt dich in den äußeren Bereich der Boje, direkt zur Schleuse 23-9-53. Merke dir das genau :Dreiundzwanzigneun- dreiundfünfzig! Dort verläßt du das Schiff. Wenige Meter von der Schleuse entfernt, befindet sich ein Armadaschlepper. Du kannst ungefährdet in ihn eindringen und ihn für deine Zwecke benutzen."
    Hatte ich ihr zunächst mit wachsender Begeisterung zugehört, beschlich mich jetzt blankes Entsetzen. So gut durchdacht ihr Vorschlag auch sein mochte, er enthielt einen entscheidenden Fehler; Einmal bereits hatte ich versucht, einen Armadaschlepper zu besetzen.
    Es wäre fast mein Tod gewesen. „Die Schlepper sind mit speziellen Sensoren gegen Leute wie mich ausgerüstet", wehrte ich ab. „Bevor ich auch nur einen Schritt ins Innere gesetzt habe, bin ich bereits durch Paralysestrahlen ausgeschaltet."
    Farslyina ließ sich durch den Einwand nicht beirren. „Du kannst mir vertrauen, Kleiner. Ich habe natürlich dafür gesorgt, daß dir nichts geschieht.
    Die Sensoren werden deinen Außenseiterstatus nicht registrieren."
    Das klang unglaublich, aber sie sagte es mit einer solchen Sicherheit, daß sie mich trotz aller Skepsis wiederum überzeugte. Über welche Fähigkeiten mußte sie verfügen, wenn sie die Erkennungssensoren eines Armadaschleppers manipulieren konnte? „Geh jetzt", drängte sie, als auf dem Korridor abermals ein Kolkok stehenblieb und erst nach einer Weile, während der er schweigend in den Schlafstock blickte, seinen Weg fortsetzte. „Du hast nicht mehr viel Zeit."
    Es fiel mir schwer, mich zu trennen - von ihr, der gutmütigen, geduldigen Farslyina, die so viel für mich getan hatte. Aber ich riß mich zusammen.
    Es mußte sein. Sie würde aus meinem Leben scheiden, ebenso schnell und lautlos, wie sie hineingetreten war.
    Im Bereich dieser endlosen, teuflischen Armada, dachte ich bedrückt, war Farslyina der erste Freund, dem ich begegnet war. Nach allem, was ich erlebt hatte, würde sie auch der einzige bleiben. Es schmerzte.
    Sie selbst machte sich darüber anscheinend weniger Gedanken. Als gäbe es nichts mehr zu sagen, als seien alle Fragen beantwortet, wandte sie sich ab und begann wieder mit ihren rhythmischen Bewegungen. Im Sichtschutz ihrer massigen Gestalt konnte mein Rückzug beginnen.
    Der Schlafstock war, zumindest für meine körperlichen Verhältnisse, recht geräumig und bot viel Bewegungsfreiheit. Ich suchte das Gitter an der Rückwand und fand es, leicht erreichbar, wenige Handbreit über dem Boden. Es würde sich problemlos öffnen lassen, und der Schacht, der sich anschloß, war breit und hoch genug, mich aufzunehmen. Ich zweifelte nicht daran, daß auch der weitere Weg, wie ihn die Kolkok beschrieben hatte, eine realistische Fluchtmöglichkeit darstellte.
    Wieder überkam mich ein Gefühl tiefster Dankbarkeit.
    Was tat sie für mich ...! Ich begriff es noch immer nicht. „Farslyina ...", murmelte ich vor mich hin.
    Sie drehte den Kopf, ohne ihre Wiegebewegungen zu unterbrechen. „Ja ...?"
    „Warum", fragte ich spontan, „hilfst du mir? Ausgerechnet mir, einem Pseudoarmadisten?"
    Der trübe Blick ihres Auges ruhte lange auf mir, als wisse sie nicht recht, ob sie wahrheitsgemäß antworten sollte. Als sie es schließlich tat, wurden mir schlagartig die Hintergründe für ihre Handlungsweise klar, die ganze Tragik, die sie zu ihrem Tun veranlaßte - und mich durchfuhr ein unbeschreiblicher seelischer Schmerz. „Vor langer Zeit hatte ich einen Sohn", sagte sie leise. „Er wurde verjagt und geächtet. Er war wie du."
     
    3.
     
    Schlaglicht auf die Gegenwart Wer dem Volk der Helkiden entstammte, dem mußten Cygriden wie Riesen erscheinen. Sie waren breit, hochgewachsen (im Durchschnitt noch größer als ein Kolkok) und mit zwei stämmigen Beinen und ebenso vielen kurzen, aber ungewöhnlich muskulösen Armen ausgestattet. Der Kopf wuchs aus einem kaum erkennbaren Hals und war mit zwei eng beieinander liegenden Augen, einem flachen
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